Hexentraum
blickte sich verstohlen nach den anderen um.
Sie machte nur ganz kleine Bewegungen mit der linken Hand, um ein Pentagramm in die Luft über dem Dämon zu zeichnen. »Göttin, treib dies Wesen aus, es gehört nicht in mein Haus«, flüsterte sie.
Der Dämon riss die Augen auf und gab ein japsendes Geräusch von sich, ehe er davonflog, hinaus durch ihren Mund. Die Übrigen, die bei Bewusstsein waren, drehten sich zu ihr um. Oh-oh.
Armand starrte überrascht den winzigen braunen Dämon an, der aus Holly geflogen kam. Er packte sein Schwert und schlug ihn mittendurch. Brauner Schleim troff von der Klinge und löste sich auf dem Weg zum Boden mitten in der Luft auf.
»Gut so, Holly, mach weiter.«
Holly hörte ihm nicht mehr zu. Sie saß wieder zusammengekrümmt auf ihrem Hocker, und alle standen um sie herum, schrien sie an, schlugen sie mit Fäusten und bissen sie mit ihren Zähnen. Sie weinte und blutete, und niemand war da, der ihr helfen konnte.
Armand starrte Holly hoffnungsvoll an, doch es gab kein Anzeichen dafür, dass sie ihn verstand, und keine weiterenvDämonen erschienen. Plötzlich begann Holly vor sich hinzubrabbeln. Es klang wie Aramäisch. Armand hob die Hände, hielt sie über Hollys Kopf in die Luft und betete auf Arabisch: »Oh Allah, halte uns fern von Satan und halte Satan fern von allem, was du uns schenkst.«
Ein Dutzend Dämonen kam kreischend aus Holly gefahren, und Armand wirbelte mit seinem Schwert hierhin und dorthin, durchbohrte den einen, zerteilte den anderen. Den letzten musste er eine volle Minute lang durch den Raum jagen. Keuchend stand er da, nachdem er ihn erschlagen hatte, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
»Hilf mir!«, hörte er Holly hinter sich keuchen.
Er fuhr herum und sah, dass sie ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Hilf mir!«, flehte sie erneut.
Er eilte zu ihr zurück. Doch gerade, als er sie erreicht hatte, verdrehten sich ihre Augen, und sie begann heftig zu zucken. Sie kippte rücklings um, und Armand fing sie auf und hielt sie in den Armen. »Kämpfe, Holly, wehr dich gegen sie«, drängte er. »Du kannst das, ich glaube an dich. Komm zurück zu uns. Göttin, ich flehe dich an, vertreibe die unreinen Wesen aus Holly, lass sie an Geist und Seele gesunden. Verbanne alle Geschöpfe, die in ihr lauern, und tauche sie in dein heiliges Licht.«
Weitere Dämonen flohen aus Holly, und Armand ließ sie vorbei und hoffte, dass die anderen sie erwischen würden.
»Ich befehle euch, unreine Geister, weichet aus diesem Mädchen. Ihr dürft hier nicht sein, und ich gebiete euch im Namen Jesu Christi, der sein Blut am Kreuz vergoss: Fahret aus!«
Schreie der Qual hallten durch die Luft, und weitere Dämonen schossen hervor. Er spürte, wie ein paar davon nach ihm griffen und versuchten, stattdessen in ihn einzufahren, doch er wischte sie mit Gesten und Gedanken fort.
»Im Namen der Fürstin und ihres Fürsten verbanne ich alles Böse. Ich erhebe Anspruch auf Holly als heiliges Gefäß der Göttin. Segne und läutere sie.«
Er zog ein weißes Leinentuch aus der Tasche und legte es ihr auf den Kopf. Empfange dies weiße Gewand, das du unbefleckt tragen mögest.
Eine Art Explosion folgte. Ein greller Lichtblitz blendete ihn, und Luft und Dinge zischten an ihm vorbei. Holly riss die Augen auf und schaute zu ihm hoch.
Holly stand in der Mitte ihres Geistes. Wo wollen sie alle hin?, fragte sie sich voller Staunen, als Dämonen an ihr vorbeiflogen. Einer grapschte nach ihr, seine Krallen ritzten ihr den Unterarm auf. Sie schüttelte ihn ab, und auch er flog hinaus.
Schließlich war sie allein, und alles war still. Leise und vorsichtig schlich sie sich voran, bis sie das Gesicht an ihre Augen drücken und hinausschauen konnte. Sie atmete tief ein, und Luft strömte in ihre Lunge. Sie blickte auf, und da war Armand.
Er hielt eine weiße Kerze in der Hand. Die Flamme flackerte hell und rein. Er reichte ihr die Kerze, und es dauerte nur einen Moment, bis sie die Hand heben und sie ihm abnehmen konnte.
»Accipe lampadem ardentem. Amen. Sei gesegnet.«
»Sei gesegnet«, flüsterte sie. Ich bin wieder da.
Sie begann zu weinen.
Armand hielt sie im Arm, während sie schluchzte, und dankte der Göttin und Jesus Christus dafür, dass es ihm gelungen war, sie zurückzuholen. Nach ein paar Minuten hörte er ein schüchternes Klopfen an der Tür. »Kommt ruhig herein«, rief er heiser.
Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und er blickte auf. Philippe kam langsam
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