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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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anderen Scheinwerfer erkennen. Das einzige Licht, das sie vor einiger Zeit gesehen hatte, waren seltsame, feurige Rauchwolken gewesen, die aus hohen Türmen in der Ferne geschossen waren wie die Abluftfahnen einer Raffinerie.
    Da sind sie wieder, dachte sie und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die Windschutzscheibe. Dann schnappte sie nach Luft.
    Diese Rauchwolken sahen ganz anders aus als die vorhin. Die drei hier ragten viel höher in den Himmel auf, und sie strahlten im leuchtenden Blau magischer Energie.
    Noch während sie hinsah, flackerten sie, erloschen, und dann erschienen sie wieder, noch heller als zuvor.
    Sie sind näher gekommen , erkannte Kari.
    Erneut erloschen sie und erschienen gleich darauf wieder.
    Noch näher.
    Sie hielt den Wagen an.
    Die drei strahlenden Wolken flammten etwa drei Meter vor ihr auf. Sie erleuchteten die schwarze Straße und tauchten das Wageninnere in bläuliches Licht.
    »Oh mein Gott«, flüsterte sie. Ihr stockte der Atem.
    Dann verschwanden die Flammen. Ehe sie irgendetwas tun konnte, schossen vor und hinter dem Wagen Feuerwände aus dem Boden, die ihre blauen Flammen wie Geysire hoch in den regennassen Himmel spien.
    Kari schrie laut auf, riss unwillkürlich das Lenkrad nach links herum und trat das Gaspedal durch. Sie schrie weiter, während sie schnurstracks auf die Wand aus blauen Flammen zuhielt. Dann zog sie die Hände vom Lenkrad und hielt sie schützend vors Gesicht. Sie kniff die Augen zusammen und schrie aus voller Kehle.
    Dann hoben die Reifen erneut von der Straße ab - zumindest fühlte es sich für Kari so an. Sie legte die Hände wieder ans Lenkrad und öffnete die Augen.
    Obwohl der Regen immer noch aufs Dach prasselte, war ihr Honda jetzt vollständig von dem blauen Leuchten umgeben. Die einzelnen Flammen züngelten und tanzten und erlaubten ihr einen Blick in die Dunkelheit hinter ihrem Seitenfenster. Sie reckte den Hals und schaute auf die Straße hinab.
    Sie konnte einen schmalen Streifen Highway erkennen, in trübes gelbliches Licht getaucht, und weiter entfernt die glitzernden Lichter des nächsten Ortes.
    Oh Gott, ich fliege, dachte sie und fuhr hastig von der Scheibe zurück. Wimmernd starrte sie durch die Windschutzscheibe hinaus, dann durch das andere Seitenfenster. Unbewusst zog sie die Füße vom Boden hoch.
    Sie kauerte sich hinter dem Lenkrad zusammen und murmelte einen Schutzzauber. Der Wagen sackte ab, und sie kreischte auf. Dann fing sich das Auto wieder und flog weiter.
    Als die Flammen sich kurz teilten, entdeckte sie wieder die Lichtpunkte des kleinen Ortes durch ihr Seitenfenster. Der Wagen glitt von ihnen weg, hinaus in die endlose Weite der menschenleeren Wüste.
    Was, wenn das Licht mich fallen lässt? Was, wenn ich in der Wüste lande und das Auto in einen Arroyo gespült wird und ich ertrinke?
    »Göttin, hilf mir«, murmelte sie und faltete die Hände wie zum christlichen Gebet. Sie spürte keine Antwort, keinen Trost. Sie hatte noch nie etwas gespürt. Sie war nicht sicher, ob es überhaupt eine Göttin gab. Sie wusste nicht, wer dafür sorgte, dass die Zauber des Zirkels wirkten. Oder wer den Beschwörungen der Deveraux gehorchte. Sie hatte ihre Erforschung der Magie als Volkskundlerin begonnen. Ihr war bewusst, dass entgegen der allgemeinen Annahme die religiösen Varianten von Wicca, Heidentum, Schamanismus und anderen magischen Traditionen ihre obersten Gottheiten alle ein wenig unterschiedlich interpretierten. Die Göttin der einen Hexe war nicht unbedingt auch die einer anderen.
    Einem Impuls folgend, streckte sie die Hand aus und schaltete das Radio an. Der Lärm des trommelnden Regens hatte es ihr vorhin unmöglich gemacht, etwas von den schwachen Signalen zu verstehen, die das Autoradio empfangen hatte.
    Jetzt war überhaupt nichts zu hören, nicht einmal statisches Rauschen.
    Sie drückte auf die Hupe. Auch die war tot.
    »Hilfe!«, schrie sie. »Es tut mir leid!«
    Und es tat ihr wirklich leid. Schuldgefühle und Reue überwältigten sie, obwohl sie nicht einmal sicher war, warum genau. Aber tief im Herzen wusste sie, dass es falsch gewesen war, den Coven zu verlassen und Michael Deveraux zu suchen - ganz egal, was für Rechtfertigungen sie dafür gefunden hatte.
    Ganz egal, was ich mir vorgelogen habe. Und dafür werde ich jetzt bezahlen. Er hat mich gefunden, und er wird mich töten, denn genau das ist er, ein bösartiger Mörder, und... und... was zum Teufel habe ich mir nur dabei gedacht?
    Im prasselnden

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