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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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ging um die Motorhaube herum, wobei sie die Hand danach ausstreckte, als wolle sie den Wagen ermahnen, ja nicht von allein anzuspringen und sie zu überrollen.
    Dann setzte der Regen wieder ein und durchweichte sie von Kopf bis Fuß. Sie schrie auf und hielt sich die Hände über den Kopf. Sie spürte, wie der eiskalte Guss ihr das Make-up vom Gesicht spülte, alles auf einmal, als hätte sie eine Maske getragen.
    Trotz des Regens lief sie nicht los - sie konnte einfach nicht. Stattdessen ging sie unsicher weiter über die gekieste Auffahrt auf die drei Stufen zu, die zur vorderen Veranda führten.
    Sie stieg hinauf und erinnerte sich daran, dass auch in Seattle drei Stufen zur Haustür der Deveraux geführt hatten. Drei war eine magische Zahl, und Michael Deveraux war Architekt. Wenn er dieses Haus gebaut hatte, waren diese Stufen aus einem bestimmten Grund da.
    Unter dem Vordach trat sie auf einen Fußabstreifer in Rot und Grün - den Farben des Deveraux-Covens - mit der schwarzen Silhouette eines Vogels, eines Bussards, in der Mitte. Sie achtete darauf, nicht auf den Vogel zu treten, doch dann überlegte sie es sich anders und drückte den Absatz ihres Stiefels mitten in das Vogelgesicht.
    Ich lasse mich von ihm nicht einschüchtern, schwor sie sich, um dann beinahe laut aufzulachen. Okay, ich lasse mich wohl doch von ihm einschüchtern.
    Aber ich werde nicht zulassen, dass er mich umbringt.
    Sie hob die Hand. In der Mitte der geschnitzten Tür schimmerte das Mondlicht auf einem Türklopfer. Es war eine bronzene Darstellung des Grünen Mannes - ein Aspekt des Gottes als Naturgottheit.
    Sie holte tief Luft und klopfte.
    Es überraschte sie nicht, dass die Tür sogleich aufschwang.
    Sie nahm die letzten Reste ihres Muts zusammen und tat einen Schritt über die Schwelle. Jetzt stand sie in pechschwarzer Finsternis wie in einem Kokon, der das Prasseln des Regens draußen dämpfte.
    Ich werde sie alle an ihren schlimmsten Feind verraten: Michael Deveraux. An den Mann, der schon lange versucht, uns alle zu vernichten.
    Ja, und er wird es schaffen... wenn ich keine Möglichkeit finde, ihn aufzuhalten. Ich wollte das nicht. Ich wollte nichts von alledem. Vom ersten Tag an haben sie mich bedrängt und mich dazu gebracht, alles mitzumachen.
    Kälte und Angst drangen ihr bis in die Knochen. Sie zitterte, und ihre Knie drohten nachzugeben. Tränen liefen ihr über die Wangen, salzig und wärmer als der eisige Regen.
    Dann schwebte plötzlich ein weiches goldenes Licht dicht vor ihren Augen, und sie blinzelte erschrocken.
    Michael Deveraux stand keinen halben Meter vor ihr. Über seiner ausgestreckten Handfläche hing eine flammende Kugel, etwa so groß wie ein Golfball, die sein Gesicht von unten halb beleuchtete, so dass seine schattenhaften Züge unglaublich finster wirkten. Er hatte langes schwarzes Haar, einen schwarzen Bart und lange Wimpern. Seine Augen lagen recht tief, und die Brauen führten über der Nasenwurzel zu einem steilen Bogen nach oben. Als er lächelte, schrak sie unwillkürlich zurück.
    Er erinnerte sie an den Teufel.
    »Kommen Sie doch herein«, sagte Michael Deveraux fröhlich und trat einen Schritt zurück, um sie vorbeizulassen. Sein Absatz hallte leicht auf den Bodenfliesen. »Sie heißen Kari, nicht wahr? Wir sind einander nie richtig vorgestellt worden, obwohl Sie jahrelang mit meinem Sohn geschlafen haben.«
    Ihre Lippen teilten sich, doch sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also schwieg sie.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet - schwarzer Pullover, schwarze Jeans, schwarze Stiefel. Nun hielt er ihr mit der anderen Hand einen schweren Tonkelch hin. Sie glaubte nicht, dass er ihn einen Augenblick zuvor schon in der Hand gehabt hatte. »Heißer Rum mit Butter und Gewürzen«, erklärte er lächelnd. »Der wärmt Sie wieder auf. Scheußliche Nacht heute.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich kein Wetter für Hexer oder Hexen.«
    Sie zögerte. »Ich bin keine Hexe. Ich kenne nur ein paar Zaubersprüche.«
    Sein Kichern erschreckte sie. »Oh, ich weiß, was Sie sind, Kari, und was Sie nicht sind.« Er hielt ihr den Rum hin. »Kommen Sie schon. Trinken Sie.« Als sie immer noch zögerte, fügte er lauernd hinzu: »Er wird Sie nicht umbringen.« Als wollte er ihr das beweisen, trank er einen Schluck und seufzte zufrieden, ehe er den Kelch wieder sinken ließ.
    Unsicher sagte sie: »Ich... ich hätte nicht herkommen sollen. Das war ein Fehler.«
    »Aber nein. Sie haben genau das Richtige

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