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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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hätte? Jetzt konnte sie die Macht spüren, die von dem Ding ausging. Vorher war sie zu belustigt gewesen, um sie zu bemerken. Die Frau schenkte ihr ein halbes Lächeln, ehe sie auf eine der Wände zeigte.
    Holly folgte ihrem Blick zu einem verwitterten und mit Wasserflecken übersäten Wandbehang. Er sah aus wie aus uraltem Pergament, oder vielleicht auch Leder, mit verblassten grauen Umrissen und Buchstaben bemalt.
    Das ist eine Landkarte.
    Kribbelnde Erregung erfasste sie.
    Sie versucht mir zu sagen, wo Jer ist!
    Holly überflog die Karte. Alle Worte waren lateinisch, und das dargestellte Land erkannte sie überhaupt nicht. Hektisch studierte sie die Umrisse und verfluchte ihren Geographielehrer, weil der so langweilig gewesen war, dass Holly in jeder seiner Stunden eingeschlafen war.
    Da!
    Sie bemerkte eine kleine Insel mit einem x darüber. Sie tippte mit dem Zeigefinger darauf und sah die andere Frau, die lautlos herüberglitt, fragend an.
    Die Erscheinung nickte zustimmend. Holly wandte sich wieder der Karte zu und suchte verzweifelt nach irgendetwas, das sie erkannte. In der Nähe schien eine weitere, viel größere Insel zu liegen. Der Umriss löste in Hollys Hinterkopf eine leise Erinnerung aus.
    England! Das muss England sein.
    Triumphierend drehte sie sich zu der Frau um, doch die starrte mit ängstlicher Miene auf die gegenüberliegende Wand.
    Da kommt jemand. Ich spüre es auch.
    Der Hut auf dem Tisch begann zu leuchten ...
    Die Angst der Frau war beinahe greifbar, als sie mit der Hand über dem Kopf herumwedelte. Alles wurde schwarz. Dann platzte jemand in den Raum und brüllte: »Sasha!«
    Holly schrie auf und saß plötzlich kerzengerade im Bett.
    Amanda kam mit weit aufgerissenen Augen in ihr Zimmer gestürmt. Das Haar stand ihr wild vom Kopf ab. Sie packte Holly bei den Schultern und schüttelte sie.
    »Holly, alles in Ordnung?«
    Holly schaffte es zu nicken. Sie sammelte sich, wischte sich Tränen aus den Augen und schluckte gegen ihre zugeschnürte Kehle an. Da sie nicht sprechen konnte, bat sie pantomimisch um ein Glas Wasser, und Amanda lief hinaus. Sekunden später war sie mit einem Zahnputzbecher aus dem Bad wieder da. Holly kippte das Wasser dankbar hinunter, und endlich lockerte sich ihre Kehle.
    Als Holly ausgetrunken hatte, blickte sie zu Amanda auf, um ihr von dem Traum zu erzählen, und unterdrückte einen Aufschrei. Amandas Gesicht kam ihr riesengroß vor. Sie konnte jede Pore und jedes Pickelchen auf ihrer Haut sehen und deutlich jedes einzelne Haar erkennen. Sie blinzelte heftig, um das gesteigerte Sehvermögen loszuwerden.
    Es blieb. Stöhnend ließ sie sich auf ihr Kissen zurücksinken und kniff die Augen zu.
    »Was ist denn?«, fragte Amanda.
    »Ich habe geträumt. Da war eine Frau. Jemand ... eine Verwandte, glaube ich.«
    Amanda klang besorgt. »Isabeau?«
    Holly schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht, wer sie war. Sie hat mich in einen Raum mit einer alten Landkarte geführt. Darauf habe ich eine Insel gefunden, in der Nähe von England.«
    Holly riskierte es, die Augen ein wenig zu öffnen. Amanda wirkte verwirrt.
    »Warte hier«, murmelte sie und stand wieder auf.
    »Nur zu gern«, entgegnete Holly und schloss die Augen erneut. Ihr war schlecht und schwindlig, als schaukelte ihr Bett. Beinahe unbewusst streckte sie die Hand nach Bast aus, die sich von ihrem Sitzplatz am Fuß des Bettes erhob und zu ihrer Herrin spazierte.
    Amanda blieb mehrere Minuten lang verschwunden. Holly begann zu dösen. Bast schob sich unter ihren Arm und schnurrte.
    Holly fühlte sich ein wenig besser und murmelte: »Danke, süßes Kätzchen.«
    Bast stupste sacht ihre Nase an und schmiegte dann die Schnauze an Hollys Wange.
    »Entschuldigung«, sagte Amanda, als sie zurückkam und sich vorsichtig wieder aufs Bett setzte.
    »Wo sind Tante Cecile und Silvana?«, fragte Holly.
    »Sie sind nach Hause gegangen«, erklärte Amanda. »Tante Cecile wollte nach ihren Bannen schauen.«
    »Und dein Dad?«
    »Schläft immer noch«, berichtete Amanda. »Oder er ist bewusstlos. Ich weiß nicht, wie man den Unterschied erkennt, wenn jemand betrunken ist.« Sie klang traurig und verbittert. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Also, Geographie. Ich habe meinen alten Atlas aus der Junior Highschool ausgegraben. Hätte nicht gedacht, dass ich den noch mal brauchen würde.«
    »Wem sagst du das«, erwiderte Holly und öffnete vorsichtig ein Auge.
    Sie konnte die Textur des Papiers erkennen, als Amanda ihr den

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