Hexentochter
Feuerschein, als sie den Kopf schüttelte. »Du hast Nicole wahrscheinlich das Leben gerettet.«
Holly nickte. »Das Gefühl habe ich auch. Ich bin ziemlich sicher.« Sie deutete auf den toten Vogel und murmelte einen kurzen Schwebezauber. Wie von unsichtbaren Händen getragen, hob sich der reglose Vogel in die Luft und schwebte zum Kamin. Dann wurde er verächtlich ins Feuer geschleudert und sofort von den Flammen verschlungen.
Die Katzen kamen eine nach der anderen zu ihnen herüber und schlossen sich ihrem Kreis an: Hollys Katze Bast, Amandas geliebte Freya und Nicoles Hecate. Alle drei waren nach Göttinnen benannt, und alle waren mehr als nur gewöhnliche Katzen.
»Den Segen der Göttin für dich, Bast«, sagte Holly. »Du hast einen Feind gefangen.«
Die Katze blinzelte zu ihr hoch und begann zu schnurren. Die beiden anderen setzten sich neben Bast und starrten erwartungsvoll zu Holly empor.
»Eure Gefährtinnen«, erklärte ihr Tante Cecile, »warten darauf, dass ihr ihnen sagt, was sie tun sollen.«
Holly und Amanda wechselten einen Blick und sahen dann die Katzen an. Amanda befahl: »Patrouilliert durchs ganze Haus. Tötet jeden Feind, den ihr findet.«
Holly sagte zu ihrer Cousine: »Das ist eine gute Idee. Wir sollten außerdem ...«
Ein scharfer Krampf durchzuckte sie. Ihre Augen verdrehten sich, und sie brach zusammen.
Sie begann heftig zu zucken, so dass sie mit Armen und Beinen um sich schlug. Sie hörte, wie Amanda ihren Namen schrie und Silvana und ihre Tante französische Schreckensrufe ausstießen.
Dann kämpfte sie unter schnell dahinfließendem, tosendem Wasser, das sie herumwirbelte. Sie war wieder im Grand Canyon, erlebte den Unfall noch einmal, zerrte an den Gurten, die sie in dem Schlauchboot festhielten. In ihrer tiefsten Seele wusste sie, dass ganz in der Nähe ihr Vater bereits tot war, ihre Mutter nur noch Sekunden zu leben hatte und Tina am längsten durchhalten würde - fast eine volle Minute länger als Ryan, ihr Rafting-Guide, der in diesem Augenblick das Bewusstsein verlor. Und sie selbst ertrank.
Dann erschien der blaue Schimmer, genau wie zuvor, und nahm als Isabeau Gestalt an, die durch das Wasser auf sie zutrieb. Ihre Finger lösten geschickt die Verschlüsse ...
... und ihre Stimme erfüllte einmal mehr Hollys Geist: Das ist der Fluch der Cahors , ma chère Holly. Jene, die uns lieben, sterben nicht im Feuer, sondern durch Wasser. Sie sterben durch Wasser.
Es waren die Deveraux, die uns mit diesem Fluch belegt haben. Sie haben uns durch Raum und Zeit verfolgt und versucht, uns alle zu vernichten.
Du musst überleben. Wir müssen diese Vendetta beenden ... ein für alle Mal.
Holly lag auf dem Boden, japste nach Luft, sog sie begierig ein und begann zu husten.
Tante Cecile klopfte ihr kräftig auf den Rücken. Wasser schoss aus ihrem Mund, und die beiden anderen Mädchen schrien auf.
Amanda war sofort bei ihr. Sie nahm Hollys Hand und sagte: »Deine Finger sind ganz nass.«
Holly platzte heraus: »Amanda, auf uns liegt ein Fluch. Menschen, die wir lieben, ertrinken. Das ist der Fluch der Cahors.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Ich habe meine Eltern umgebracht, durch mein Hexenblut. Meinetwegen sind sie gestorben, weil ich verflucht bin!«
»Nicht doch«, erwiderte Tante Cecile energisch. »Du hast sie nicht umgebracht.«
»Aber es ist wirklich so«, beharrte Holly, ließ die Hände sinken und hob den Kopf. »Isabeau hat es mir gesagt.« Sie umklammerte Amandas Arme. »Was tun wir denn jetzt?«
»Wir nutzen dieses Wissen und arbeiten damit«, erklärte Tante Cecile. Ihr Gesicht drückte grimmige Entschlossenheit aus. »Silvana, hol eine große Schüssel mit Wasser aus der Küche. Wenn sie dieses Spiel wollen, spielen wir mit. Was auch immer Besitz von Richard Anderson ergriffen hat, wir werden es ertränken.«
Es war eine unangenehme Arbeit, und Holly war wirr vor Nervosität und Erschöpfung.
Die vier versammelten sich im Schlafzimmer, wo sie den bewusstlosen Onkel Richard ans Bett gefesselt hatten. Während Silvana Kerzen entzündete und einen kleinen Gong schlug, sang und sprach Tante Cecile zu den loa. Die Katzen fielen ein und jaulten mit. Dann stieg etwas Dunkles aus Richards Körper empor, und auf Tante Ceciles Anweisung hin packte Holly es mit beiden Händen und drückte es in der Schüssel unter Wasser.
Es zappelte in ihren Händen und erschlaffte dann. Sie zog die Hände zurück, und vor ihr lag ein seltsames, winziges Geschöpf, das Holly
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