Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
Vom Netzwerk:
an. Erwecke alle Dämonen und Kreaturen des Meeres, auf dass sie mir helfen, die Cahors zu vernichten.«
    Er erstach den sich windenden Hai und ließ das Blut auf den getrockneten Koriander und Bitterwurz auf den Altar tropfen. Als das Tier endlich zu zucken aufhörte, legte er auch den Kadaver auf den Altar. Er nahm eine Kerze und setzte die Kräuter in Brand. Binnen weniger Augenblicke fing auch der Hai Feuer und begann zu qualmen.
    Michael beugte sich vor, um den Rauch einzuatmen. Der Gestank war entsetzlich, das Gefühl der Macht jedoch beinahe überwältigend. Er schloss die Augen. »Mögen die Untiere des Meeres meine Stimme hören und mir gehorchen. Tötet die Hexen. Tötet auch die letzte der Cahors.
    Mögen alle Dämonen meinem Ruf folgen. Heute müssen die Cahors-Hexen sterben. Emergo , volitate, perficite nutum meum!«
    Im Rauch über dem Altar erschienen langsam Bilder, die plötzlich deutlich hervortraten ... und Realität wurden. Vor der Küste schwammen Haie suchend hin und her, als erhaschten sie Blutgeruch im Wasser. Sie wurden immer wilder, während sie sich zum Ufer vorarbeiteten.
    Weiter draußen begann das Meer zu kochen. Tote Fische trieben an die Oberfläche, binnen eines Augenblicks vollständig durchgekocht. Das
    Wasser brodelte, und langsam regte sich etwas in den Tiefen des Meeres und erwachte.
    Es tastete sich aus seinem nassen Grab hervor, hungrig und suchend. Es hatte so lange in der Schwärze am Grund des Ozeans gelegen, dass es erblindet war, doch konnte es noch jede Bewegung in seiner Nähe spüren. Alle Lebewesen flohen voller Grauen vor ihm. Es öffnete das Maul und entblößte grässliche Zähne, gezackt und jeder fast eine Elle lang.
    Stachelige Schuppen bedeckten seinen aalähnlichen Kopf. Es schob ihn hin und her auf der Suche nach Beute. Langsam streckte es den zusammengerollten Schlangenleib und stieß sich mit starken Beinen ab. Lange Klauen mit bösartigen Krallen durchschnitten das Wasser, als das Wesen der Oberfläche zustrebte und alles auf seinem Weg verschlang.
    Nur die Wassergeister, die wie lautlose Gespenster durchs Meer zogen, flohen nicht vor ihm. Sie lachten stumm und umtanzten es.
    »Am frühen Abend hat ein Killerwal ein kleines Fischerboot zum Kentern gebracht. Zeugen auf einem nahen Schiff sahen, wie das Tier das Boot so heftig rammte, das s es umkippte. Die beiden Insassen des Bootes werden noch vermisst. Ob die Männer ertranken oder von dem Tier getötet wurden, ist bisher nicht bekannt. Und nun weitere aktuelle Meldungen ...«
    Holly schaltete das Autoradio aus.
    Sie hielt an der Klippe, von der aus sie gern aufs Meer blickte, und stieg aus dem Auto, wobei sie immer noch die Augen zusammenkniff. Autofahren war mit dieser verstärkten Sehkraft gar nicht einfach gewesen, doch sie glaubte, dass sie allmählich nachließ.
    Das wäre jedenfalls eine Erleichterung.
    Seufzend trat sie an den Rand der Klippe und schaute auf die Wellen hinunter. Irgendetwas stimmte nicht. Da war ein dunkler Fleck nicht weit von der Küste entfernt. Sie runzelte die Stirn und starrte angestrengt mit ihren Super-Augen dorthin. Eine Flosse durchbrach die Wasseroberfläche am Rand des Flecks, dann noch eine und noch eine, bis sie mindestens zehn sah: Haie.
    Sie tauchten immer wieder in den dunklen Fleck hinein. Schaudernd begriff Holly, dass das Blut sein musste. Sie hatten etwas getötet und dem vielen Blut nach zu schließen etwas Großes. Sie sah zu, wie die Meeresraubtiere kreisten und tauchten, und obwohl sie Furcht und auch ein wenig Ekel empfand, konnte sie sich nicht zwingen, den Blick abzuwenden.
    Schließlich erlahmte die Hektik dort unten, und die Haie wandten sich ab und schwammen wie ein Rudel die Küste hinauf. Der Fleck blieb zurück, und statt sich im Wasser zu verteilen, bildete er einen dunklen Schatten.
    Ihr Handy klingelte, und sie schrak zusammen. Ihre Hand zitterte leicht, als sie das Telefon aus der Handtasche zog.
    »Ja?«
    Es war Amanda. Holly hörte ihrer Cousine nur mit halbem Ohr zu, während sie beobachtete, wie die Rückenflossen langsam in der Ferne verschwanden. Der Coven wollte ein Treffen, ein Gespräch über ihren Wunsch, Jer zu retten.
    »Also gut«, sagte sie kühl. Sie fühlte sich in die Defensive gedrängt. Sie haben kein Recht, mich daran zu hindern, wenn es nun einmal das ist, was ich tun muss.
    »Wir treffen uns auf der Fähre nach Port Townsend«, fuhr Amanda fort. Port Townsend war eine hübsche Enklave alter viktorianischer Villen auf einer

Weitere Kostenlose Bücher