Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
Vom Netzwerk:
etwa sechs Stunden wieder.«
    »Uns bleibt nur noch ein Tag«, erwiderte Holly. »Er hat gesagt, ich hätte Zeit bis zum Vollmond.« Um sie zu retten?
    Oder bis sie sterben?
    Die Frau stieß den Atem aus und hängte sich die Reisetasche über die Schulter. Dann ging sie zur Tür. »Ich melde mich.« Mit schwacher Stimme fügte sie hinzu: »Das ist das Beste, was ich für euch tun kann.«
    »Entschuldige meine Offenheit, aber dein Bestes ist erbärmlich«, rief Holly ihr nach.
    Die Frau kehrte ihr den Rücken zu und verließ das Zimmer. Sie murmelte etwas und machte eine kleine Handbewegung.
    Amanda platzte ins Zimmer und ignorierte die Hexe. Holly begriff, dass Anne-Louise sich in einen Unsichtbarkeitszauber gehüllt hatte.
    »Ich hasse dich, Holly!«, schrie Amanda. »Ich hasse dich dafür, dass du Hecate getötet hast! Wie konntest du das nur tun?«
    Holly hatte keine Zeit, sanft und freundlich zu sein. »Wenn du Eddie dadurch hättest retten können, hättest du Hecate dann getötet?«
    Amanda blieb der Mund offen stehen. Holly setzte nach.
    »Michael Deveraux will Silvana und Kialish umbringen. Danach wird er sich uns vornehmen. Findest du nicht, dass das Hecates Tod wert war?«
    Sprachlos starrte Amanda sie an. Holly fühlte sich zutiefst elend, gemein und hassenswert.
    Aber sie fühlte sich auch stark.
    Interessant, dachte Michael Deveraux in seinem Haus in Lower Queen Anne, einem Stadtteil von Seattle. Von seiner Zauberkammer aus hatte er Holly mit Hilfe eines Kristalls ausspioniert.
    Sein Diener, der Wichtel, hüpfte in der Kammer herum, schwatzte den Schädeln auf dem Altar etwas vor und lachte in irrer Schadenfreude, als er in den Kristall blickte. Dann erregte irgendein anderes Objekt in der Kammer seine Aufmerksamst, und er sauste davon.
    Michael hatte mit angesehen, wie sie das Hexentier geopfert hatte, und fand das verblüffend und großartig zugleich. Mir war nicht bewusst, dass sie zu so etwas fähig ist. Ihr Herz ist viel schwärzer, als ich dachte.
    Außerdem hatte er ihre Seite der Unterhaltung mit der Hexe vom Mutterzirkel belauscht - deren Anteil an dem Gespräch war ihm verborgen geblieben. Doch er wusste, warum die sich jetzt einmischten. Die Frau sollte Holly gewiss ermahnen, sich der Parteilinie unterzuordnen: Keiner tötet einen von den Guten. Aber vernichtet so viele Böse, wie ihr wollt.
    Als Holly sie praktisch zum Teufel geschickt hatte, hatte er ihr im Stillen applaudiert.
    Ich frage mich, ob ich sie möglicherweise unterschätzt habe, dachte er. Vielleicht kann ich sie auf die dunkle Seite ziehen. Sie mir hörig machen... oder Jer, falls er wieder zur Vernunft kommt. Ihre Verbindung mit dem Deveraux-Coven würde mir die Macht über den Obersten Zirkel praktisch garantieren.
    Kaum hatte er diesen Gedanken vollendet, da roch er den Gestank, der oft das Erscheinen seines Vorfahren Laurent, Duc de Deveraux, ankündigte.
    Und tatsächlich, als Michael demütig niederkniete, trat der modrige Leichnam seines Ahnherrn von Charons Fähre, die mitten im Raum erschien. Schwefel vermischte sich mit dem Übelkeit erregenden Gestank der Fäulnis und erzählte von den Höllenfeuern, die Laurent verlassen hatte, um seine Reise zurück ins Reich der Lebenden anzutreten.
    »Laurent, es ist lange her, dass Ihr Euch mir gezeigt habt«, sagte Michael. »Ich habe großartige Neuigkeiten. Ich habe zwei Gefangene in meiner Gewalt, und es sieht ganz so aus, als könnte ich Holly von den Cahors bald in den Tod locken.«
    »Du Lügner«, sagte Laurent in mittelalterlichem Französisch. Er schlug Michael mit dem Handrücken ins Gesicht, so dass er zu Boden stürzte. »Du hast erwogen, sie zu verschonen. Cochon. Denk nicht einmal daran. Das gesamte Haus Cahors muss von dieser und allen anderen Welten getilgt werden.«
    Michaels Wange schmerzte, als hätte ihm jemand ein Brandzeichen aufgedrückt. Laurent trat mit bedrohlichen Schritten auf ihn zu.
    »Du willst das Schwarze Feuer wieder beschwören können, nicht wahr? Du willst den Obersten Zirkel beherrschen. Dann solltest du die Hexe lieber töten, denn sonst wirst du es nie wieder hervorbringen können.«
    Michael nahm diese Worte in sich auf. Mit pochendem Herzen versuchte er, einen Rest Würde - und seinen Mut - zusammenzunehmen, ehe er sich erhob.
    »Dann werde ich sie töten«, erklärte er ruhig.
    Anne-Louise war eine praktizierende Hexe, seit sie zu sprechen gelernt hatte. Sie war im Mutterzirkel aufgewachsen, als Mündel des Covens. Ihre Eltern waren

Weitere Kostenlose Bücher