Hexentochter
sollte, doch er half nur wenig.
Arme schlangen sich um sie und hoben sie in die Luft. Sie öffnete den Mund, um einen Zauber zu schreien, doch eine starke Hand legte sich über ihren Mund und ihre Nase und schnitt ihr die Luft ab. Sie wand sich und versuchte sich zu befreien, doch der Angreifer war zu stark. Als ihre Kraft schon erlahmte, schaffte sie es, den Kopf herumzudrehen. Die Kapuze der Gestalt war zurückgefallen und hatte ein vertrautes Gesicht enthüllt - das Gesicht, das sie in ihren Träumen gesehen hatte.
Die Welt wurde schwarz, und das Letzte, was sie hörte, war Philippes Stimme, die in ihrem Geist widerhallte. »Ich werde dich finden, Nicole. Ich folge deiner Spur durch Himmel und Hölle, wenn es sein muss.«
Amanda, Nicole, Kari: Seattle, im November
Tante Cecile, Silvana und Tommy - die nicht zu dem Treffen auf der Fähre gerufen worden waren - fanden Holly und Amanda schließlich im Krankenhaus. Wie viele andere Überlebende hatte man sie in einem abgeschiedenen Konferenzsaal der Klinik untergebracht, weit weg von den zahlreichen Journalisten und Fernsehteams, die Augenzeugenberichte hören und unbedingt erfahren wollten, was genau auf dem dunklen Wasser geschehen war.
Es herrschte das reinste Chaos. In Decken gehüllte Menschen weinten, andere schrien herum, manche saßen still und wie betäubt in den gepolsterten Drehsesseln oder auf Klappstühlen aus grauem Metall, die zusätzlich hereingebracht worden waren. Auf dem großen Konferenztisch standen Kaffeekannen und Tabletts mit Sandwiches.
Die beiden Voodoo-Priesterinnen schlossen die Hexen in die Arme. In ihrer eigenen kleinen Ecke des Saals weinten alle gemeinsam um Eddie.
Dann rief plötzlich Nicole Amanda an - deren Handy war wundersamerweise in ihrer Jeanstasche geblieben, und dank der Hülle, in der sie es mit sich herumtrug, hatte es das Bad im Meer überstanden. So erfuhren sie von Eli.
Onkel Richard rief vom Parkplatz des Krankenhauses an und erklärte, es herrsche ein fürchterliches Gedränge und Gerangel vor der Tür, und er würde so bald wie möglich zu ihnen kommen. Er erinnerte sich nicht an seine Besessenheit, und Holly und Amanda waren sich einig, dass es dabei bleiben sollte.
Kialish erschien. Dan war nicht zu erreichen. Holly fiel die Aufgabe zu, ihm zu sagen, dass Eddie tot war. Kialish brach halb zusammen, dankte ihr trotzdem und sagte ihnen, wie froh er sei, dass sie und Amanda überlebt hatten.
Sie fühlte sich schrecklich. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie Eddie den Seeungeheuern überlassen hatte. Dass ich ihn hätte retten können. Ich habe mich für Amanda entschieden ... obwohl ich nicht einmal wusst e, ob sie noch lebt.
»Warum hast du uns da hingeschickt?«, schrie Holly Tante Cecile an, um etwas von ihrer Schuld abgeben zu können. »Warum dieses Treffen auf dem Wasser ?«
Tante Cecile fuhr zornig hoch. »Natürlich war ich das nicht, Holly! Ihr wurdet in eine Falle gelockt! Wir alle wurden getäuscht!«
»Aber...« Amanda wischte sich die Augen. »Aber du hast mich doch angerufen.«
Tante Cecile schüttelte den Kopf. »Nein, hab ich nicht.«
Die beiden Cousinen starrten einander an. »Michael«, sagte Holly mit zusammengebissenen Zähnen.
»Die Stimme klang aber genau wie deine«, murmelte Amanda. »Wie sollte er das anstellen?«
»Genauso, wie wir vieles anstellen«, mischte sich Silvana ein, die Eddies trauerndem Geliebten einen Arm um die Schultern gelegt hatte. Kialishs Gesicht war aschfahl. In den vergangenen fünf Minuten schien er um zwanzig Jahre gealtert zu sein. »Durch Magie.«
»Vielleicht hat mich deshalb niemand angerufen«, sagte Tommy. »Michael weiß nicht, dass ich zu euch gehöre.«
Tränen liefen Kialish über die Wangen.
»Holly ...« Seine Schultern zuckten, und er begann zu schluchzen. »Sag mir, dass es ein schneller Tod war.«
Sie schluckte schwer. »Ja. Er hat ihn nicht einmal kommen sehen.«
O Göttin , vergib mir.
Eine Frau in einem Krankenhauskittel mit tropischem Blumenmuster eilte herbei, legte einen Arm um Kialish und fragte: »Brauchen Sie etwas, Sir?«
Er schüttelte trostlos den Kopf. Wie ein sehr alter Mann ließ er sich von ihr zu einem Stuhl führen. Sie lief los und holte ihm ein Sandwich und eine Decke. Er starrte darauf hinab, als hätte er solch seltsame Gegenstände noch nie im Leben gesehen.
Silvana legte ihm die Hände auf die Schultern, schloss die Augen und begann leise einen Zauber zu sprechen.
Tante Cecile wandte sich Amanda und Holly
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