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Hexenwahn

Hexenwahn

Titel: Hexenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entkommen. Es war damit zu rechnen gewesen, daß er irgendwann in London auftauchte, denn er hatte nicht vergessen, was Jane Collins ihm angetan hatte. Breitschultrig war er, hatte dichtes, dunkelbraunes Haar und Augen mit jettschwarzen Pupillen. Wie immer war sein Gesicht sonnenbraun, trotzdem machte er den Eindruck eines düsteren Mannes und verzog nun die Lippen zu einem kalten Lächeln.
    Für Jane Collins ein Beweis, daß auch Schreiber sie erkannt hatte. Ein Zufall? Nein, sicherlich nicht. Gordon Schreiber gehörte zu den Typen, die systematisch vorgingen, die überließen nichts dem Zufall. Sein Haß auf Jane Collins war groß, sie war an seiner Niederlage stark beteiligt gewesen, und Jane stellte mit Erschrecken fest, daß dieser Mann sie bestimmt schon eine ganze Weile beobachtet hatte. Erst jetzt zeigte er sich, und er mußte sich verdammt sicher fühlen.
    Das Lächeln blieb, auch als Schreiber seine rechte Hand aus der Manteltasche holte. Dabei winkelte er den Arm etwas ab, so daß Jane nicht sehen konnte, was er genau in der Hand hielt, und hob ihn an.
    Dann drehte er die Hand um.
    Eine blitzschnelle Bewegung, und Jane sah etwas funkeln. Es war ein Dolch!
    Er hatte eine lange Klinge. Beidseitig war sie geschliffen, das wußte die Detektivin, denn sie hatte mit so einem Dolch bereits Bekanntschaft gemacht.
    Er gehörte zu den Hexenmessern, die man ihr in den Körper gestoßen hatte.
    Licht streifte die geschliffene blanke Klinge und warf einen blitzenden Reflex.
    Hastig sprang Jane Collins auf. Im ersten Augenblick glaubte sie daran, daß Gordon Schreiber den Dolch durch die Scheibe stoßen würde, dann jedoch schüttelte er den Kopf, lächelte noch kälter und breiter, wandte sich um und verschwand. Janes rechte Hand lag auf der Handtasche.
    Sie hätte sie normalerweise an sich gerissen und ihre Astra hervorgeholt, um sich zu wehren. Doch das war nicht mehr nötig, denn Gordon Schreiber hatte es vorgezogen zu verschwinden.
    Die Detektivin schluckte. Wie eine Marionette ließ sie sich auf den Stuhl fallen und war kalkweiß im Gesicht. So etwas durfte nicht sein, das war einfach zu grauenhaft. Die Vergangenheit hatte sie wieder eingeholt.
    Schrecklich…
    Plötzlich verspürte sie keinen Appetit mehr. Sie sah den Salat und schob den Teller zur Seite. Auch die Cafeteria gefiel ihr nicht mehr. Keine Sekunde wollte sie hier länger sitzen bleiben. Sie mußte weg und winkte dem Kellner.
    Der kam sofort. Sein Gesicht drückte Bedauern aus, als er auf den Teller schaute. »Hat es Ihnen nicht geschmeckt, Miss?«
    »Doch, doch, aber mir ist eingefallen, daß ich dringend weg muß und schon sehr spät bin.«
    »Das ist schade. Zum Essen sollte man sich Zeit nehmen, Miss«
    Jane lächelte. »Natürlich, im Normalfall tue ich das auch, aber in der Hetze jetzt ist es mir durchgegangen. Sie verstehen sicherlich«
    »Natürlich.«
    Der Ober rechnete rasch zusammen und nannte den Betrag, auf den Jane noch ein Trinkgeld zulegte. »Ich danke Ihnen, Miss. Und beehren Sie uns bald wieder. Einen Platz werde ich für Sie immer finden.«
    »Das ist nett, danke.«
    Jane erhob sich, nahm ihre Tüten, nickte dem Kellner noch einmal zu und verließ das Lokal.
    Draußen empfing sie wieder der Trubel. Stimmengewirr, Hetze, das ewige Rollen des Verkehrs, Lichter und Girlanden aus künstlichen Tannennadeln, die über den Bäumen am Sloane Square hingen.
    Von Gordon Schreiber sah die Detektivin nichts mehr. Jane war vor der Tür stehengeblieben. Schreiber war ziemlich groß. Er mußte eigentlich auffallen, aber nicht in diesem Trubel und dem künstlichen Lichtermeer, wo die auf- und abgehenden Menschen an einen riesigen Wurm erinnerten, der sich durch die Straßen wälzte.
    Schreiber war und blieb verschwunden. Allerdings vermutete Jane, daß er sie unter Kontrolle behielt. Er würde sie nicht aus den Augen lassen, und das bereitete der Detektivin Unbehagen. Kalt strich es über ihren Rücken, die Haut dort zog sich zusammen, als sie sich in Bewegung setzte und langsam weiterging.
    Sie wollte mit einem Taxi nach Hause fahren, das erschien ihr am sichersten.
    Da sah sie die rote Telefonzelle. Soeben verließ ein junges Mädchen sie und schleuderte sich einen langen bunten Schal zweimal um den Hals.
    Mit einem Ende verhakte sich der Schal in der zufallenden Tür. Jane zog ihn frei.
    Das Mädchen lief weiter, bedankte sich mit einem Lächeln, und Jane betrat die Zelle. Sie mußte unbedingt mit John Sinclair reden, denn er war auch an

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