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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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sie, und als sie zur Welt gekommen waren, hatte Daddy ihr gesagt, dass sie auf die beiden aufpassen musste.
    Mit einem lauten Pusten stieß sie den Atem aus. Morgen würde es eine Geburtstagsparty geben, mit Kuchen. Ihre Großmutter würde da sein, und ihre beiden Großväter. Sie hatte nur die eine Großmutter. Daddys Mutter war gestorben, als er noch kleiner gewesen war als June jetzt. Das machte sie immer ganz traurig, und er tat ihr leid, wenn sie daran dachte.
    Sie drehte sich auf die Seite und kniff die Augen fest zu. Als sie ins Bett gegangen war, hatte sie vergessen, die Schranktür zu schließen - sie war so aufgeregt gewesen, weil sie an ihren Geburtstag gedacht hatte. Der Kleiderschrank machte ihr Angst. Nachts wohnten Dinge darin. Einmal hatte sie die Augen aufgemacht und Schatten in ihrem Schrank gesehen, die sie angestarrt hatten.
    Sie hatte geschrien und geschrien, und dann war ihre Mommy gekommen und hatte gesagt, dass sie sich das nur einbildete. Aber sie hatte sich nichts eingebildet, das wusste sie ganz genau. Es gab Ungeheuer auf der Welt. June sah sie manchmal, und sie wusste, dass sie ihr und ihren Brüdern wehtun wollten.
    Die Standuhr begann, Mitternacht zu schlagen. June erschrak und zwang sich dann, tief zu atmen und sich zu beruhigen. Langsam trieb sie in den Schlaf hinüber. Irgendwo in der Ferne hörte sie etwas... ein tiefes, leises Geräusch. Sie zog sich die Bettdecke über den Kopf, aber das Geräusch wurde lauter und steigerte sich zu einem dumpfen  Brüllen. Sie hielt sich die Ohren zu, aber es wurde nur noch lauter. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und setzte sich auf. Sie wandte den Kopf und schaute genau in dem Moment zum Kleiderschrank, als eine Wasserwand daraus hervorbrach.
    Sie schrie, und das Wasser brandete über sie hinweg. Plötzlich erschien ein Licht, das heller leuchtete als alles, was sie je gesehen hatte. Eine Frau mit langem wallendem Haar stand darin. Sie hob June hoch und drückte sie an sich. Das Wasser floss um sie herum, ohne sie zu berühren. June hustete das Wasser aus, das sie schon geschluckt hatte, und klammerte sich an der dunkelhaarigen Dame fest. »Was ist passiert?«, heulte June.
    »Die St.-Francis-Staumauer ist gebrochen«, antwortete die Dame und drückte sie noch fester an sich.
    Das Haus brach um sie herum zusammen, und sie blieben unberührt. Das Wasser spülte die Trümmer fort, und sie blieben, wo sie waren. Schließlich war die Flut vorüber, und die leuchtende Dame stellte June auf die Füße. Der Matsch klebte an ihren Beinen, und ihr Nachthemd war feucht und schmutzig.
    »Gib gut auf dich acht, ma petite June von den Cahors«, sagte die Dame, und dann verschwand sie.
    June Cathers blickte sich um und sah die Trümmer ihres Hauses und ihrer kleinen Stadt. Ihre Familie, ihre Eltern und ihre kleinen Brüder waren fort, alle waren tot. Sie war fünf Jahre alt, und heute war ihr Geburtstag.

Neun
    Bast
    Etwas trägt der Wind heran, das
    Uns all unsere Sünden zeigt
    Wider dies Dunkel mit noch mehr Hass
    Treten an die Deveraux
    Achtet, Cahors, Cahors, betet
    Wünscht den Tag noch schneller fort
    Denn bei Nacht sind wir's allein
    Die singen und tanzen im silbernen Kreis
    Der Dreifache Zirkel: Santa Cruz
    »Göttin, ich vermisse Nicole so sehr«, betete Philippe auf seinem schmalen Bett. »Lass mich sie heil und gesund wiederfinden.«
    Er drehte sich auf die Seite und machte sich auf eine weitere schlaflose Nacht gefasst. Er fand keine Ruhe mehr, seit Nicole entführt worden war - wieder von James und Eli!
    Er bemerkte, dass Pablo ihn anstarrte. »Was ist denn, hijo?«
    »Wir werden sie finden«, flüsterte Pablo.
    »Danke, Pablo«, entgegnete Philippe. »Eher früher als später, hoffe ich.«
    Pablo nickte. Das andere überlebende Mitglied ihres Zirkels, Armand, schnarchte leise auf seinem Feldbett. Philippe hob den Kopf und schaute nach ihm.
    Andere zu führen ist eine schwere Bürde. Es ist mir ein Rätsel, wie José Luis sie so lange tragen konnte, dachte er.
    »Er konnte sie so lange tragen, weil du ihm immer beigestanden und ihm Mut gemacht hast«, erklärte Pablo, der weiterhin Philippes Gedanken las.
    Philippe streckte die Hand aus und legte sie kurz auf Pablos Schulter. Danke, dachte er.
    »Gern geschehen«, entgegnete Pablo.
    »Irgendeine neue Spur von den anderen?«
    »Si«, antwortete Pablo. »Holly ist bei Michael Deveraux.«
    »Wo?«
    »In New Mexico.«
    »Und Kari und Jer?«
    »Kari ist auch da, und Jer ist auf dem Weg

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