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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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blickte zur Decke. »Dein Timing hätte nicht besser sein können, Kari. Dafür, dass du zu mir gekommen bist, werde ich dich verschonen. Damit meine ich, dass ich dich nicht töten werde.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Das ist gut, Schätzchen.«
    Sie folgte mühsam seinem Blick, und das Blut gefror ihr in den Adern.
    An die Decke war ein gigantischer schwarzer Bussard gemalt, dessen Schwingen sich bis in die dunklen Winkel des Raums streckten. In seinem starken, tödlich scharf wirkenden Schnabel hielt er ein menschliches Herz, und aus diesem Herzen tropfte Blut auf die Brust des gewaltigen Raubvogels. Seine Augen - riesig, selbst für ein so großes Geschöpf - funkelten auf sie herab und schienen sie zu beobachten.
    »Fantasme, der Geist des Großen Bussards.« Michael wies mit einer Geste zur Decke. »Er lebt im grünen Wald der spirituellen Welt, und dort jagt er Pandion.«
    Kari hörte wieder die wummernden Trommeln der großen Jagd und den schnelleren Flügelschlag der Vögel, die ihr Auto begleitet hatten. Ihr war furchtbar schwindelig, der Raum drehte sich um sie. Sie hielt sich an den Armlehnen fest und japste nach Luft. Ihre Lider flatterten, und sie hörte sich leise stöhnen.
    Der bösartige Vogel reckte den Kopf und kreischte. Der Laut war ohrenbetäubend und rüttelte ihr das Hirn im Schädel herum. Das Herz in seinem Schnabel fiel von dem Gemälde herab in die richtige Welt und trudelte wie in Zeitlupe auf Kari zu.
    Sie sprang taumelnd hoch, warf den Sessel um, wirbelte herum und lief schwankend zur Tür. Michaels Lachen hallte ihr nach.
    Eine geisterhafte Gestalt trat aus dem dunklen Flur in die Türöffnung und versperrte ihr den Fluchtweg. Sie war kleiner als Kari und in leuchtende blaue Schleier gehüllt, die sie langsam hob, während irres Gelächter unter den vielen Schichten hervordrang wie ein Echo des Vogels.
    Als Kari sah, wer es war, schnappte sie nach Luft. Ihre Knie gaben nach, und sie fiel hart auf den Steinboden.
    »Bonsoir, ma belle« , sagte die Gestalt.
    Es war Holly, und in ihren Augen glitzerte der Wahnsinn.
    Doch in diesen Augen, tief darin verborgen, lag ein zweites Augenpaar, das Kari zornig anfunkelte.
    Bring mich fort von hier! , befahlen diese Augen. Maintenant!
    »Isabeau«, flüsterte Kari. »Isabeau, versuchst du, Kontakt zu mir aufzunehmen?«
    Holly antwortete nicht. Kari war nicht sicher, ob sie ihre Worte überhaupt gehört hatte. Doch die Augen sagten: Oui! Hilf mir hier heraus! Er wird uns alle vernichten!
    Hinter Kari sagte Michael Deveraux: »Schließe sie irgendwo sicher ein, Holly. Wir werden sie später noch gut gebrauchen können.«
    Auf Hollys Gesicht breitete sich ein irres, behextes Grinsen aus.
    Der Dreifache Zirkel: Santa Cruz
    Die anderen drängten sich um das Feuer, an dem Alex sich die ausgestreckten Hände wärmte. Der Geruch nach Holz und Rauch erinnerte Jer an die alte Schwitzhütte auf dem Campus der University of Washington - er, Kialish und Eddie hatten sie gemeinsam gebaut. Von ihnen dreien hatte er als Einziger überlebt.
    Und Gott allein weiß, wohin Kari verschwunden ist...
    »Schon fast Windmond«, bemerkte Alex mit einem Blick zu der perlweiß schimmernden Himmelskugel. Dann sah er über das Feuer hinweg Jer an, der die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen trug. Jetzt, da Holly fort war, sparte er seine Kräfte für Wichtigeres auf, als mit einem Illusionszauber seine frühere Erscheinung wiederherzustellen. Trotzdem machte es ihm zu schaffen, dass die anderen bei jedem Blick in sein Gesicht unwillkürlich zusammenzuckten und den Blick abwandten. Er wusste, dass ihnen diese Reaktion nicht einmal bewusst war und dass vor allem Amanda entsetzlich beschämt wäre, wenn sie wüsste, wie sehr ihr Abscheu ihn verletzte.
    Aber jetzt geht es nicht um mich. Es geht allein darum, dass wir alle lange genug überleben, um meinen Vater zu besiegen.
    Alex sah Jer an und fragte: »Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr, Deveraux?«
    Alex sprach ihn weiterhin mit seinem verhassten Nachnamen an, obwohl Jer ihn mehrmals gebeten hatte, das nicht zu tun. Jer nickte grimmig. Wenn der Windmond aufging, würde sein Vater am härtesten zuschlagen. In jener Nacht würde Michael Deveraux versuchen, die Hölle auf Erden zu schaffen.
    Jer starrte ins Feuer, als könnte er den Flammen befehlen, sich in den Himmel zu erheben. Hexen sprachen davon, den Mond vom Himmel herabzuholen. Wenn sie das nur könnten - Jer würde ihn anzünden, ihn wieder

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