Hexentochter
streicheln.
Neun
Weidemond
Nichts vermag uns noch zu hindern
Die Welt erbebt vor unserem Zorn
Entführung, Folter, Mord und Lügen
Die Herzen finster, noch dunkler der Himmel
Wir weinen leise in dieser Nacht
Und warten auf den hellen Mond
Die Jungfrau flüstert still uns zu
Und schickt uns aus, zu morden
Holly: Seattle, im November
Holly konnte Bast nicht töten.
Also brachte sie stattdessen Hecate um.
Sie blendete alles aus, während sie es tat - den Blick, mit dem die wunderhübsche Katze zu ihr aufschaute, als sie sie in die Badewanne tauchte ...
...und wie sie zappelte.
Es war, als sei Holly gar nicht richtig da. Sie schloss sich völlig in sich ein, sah und hörte nichts mehr - und fühlte auch nichts. Etwas Hartes, Finsteres in ihrer Mitte verlieh ihr die Kraft, Nicoles Katze zu ertränken und sie dunkleren Mächten zu opfern, als sie je zuvor angesprochen hatte.
Sie antworteten. Hollys Tat gewährte ihnen Eingang, und ihre Gegenwart fuhr der Hexe wie ein kalter Wind durch die Knochen und das Herz. Von Kopf bis Fuß war sie durchgefroren, verängstigt und beschämt. Sie hatte etwas getan, das sie niemals rückgängig machen konnte, auf den Knien neben der Wanne im dunklen Badezimmer, mit einer einzigen schwarzen Kerze zur Gesellschaft.
Vor dem Haus warfen Bast und Freya die Köpfe zurück und kreischten vor Wut und Verzweiflung. Sie hätten die Toten wecken können, doch Amanda und die anderen weckte ihr Geschrei nicht, denn Holly hatte sie alle in tiefen, traumlosen Schlaf versetzt. Die Katzen warfen sich gegen die Haustür, sprangen an die geschlossenen Fenster im Erdgeschoss, fauchten vor Zorn und flehten sie an, es nicht zu tun. Mit leerer Miene und versteinertem Herzen übergab sie dem Wasser etwas sehr Kostbares. Dafür forderte sie - es war keine Bitte - von den Mächten der Finsternis, ihren Coven zu schützen und ihr die Kraft zu verleihen, Kialish und Silvana zu retten.
Als es vorbei war, war sie verändert, und sie wusste, dass sie nie wieder dieselbe sein würde. Ihr Blick war fester, ihr Lächeln weniger lieblich. Ehrgeiz und Entschlossenheit hatte ihre Warmherzigkeit verdrängt. Jetzt besaß sie Zielstrebigkeit und Leidenschaft, doch sie wusste nicht recht, ob sie noch liebenswert war.
Als Hecate tot war, taumelte Holly in ihr magisch stark geschütztes Zimmer und schlief dreizehn Stunden lang.
Amanda erzählte ihr später, dass sie mit jedem Zauber, den sie kannte, versucht hatte, Holly zu wecken. Schließlich hatte sie Kari und Tommy gebeten, zu Kari nach Hause zu fahren und ein paar ihrer Bücher von dort zu holen. Und sie hatte Dan angerufen, damit er herkam und ihr und Tante Cecile half.
Der Schamane und die Mambo erkannten augenblicklich, was Holly getan hatte, doch sie sagten Amanda nichts davon. Sie rieten ihr nur, nichts zu unternehmen und Holly schlafen zu lassen.
Hollys Träume waren unruhig und aufgewühlt, voll mit Flammen und dunklen Wassern, Ungeheuern, die aus ihrem eigenen Herzen krochen, und Dämonen, die ihre Seele verschlangen. Sie träumte von ihren Eltern, die im Wasser gestorben waren. Sie träumte von Barbara Davis-Chin, die noch immer dem Tode nahe im Krankenhaus lag. Von allen, die sie liebte, trennte sie eine Barriere aus glänzendem Schwarz. Alle, die sie hasste, zeigten mit dem Finger auf sie und lachten.
Dann starrte Hecate sie aus der Erde an, die Holly im Garten hinter dem Haus über ihr angehäuft hatte. Die Katze flüsterte: Mit meinem Tod hast du die Grenze überschritten. Du bist verdammt.
Immer wieder strömten die Worte durch ihren ganzen Körper und krochen durch ihren Geist: Du hast deine Seele verkauft...
Als Holly erwachte, stand Amanda verweint neben ihrem Bett. Eine Frau mit blauschwarzem Haar und mandelförmigen Augen stand neben ihr. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, von einem Rollkragenpullover aus Pannesamt bis hin zu einer schwarzen Wollhose. Ihre Haut war sehr blass, und sie war nur leicht geschminkt. Als Ohrringe trug sie silberne Mondsicheln.
Holly erschrak, als sie eine Fremde in ihrem Zimmer sah, und richtete sich ruckartig auf.
Amanda platzte heraus: »Holly, wie konntest du nur!«
Die andere Frau legte Amanda eine Hand auf den Arm und sagte sanft: »Amanda, würdest du uns Tee kochen?«
Amanda runzelte die Stirn, nickte dann und eilte hinaus.
Die Frau betrachtete Holly einen Moment lang. Dann seufzte sie, rückte einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
Ohne weitere Vorrede sagte sie: »Du hast die Grenze
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