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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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schlafen.«
    Hanna führte mich zu einer Pritsche – viel weicher als die, auf der ich aufgewacht war.
    »Schlaf. Hier, nimm das. Fünf Tropfen, dann wirst du tiefer schlafen, aber nicht benommen sein, wenn du aufwachst.« Sie gab mir ein kleines Fläschchen. »Der Herr würde mich schlagen, wenn er wüsste, dass ich das habe, aber … Ich nehme es, wenn ich es nicht mehr ertrage, hier zu sein. Wenn ich mich selbst zu sehr verabscheue und das, was ich für ihn tue.«
    Ich nahm das Fläschchen, ohne auch nur kurz zu zögern. Ich musste mich erholen. Also schluckte ich fünf Tropfen von der bitteren Flüssigkeit. »Hat er dich je … hat er dich vergewaltigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er braucht mich zu sehr, um mir das anzutun. Die anderen Frauen, die er entführt hat … Camille, er vergewaltigt sie nicht nur, er verwandelt sich danach in den Drachen und frisst sie. Die allererste wollte er in seiner natürlichen Gestalt missbrauchen und hat sie dabei buchstäblich zerrissen. Das hat er nicht wieder versucht – er spielt gern mit seinem Essen, ehe er es frisst. Und das macht keinen Spaß, wenn die Beute zu schnell stirbt. Das sage ich dir nicht, um dir Angst zu machen, sondern um dich zu warnen.«
    »Ich weiß über ihn Bescheid«, entgegnete ich. »Er ist mein Schwiegervater, schon vergessen? Und sobald mein Mann kommt, um mich zu retten, wird Hyto mich vor seinen Augen töten, wenn ich es nicht schaffe, vorher zu fliehen. Das ist mir vollkommen klar. Und er wird tun, was immer er kann, um die Schmerzen so unerträglich wie möglich zu machen.«
    Damit rutschte ich ein wenig tiefer unter die dicke Steppdecke, die Hanna über mich gebreitet hatte, und schloss die Augen. Einen Moment später spürte ich ihre Lippen auf meiner Stirn, und es war, als sei plötzlich meine Mutter erschienen, um mich zu segnen. Ich sagte kein Wort, kuschelte mich nur in die Decke und fiel in tiefen, dunklen Schlaf.

    Ich ging einen langen, schmalen Tunnel entlang, der sich scheinbar ewig durch dieses Labyrinth aus Höhlen zog. Irgendwo weit im Hinterkopf war mir bewusst, dass ich im Schlaf auf der Astralebene herumlief, und dieses Wissen beruhigte mich. Ich suchte nach irgendeinem Anzeichen von Leben – irgendjemandem, der mir vielleicht helfen konnte.
    Dann rannte ich auf einmal. Ein Schatten fiel von hinten auf mich, und in panischer Angst, es könnte Hyto sein, huschte ich von Wand zu Wand auf der Suche nach einem Versteck. Doch der Schatten hielt Schritt mit mir, und nach einer Weile drehte ich mich um und stellte fest, dass er nur ein Spiegelbild meiner selbst war.
    »Was willst du? Wer bist du? Warum siehst du aus wie ich?«
    Ein plötzlicher Stoß wie ein Blitzschlag – und ich befand mich in diesem anderen Körper und blickte auf mein geprügeltes, geschundenes Selbst hinab. »Du weißt, was ich will«, hörte ich dieses andere Ich sagen. »Du weißt, warum du vor mir davonläufst. Gib es endlich zu, sonst stehst du dir selbst im Weg.«
    Ich blinzelte und war wieder ich selbst. Angst regte sich schmerzhaft in meiner Brust. »Nein. Ich will nicht darüber nachdenken. Ich will nur aus diesem Traum aufwachen.«
    Mein Alter Ego zuckte mit den Schultern. »Das kannst du nicht, solange du den Teil von dir, den du abweist, nicht wieder annimmst. Solange du mich nicht annimmst. Denk mal darüber nach, Camille … Denk darüber nach, was du da tust, verdammt noch mal.«
    Ich senkte den Kopf. Tief im Inneren wusste ich ja, was hier los war. Ich wollte mich dem nur nicht stellen – ich wollte es mir nicht eingestehen.
    »Ich … Was willst du von mir hören?«
    »Die Wahrheit. Sei einfach mal ehrlich mir gegenüber – dir selbst gegenüber.«
    Ich stieß zittrig den Atem aus. »Also schön. Ich soll ehrlich sein? Das hier ist alles meine Schuld. «
    » Warum? Wie könntest du selbst die Ursache dafür sein?«
    »Wenn ich es nicht mit Vanzir getrieben hätte, wäre es nicht zu dem Streit mit Smoky gekommen, und Hyto hätte mich gar nicht erst erwischt.« Auf einmal hatte ich einen bitteren Geschmack im Mund, und meine eigene Wut überraschte mich. »Wenn ich nicht mit Vanzir gevögelt hätte, wäre all das nie passiert … Wenn ich es nicht genossen hätte …«
    »Du meinst, wenn Vanzir dich mit Gewalt genommen hätte … oder du ihn getötet hättest, wäre Hyto nicht aufgetaucht? Oder meinst du vielleicht, wenn du dich von Vanzir hättest aussaugen lassen, wäre all das nicht passiert?«
    Anscheinend war ich

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