Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
konnte es nicht sehen, da er in die Richtung sah, in der die Kutsche verschwunden war. Es war auch nicht nötig sie anzusehen, etwas anderes als Zustimmung hätte er ohnehin nicht erwartet. Er hatte sie ebenso in der Hand wie die anderen Vampire, Dämonen und Hexen, die ihm dienten. Er war ihr Herr. Es war nur einige Monate her, seit er englischen Boden und London betreten hatte, aber er hatte nicht lange gebraucht, um sie sich untertan zu machen. Manche taten es freiwillig, kamen aus freien Stücken zu ihm, um sich in seine Dienste zu stellen. Andere, wie Goranov, Maleficas Gefährte, hatten gegen ihn angekämpft. Nicht, weil er auf der Seite der anderen Vampirgemeinden stand, sondern weil er es nicht ertragen hatte, von einem Fremden Befehle anzunehmen. Er hatte sich letzten Endes doch unterwerfen müssen. Malefica war ihm dann gefolgt.
Malefica musste nicht lange überlegen, wie sie diesen Auftrag ausführte. Es war nicht weiter schwierig. Im
Chez Haga
gab es einen Dämon, der ein Auge auf sie geworfen hatte. Er hatte ihr bereits von diesem Mädchen erzählt,und würde noch mehr plaudern, wenn sie es richtig anstellte. Als der dunkle Herr sich nicht mehr nach ihr umdrehte, sondern sie völlig vergessen zu haben schien, schlich sie davon. Sie hasste ihn. Aber sie wusste auch, dass er diesen Hass nicht einmal andeutungsweise in ihr fühlen durfte. Er war grausam. Sie hatte gesehen, was er mit aufsässigen Mitgliedern der übersinnlichen Gemeinde machte, und sie wollte bestimmt nicht sein nächstes Opfer sein.
Arsakes sah immer noch in die Richtung, in die Veilbrook verschwunden war. Er hatte Mut, der gute Cyrill, einfach so hereinzuspazieren, diesen Kindskopf von einem Vampir herauszuholen, und wieder zu gehen, als hätte er bloß einen neuen Hut gekauft. Er grinste. Noch hatten die anderen Angst vor dem einst mächtigen Cyrill Veilbrook, aber sie ahnten nicht, was er schon längst wusste: Nämlich dass Wesen wie Cyrill und er ständig Blut brauchten, um ihre Kraft nicht zu verlieren. Und Cyrill hatte seit vielen Jahren keines mehr getrunken. Das machte ihn menschlich, schwach und angreifbar.
Wie arrogant er seinen Gruß übersehen hatte. Nun, auch das würde sich ändern. Auch er würde sich völlig unterwerfen müssen. Oder sterben.
K APITEL 6
Der Mann kroch von ihm fort. Er konnte nicht mehr gehen. Seine Beine waren gebrochen und sein rechter Arm baumelte nutzlos an seiner Seite herab, sodass er sich mit seinem linken Ellbogen fortziehen musste. Seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen, als er ihm langsam folgte.
„Ich habe lange gebraucht, um dich zu finden.“ Seine Stimme war gefährlich ruhig. „Du hast dich gut vor mir versteckt. Und nun wird mich nichts mehr hindern, dich ebenso langsam zu töten, wie du
sie
getötet hast.“
Er kniete neben dem Mann nieder, der seine gesunde Hand schützend über seine Kehle legte.
Er lachte. „Nein, mit deinem Blut werde ich mich nicht besudeln.“ Er fasste nach ihm. Nach dem letzten Feind. Dem Mörder. Er hätte seine Hände nicht einmal gebraucht, um ihm jeden Knochen im Leib zu brechen. Er war so stark, dass schon der Gedanke, der Wunsch genügte. Aber er wollte es genießen. Wollte das Knacken fühlen, spüren, wie der Leib sich wand.
Der Mann schrie. Er wimmerte, wie auch sie gewimmert hatten. Aber er war trotz seiner Drohung barmherziger. Er ergötzte sich nicht Tage an diesem Todeskampf. Nicht einmal viele Stunden.
Dann war es vorbei. Der Mörder lag wie zermalmt vor ihm, ein schmales Rinnsal aus Blut floss aus seinem Mundwinkel und tropfte auf die trockene Erde.
Er richtete sich auf und hielt sein Gesicht in die Strahlen der untergehenden Sonne. Der Westen war für ihn neues, unerforschtes Land. Die Jagd war zu Ende, die Rache vollzogen. Es war an der Zeit, neu zu beginnen.
Er sah sich nicht um, als er ging.
K APITEL 7
Die Fahrt zu Veilbrooks Domizil dauerte über eine Stunde und gab Charlie die Möglichkeit, sich zu fassen. Auch wenn sie es nicht wagte, ihre brennenden Augen auch nur für Sekunden zu schließen, weil dann unweigerlich wieder diese schrecklichen Bilder hinter ihren Lidern auftauchten. Sie würde vermutlich Monate, vielleicht Jahre brauchen, um den Anblick zu vergessen, wie Theo seine Zähne in das Opfer schlug. Oder sogar den Rest ihres Lebens.
Sie hatte anfangs gedacht, dass sie in London bleiben würden, aber als sie aus der Kutsche stieg, wusste sie, dass ihr Gastgeber kein Risiko eingegangen war, sondern diese
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