Hexensturm
musst baden. Der Herr möchte sein … Spielzeug … immer sauber haben.«
Spielzeug … Das war es also. Ich schluckte schwer.
»Was ist mit deinem Sohn? Er kann mich sehen.«
»Er ist in einem Käfig eingeschlossen. Und er ist … Dass er eine Frau nackt sehen könnte, ist meine geringste Sorge. Tu, was ich sage.«
Ich wandte mich von dem Käfig ab und zog meinen Rock und den Rollkragenpulli aus. Der Junge rüttelte an seiner Käfigtür und stieß kehlige Laute aus, doch Hanna ignorierte ihn, und ich machte es genauso. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Wenn ich Hanna niederschlug – und ob ich das überhaupt konnte, war ein großes Wenn –, würde ich überhaupt nicht mehr auf Flucht hoffen können. Ich brauchte sie. Ich musste sie dafür gewinnen, mir zu helfen, und dazu würden wir auch ihren Sohn retten müssen.
Ich stieg in das dampfende Bassin, und sie goss irgendein duftendes Öl ins Wasser. Es roch nach Gewürzen, Johanniskraut und Honig – ein schwerer Duft, ganz ähnlich wie meine Parfüms. Das warme Wasser entspannte allmählich meine Muskeln. Ich lehnte mich zurück, obwohl ich das angenehme Gefühl eigentlich nicht genießen wollte. Aber ich war müde. So müde. Und Angst und Kälte hatten mir arg zugesetzt.
Einen Moment lang rang ich mit mir und kam dann zu dem Schluss, dass Entspannung mir ein bisschen Erholung verschaffen würde. Ich atmete den duftenden Dampf ein und genoss die Wärme an meinem Körper.
Hanna reichte mir einen Lappen und ein Stück handgemachter Seife, und ich begann mich zu waschen. Während ich in den aufsteigenden Dampf starrte, glitt ich in eine leichte Trance hinüber. Und dann traf mich eine Idee wie ein Schlag auf den Kopf. Vielleicht konnte ich die Seelensymbiose nutzen, um Kontakt zu Smoky, Morio und Trillian aufzunehmen und sie wenigstens wissen zu lassen, dass ich noch lebte.
Ich schloss die Augen, atmete langsam ein, in einem langen, stetigen Strom wieder aus und ließ mich tiefer in Trance sinken.
Tief hinab, hinab ins Leere. Lass dich fallen. Wo bin ich? Im Reich der wirbelnden Nebel. Einem Land ewigen Schnees. Und da, da … sind Fünkchen. Spuren. Folge der Magie, jage durch den Nebel. Flüstern, Flattern von Funken, und weiter … weiter hinunter, tiefer nach innen, folge dem Pfad zu dem Funken in meinem Innersten, dem heiligsten Ort, sicher vor allem und jedem. Und da … ein Lichtpunkt, das Herz der Magie …
Ein weiterer Atemzug, wirbelnder Nebel … Geh zum Licht, folge der Spur. Folge dem Pfad, und dann – noch ein Schritt, und …
Ich stand im Astralraum, knietief im Nebel. Die Luft funkelte vor Energie und knisterte wie von tausend elektrischen Impulsen. Oder vielmehr das, was hier als Luft gelten konnte – auf der Astralebene brauchte ich nicht zu atmen, denn ich war nicht körperlich hier, sondern nur mein Geist. Rosa, grün, gelb, blau … Der Schimmer der Luft erinnerte mich an die Bucht bei Nacht, wenn die fluoreszierenden Algen mit der Flut herangetrieben wurden.
Ich war nicht ganz sicher, wo ich mich befand, und drehte mich um. Die Fünkchen stoben um mich davon. Wo waren meine Männer? Wo waren ihre Signaturen? Ich suchte danach, konzentrierte mich fest auf ihre Gesichter und rief nach ihnen.
Während ich sie zu erreichen versuchte, konnte ich mich ebenso gut ein wenig umsehen. Der Nebel strudelte sacht um meine Beine herum, als hieße er mich willkommen. Auf der Astralebene fühlte ich mich sicherer – zumindest mein Geist konnte entkommen, auch wenn mein Körper von einem wahnsinnigen Drachen gefangen war. Dieses Versprechen erschien mir gerade unendlich kostbar.
Smoky, Morio, Trillian – ich bin hier! Könnt ihr mich hören? Findet ihr irgendwie einen Weg zu mir? Hilfe! Ich bin hier! Ich lebe noch! Smoky!
Und dann hörte ich eine Stimme, mit der ich zuallerletzt gerechnet hätte. Sie erklang hinter mir, hochwillkommen und dennoch so überraschend, dass ich beinahe gestürzt wäre, als ich mich hastig umdrehte. Konnte das wirklich der sein, für den ich ihn hielt?
»Camille? Was machst du denn hier?«
Und vor mir stand kein anderer als Chase.
Kapitel 11
C hase! Oh, Chase!« Überglücklich lief ich zu ihm und fiel ihm um den Hals. Obwohl ich auf der Astralebene nur geistig anwesend war, fühlte sich die Umarmung wirklich an, und im Augenblick brauchte ich nichts so dringend wie ein freundliches, vertrautes Gesicht. Ich brach in Tränen aus und legte den Kopf auf seine Schulter.
»He,
Weitere Kostenlose Bücher