Hexentraum
dorthin, um seinen Vater zu töten.«
»Die Göttin gewähre ihm den Sieg«, sagte Philippe halb betend. »Und Nicole?«, fragte er gleich darauf und fürchtete sich vor der Antwort.
Pablo schüttelte mit frustrierter Miene den Kopf. »Immer noch nichts.«
»Ist es möglich, dass sie sie nach Avalon gebracht haben?«
»Ich weiß es nicht, aber ich vermute, entweder dorthin oder nach London.«
»Danke, dass du es immer wieder versuchst.«
»Ich gebe die Hoffnung nicht auf, und du darfst das auch nicht.«
Philippe seufzte. An manchen Tagen war das leichter gesagt als getan. Da seine Gedanken an die fehlenden Brüder und Schwestern des Zirkels ins Leere gelaufen waren, wandten sie sich der anderen Sorge zu, die ihn belastete. »Hast du irgendetwas von Alex gespürt?«
»Nein, er ist sehr verschlossen. Es ist schwierig, ihn überhaupt zu erspüren - er ist immer wachsam, als wüsste er, dass ich ihn beobachte.«
»Das macht mich nervös«, gestand Philippe.
»Die Hohepriesterin auch«, sagte Pablo.
Interessant. Vielleicht sollte ich mich mal mit ihr unterhalten, dachte er.
»Das ist eine gute Idee«, erwiderte Pablo. »Ich habe daran gearbeitet, uns zu schützen, damit er uns drei nicht lesen kann«, erklärte er. »Ich werde das auch bei den anderen tun.«
»Ich danke dir.«
Nachdem Philippe noch eine Stunde lang wach gelegen und vergeblich versuchte hatte zu meditieren, sank er schließlich in einen unruhigen Schlaf. Er hatte das Gefühl, nur wenige Minuten geschlafen zu haben, als Pablos Aufschrei ihn Stunden später weckte.
»Ich habe sie gefunden!«
Philippe setzte sich auf, sofort hellwach. »Wo ist sie?«, fragte er und wusste genau, wen Pablo meinte.
»Sie ist auf der Insel Avalon. Sie hat kurz Kontakt zu mir aufgenommen. Eigentlich hat sie versucht, dich zu erreichen, aber sie hat es nicht ganz geschafft«, erklärte Pablo, der plötzlich verlegen klang.
»Ist schon gut, Pablo«, sagte Philippe sanft. Offenbar war es dem Jungen peinlich, dass er eine Botschaft abgefangen hatte, die an Philippe gerichtet gewesen war, obendrein von dessen Liebster.
»Sie hat mir gesagt, dass es ihr gut geht und Eli ihr hilft zu entkommen.«
Philippe seufzte tief. »Der Göttin sei Dank, dass ihr nichts geschehen ist. Es gefällt mir zwar nicht, dass Eli bei ihr ist, aber wenn er sich auf unsere Seite schlägt, werden wir ihn mit offenen Armen willkommen heißen.«
»Soll ich die anderen wecken?«
Philippe blickte sich nach dem Wecker auf dem Nachttisch um. »In einer Stunde müssen sie sowieso aufstehen. Lass sie schlafen. Wir alle werden jedes bisschen Schlaf brauchen, das wir kriegen können. Du solltest auch versuchen, dich noch ein bisschen auszuruhen.«
Pablo nickte und legte sich langsam wieder hin. Er schloss die Augen, und gleich darauf verlangsamte sich sein Atem. Philippe blieb noch einen Moment lang sitzen, bis er sicher war, dass Pablo schlief. Dann stand er auf und ging nach unten. In der Küche traf er auf Sasha, die Frühstück machte.
»Pablo hat Nicole gefunden«, begrüßte er sie. »Sie ist sicher und wohlbehalten auf Avalon. Eli verhilft ihr zur Flucht.«
Erleichterung spiegelte sich auf ihrem Gesicht, und sie begann zu strahlen wie die Sonne. Doch gleich darauf verdüsterte eine Wolke ihre Miene, als sie fragte: »Und was ist mit Jer?«
Philippe nickte. »Er ist unterwegs nach New Mexico, um seinem Vater entgegenzutreten.«
Sie sank an die Küchentheke, und ein bekümmerter Ausdruck breitete sich über ihr Gesicht. »Tief im Herzen wusste ich, dass er das vorhatte«, gestand sie.
»Das macht es trotzdem nicht leichter, es zu hören«, erwiderte er mitfühlend.
»Das stimmt.« Sie lächelte gezwungen und riss sich sichtlich zusammen. »Es freut mich, dass Eli Nicole hilft. Was meinen Sohn wohl dazu gebracht hat?«
Philippe zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist ihm klar geworden, dass er dem Herrn gedient hat, wo er besser der Herrin hätte folgen sollen.«
Sasha lächelte. »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es etwas mit Nicole zu tun hat.«
»Ja, sie kann sehr überzeugend sein, wenn sie will. Falls er sie je geliebt hat, kann sie ihn sicher beeinflussen«, sagte Philippe. Er wollte nicht einmal sich selbst eingestehen, wie schmerzlich diese Worte für ihn waren.
Die anderen tröpfelten nach und nach herein, bis alle in der Küche versammelt waren. Jeder Einzelne sah müde aus, aber alle waren ermutigt durch die Neuigkeiten über Nicole. Besonders ihre Schwester
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