Hexentochter
zu. Sie gingen seitlich am Krankenhaus entlang und stiegen einfach über die Kabel hinweg, wo die Fernsehteams ihre Ausrüstung aufgebaut hatten, um die emotionalen Nachwirkungen seines Angriffs auf die Fähre einzufangen.
Das war gute Arbeit, dachte er. Allerdings wird man mich zweifellos tadeln, weil ich in der Öffentlichkeit Magie ausgeübt habe.
Eine Fernsehreporterin stand gerade vor einer Kamera und erklärte ihre Version der Ereignisse.
»Ein verirrter Grauwal hat heute Abend für große Aufregung gesorgt«, begann sie. »Das Tier stieß mit einer Fähre zusammen und brachte sie zum Kentern. Die Tragödie wurde noch durch eine Schule Haie verschlimmert, die die hilflosen Menschen im Wasser angriffen. Die Boote der Küstenwache waren wenige Minuten später am Unglücksort, aber nicht alle Passagiere konnten gerettet werden...«
Einige werden sich daran erinnern, was wirklich passiert ist, dachte Michael. Andere werden es sich selbst ausreden.
In jedem Fall wird Sir William nicht erfreut sein. Aber er kann mir kaum etwas anhaben. Er will das Schwarze Feuer.
Sie hatten den Ausgang beinahe erreicht - sowohl Michael und seine Gefährten als auch Silvana und Kialish. Die Trauer machte sie nachlässig. Die Schutzzauber, mit denen sie sich umgeben hatten, würden sehr leicht zu neutralisieren sein.
Es gelang ihm mit ein paar gemurmelten Worten und Handbewegungen.
Die Tür öffnete sich, und er baute sich reichlich theatralisch davor auf.
»Hallo«, sagte er zu dem verblüfften Pärchen.
Silvana öffnete den Mund. Ob sie einen Zauber sprechen oder schreien wollte - oder vielleicht auch »Hallo« sagen -, wusste er nicht.
Der Wichtel schoss vor, sprang sie an und schlug ihr die geballten Fäuste ins Gesicht. Kialish versuchte zu schreien, doch Michael schleuderte einen leuchtenden Energieblitz nach ihm, der ihn sofort k.o. schlug.
Die beiden fielen zu Boden.
Michael ging um sie herum zu einer leeren Rollbahre an der Wand, schob sie hinüber und lud die beiden auf, erst Kialish und dann Silvana obendrauf, als stapelte er Brennholz.
Während er sie nach draußen schob, pfiff er vor sich hin.
Niemand bemerkte etwas. Niemand versuchte ihn aufzuhalten.
Sie wird fuchsteufelswild werden, dachte er erfreut. Und die anderen werden nicht zulassen, dass sie sich auf die Suche nach meinem Sohn macht.
Der Bussard warf den Kopf zurück und lachte. Der Wichtel fiel mit irrem Kichern ein. Michael lächelte nur.
Acht
Wachsmond
Nun fürchtet unsere wachsende Macht
Die Kraft, jeden Feind zu besiegen
Der Wille zu töten und zu verstümmeln
Ruht erst, wenn sie vernichtet sind
Wachse, schwelle, erfülle die Nacht
Leuchte uns mit deinen Strahlen
Gesegneter Mond am Himmel, zeig
Uns, wie wir leben sollen
Nicole: Auf dem Weg nach London, im November
Nicole wachte mit dem Gefühl auf, sich übergeben zu müssen. Sie lag und wurde furchtbar durchgerüttelt. Sie hielt sich so still wie möglich und bemühte sich, die Übelkeit zu unterdrücken und herauszufinden, wo sie war.
Sie glaubte, auf dem Rücksitz eines Autos zu liegen. Sie versuchte sich aufzurichten, doch es ging nicht. Ihre Arme und Beine konnten sich nicht bewegen, und sie verrenkte sich fast den Hals, um ihre Beine sehen zu können. Schließlich erhaschte sie einen Blick auf ein Seil.
Dann stand ihr alles wieder vor Augen. Der Kampf, die Hand auf ihrem Mund und ihrer Nase, das grinsende Gesicht.
Und vor allem Philippes Stimme, die ihr versicherte, dass er sie finden würde.
Mit einem Flüstern befahl sie den Knoten, sich zu lösen. Stechender Schmerz durchzuckte ihren Schädel, doch die Seile gaben nicht nach. Sie blinzelte gegen den Schmerz an und versuchte es erneut. Nichts außer noch mehr Schmerzen.
Eine Stimme lachte hart und tief. »Vergiss es. Du bist sowohl körperlich wie auch magisch sicher verschnürt.«
Eli. Eine Woge von Hass wallte in ihr auf. Eli steckte hinter alledem. Natürlich.
Aber was war mit dem anderen Mann, dem aus ihrer Vision? Welche Rolle spielte er dabei?
Sie wurde schmerzhaft gegen den Sitz geworfen, als der Wagen durch ein Schlagloch holperte. Ihr Magen rebellierte noch heftiger. Das Auto fuhr plötzlich eine Rechtskurve, und sie knallte mit dem Kopf an die Tür. Der Wagen wurde hart abgebremst, und sie flog gegen die Lehnen der Vordersitze, fiel herunter und blieb eingequetscht zwischen Vorder- und Rücksitz liegen.
Wütend wartete sie auf Hilfe. Mehrere Minuten vergingen, bis die Fondtüren endlich aufgingen Eli
Weitere Kostenlose Bücher