Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
vierzehn Tage, die sie nur ihm gehören sollte, verdammt ernst meinte. Das einzige Gebäude weit und breit war ein zweigeschossiges Landhaus mit zwei kleinen Erkertürmchen und einer breiten, geschwungenen Treppe, die von mehreren Laternen beleuchtet war. Sie blieb stehen und betrachtete das Haus eingehend. Es wirkte sogar in der Dunkelheit noch heimelig, mit Efeuranken und Blumenkisten vor den Fenstern.
Veilbrook bemerkte ihr Zögern.
„Hast du Angst, einzutreten?“ Seine Stimme hatte wieder diesen niederträchtigen, ironischen Klang, der Charlie veranlasste, sich energisch nach ihm umzudrehen. Er sollte nur nicht denken, dass eine Charlotta di Marantes sich vor ihm fürchtete. Aber Charlie war sich ohnehin schon längst darüber klar, dass sie wider jede Vernunft viel zu wenig Furcht vorVeilbrook hatte. Zumindest keine, die sie in Todesangst vor ihm davonlaufen lassen würde. Die Unruhe, die er in ihr auslöste, hatte etwas mit Herzklopfen zu tun, mit feuchten Händen, zittrigen Knien und einem unbestimmten, pochenden Verlangen in ihrem Unterleib.
„Ich war nur überrascht, weil es so hübsch aussieht.“
„Hübsch. Tatsächlich.“ Es war keine Frage, es war eine amüsierte Feststellung. Die Laternen warfen ein warmes Licht auf sein Gesicht und setzten kleine rote Lichter in seine schwarzen Augen. Er sah dämonisch aus, wenn er in dieser mokanten und Charlie inzwischen schon vertrauten Weise eine Augenbraue hochzog, aber zugleich auch auf gefährliche Art anziehend. Möglicherweise war dies aber auch nur die Belustigung eines Raubtiers, das sich auf das Spiel mit dem Opfer freute. Sein Blick glitt langsam über sie, von ihrem Haar über ihr Gesicht, ihren Hals, ihr Dekolleté, wo er einige Zeit verharrte. Charlie wusste ohne hinzusehen, dass sich der Mantel vorne geöffnet hatte, und Veilbrook den Blick auf ihre Brüste freigab. Diese waren durch das Kleid an sich immer noch genügend züchtig bedeckt, aber etwas in Veilbrooks Augen gab Charlie das Gefühl, bereits nackt zu sein.
Charlie räusperte sich vernehmlich, und Veilbrook wandte seine Aufmerksamkeit höflicherweise wieder ihrem Gesicht zu. „Wollen wir nicht hineingehen?“
„Gewiss.“ Sie wandte sich um und schritt würdevoll auf das Haus zu, an dessen Eingang sie bereits von einem älteren Mann erwartet wurden. Charlie war sich nur zu bewusst, dass dieser Zeuge von Veilbrooks langer, sehr eindringlicher Musterung geworden war. Aber vermutlich war er es gewöhnt, dass sein Herr alle paar Wochen eine neue Prostituierte mitbrachte, für die er eine hohe
Miete
bezahlte. Bei dieser Vorstellung wurde ihr Ausdruck so abweisend, dass der Mann, als er ihr mit einem höflichen Lächeln und einer Verbeugung die Tür aufhielt, sie verunsichert ansah.
„Guten Abend, Masterson“, sagte Veilbrook, nachdem sie in die Halle getreten waren. „Charlotta, ich darf dir Masterson vorstellen. Der von mir
bezahlte
Butler“, fügte er mit einem anzüglichen Lächeln hinzu. „Du hattest mich vor einiger Zeit nach ihm gefragt.“
Charlie warf ihm einen schnellen Blick zu. Die Erinnerung an ihre Diskussion und sein gefährlich-charmantes Grinsen stieg in ihr hoch und ließ ihre Mundwinkel zucken. Vielleicht war er doch nicht so humorlos, wie sie gedacht hatte? Zumindest war er recht gut darin, sich über sie lustig zu machen.
„Miss Charlotta Baker“, fuhr Veilbrook zu Masterson gewandt fort, ohne Charlies Gesicht aus den Augen zu lassen, „wird für zwei Wochen mein Gast sein.“
Der Butler verneigte sich. „Es ist alles vorbereitet, Mylord. Wenn ich Sie bitten darf, mir zu folgen, Miss Baker. Es wird mir eine Ehre sein, Sie auf Ihr Zimmer zu geleiten.“ Er griff nach einem mehrarmigen Kerzenleuchter und ging voran. Charlie warf einen letzten Blick auf Veilbrook, aber der nickte ihr nur aufmunternd zu, und so folgte sie Masterson die breite Holztreppe hinauf, sich dabei neugierig umsehend. Das Haus hielt im Inneren, was es von außen versprach: Es war großzügig angelegt und strahlte eine erstaunlich angenehme, gediegene Atmosphäre aus.
Nachdem Masterson sie in ihrem Zimmer allein gelassen hatte, blieb sie minutenlang mitten im Raum stehen. Dieses Zimmer war überraschend freundlich und weit davon entfernt, an ein Gefängnis zu erinnern. Die großen Fenster mit den schweren Vorhängen, die Frisierkommode, das breite Himmelbett, der weiche Teppich davor – das musste selbst der verwöhntesten Frau genügen. Und verwöhnt war Charlie in dieser Hinsicht
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