Hexentraum
sterbender Dämon schlüpfte unter der Tür hindurch, und Philippe erstach ihn und schickte ihn ins Nichts zurück. »Was er tut, funktioniert offenbar«, stellte er fest. »Dieser Dämon war schon beinahe tot.«
Amanda ging vor der Tür auf und ab und spielte mit ihrem Schwert herum wie mit einem Tambourstab. Philippe beobachtete sie, und sie tat ihm leid. Sie hat schon so viel verloren, und noch viel mehr steht für sie auf dem Spiel.
»Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich Warten hasse?«, fragte sie.
»Allerdings«, bemerkte Alex. »Wir müssen anfangen, unsere Ausrüstung zu packen. Sobald Armand fertig ist, müssen wir hier weg. Die Hälfte von uns geht nach Avalon, um Nicole zu retten. Die anderen starten den Angriff auf den Obersten Zirkel.«
»Ist es nicht gefährlich, wenn wir uns aufteilen?«, fragte Tommy.
»Im Augenblick wäre es gefährlich, das nicht zu tun. Wir müssen handeln, und zwar schnell. Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten. Wir müssen zuschlagen, ehe sie gewarnt werden.« Alex warf einen Blick zu Jer hinüber. »Nach allem, was wir wissen, könnten sie uns bereits erwarten.«
Philippe bemerkte, dass Jer die Stirn runzelte, aber nichts sagte. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür. Göttin, steh ihm bei, betete er für Armand und hielt weiter Wache gegen fliehende Dämonen.
Armand hörte Holly sprechen - zumindest versuchte sie es. »So ist es gut, Holly, hilf mir, mach mit, wehr dich gegen sie. Du schaffst es. Du bist stärker als sie. Vertreibe sie. Du besitzt die Macht dazu.«
»Sie hat keine Macht über mich«, fauchte eine Stimme. Plötzlich fuhr ein Windstoß durch den Raum, der offenbar um Holly herumwirbelte. »Und du auch nicht.«
»Wer bist du? Nenn mir deinen Namen«, befahl Armand.
»Willanjee.«
Willanjee? Wo habe ich das schon mal gehört? Der Wind fauchte weiter durch den Raum, und der Zusammenhang kam ihm bekannt vor. Willanjee. Wirbelwind.
»Du bist ein böser Geist, der im Wirbelwind lauert. Die Ureinwohner Australiens erzählen Geschichten über dich.«
»Du hast von mir gehört, gut. Dann weißt du, dass du dich fürchten musst.«
Armand wies in Hollys Richtung. »Bisher bin ich nicht sonderlich beeindruckt. Wenn du also nicht vorhast, Holly in einen Vogel zu verwandeln, solltest du jetzt gehen.« Er stand auf, wartete auf die Reaktion des Wesens und zermarterte sich das Gehirn, wie er es austreiben könnte.
In den Legenden der Aborigines hat die Regenbogenschlange das Land geformt und die Geister geschaffen. Das ist zumindest ein Anfang.
»Ich befehle dir, weiche, Willanjee, im Namen des Geistes, der den Völkern deiner Heimat Leben eingehaucht hat. Im Namen der Regenbogenschlange gebiete ich dir: Weiche!«
Mit lautem Heulen frischte der Wind im Zimmer auf. Armand sah, wie der Dämon aus Hollys Mund hervorschoss. Dann begann der Wind durch den Raum zu wirbeln, immer schneller, immer stärker. Er zerrte an Armands Kleidern und brannte ihm in den Augen.
Er öffnete den Mund, um einen Zauber zu sprechen, doch der Wind riss ihm die Worte von den Lippen, und nicht einmal Armand selbst konnte sie hören. Göttin, steh mir bei, dachte er, als der Wind immer mehr Kraft aufbaute und sich zu einem Wirbel formte. Sonst wird er Holly und mich in Stücke reißen.
In der Ecke des Raumes bildete sich ein Tornado. Angst packte Armand, als ihm klar wurde, dass das Geschöpf sie alle vernichten könnte.
Plötzlich flog die Tür auf, und Alex stand mit erhobenen Armen im Türrahmen. Er brüllte etwas, doch Armand konnte es nicht hören. Der Wind erstarb auf der Stelle und hinterließ nur eine unheimliche Stille. Die Tür schloss sich mit einem Knall, und Armand war wieder allein mit Holly und ihren Dämonen.
Ich darf nachher nicht vergessen, mich bei Alex zu bedanken, dachte er und machte sich wieder an die Arbeit.
In ihrem Geist herrschte Chaos. Zumindest war der Wind jetzt weg, aber er hatte eine Menge Körper verstreut, Dämonen lagen benommen und bewusstlos herum. Keiner sah Holly an. Sie holte tief Luft und stand auf.
Nichts geschah. Niemand bemerkte sie. Ein brauner, geschuppter Dämon lag neben ihrem Hocker auf dem Boden. Er war klein, nur etwa halb so groß wie sie, und sehr mager. Sein Mund stand offen, und eine dicke gelbliche Flüssigkeit rann heraus und verteilte sich auf dem Boden ihres Geistes. Eklig. Sie stupste ihn mit dem Zeh an, doch er rührte sich nicht. Er ist nicht sehr groß. Ich könnte ihn besiegen, dachte sie und
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