Hexenwahn
und verschwanden. Richtig zu mir gekommen bin ich eigentlich erst auf dieser Müllhalde. Und da hörte ich dann, was sie mit mir vorhatten. Sie schlugen mich, wollten Informationen haben, aber ich konnte ihnen keine geben. Die beiden Namen wußten sie selbst. Schließlich brachten sie mich auf den Scheiterhaufen. Diese Hexenjäger, Oberinspektor, sind ebenso schlimm wie die anderen.«
»Ich weiß.«
»Die werden mich auch hier finden.«
»Nein«, erwiderte ich. »Wir werden ihnen das Handwerk schon legen. Glauben Sie mir.«
»Sie sind mächtig.«
»Inwiefern?«
»Geld, Sir. Sie besitzen Geld und Macht. Vielleicht sind ihre Taten auch politisch motiviert, heutzutage ist ja alles möglich. Auf jeden Fall wissen sie von der Existenz der Hexen, und sie wollen sie mit ihren Methoden ausrotten. Wie früher, als die grausame Inquisition noch am Werke war.«
»Wir müssen sie trotzdem bekämpfen. Es geht nicht an, daß jemand, und seien die Motive noch so edel, das Recht selbst in seine Hand nimmt. Wobei man bei den Hexenjägern nicht von edlen Motiven reden kann, denn sie sind ebenso schlimm wie die dämonischen Gegner.«
»Das war gut gesagt, Sir. Sie scheinen sich auszukennen.«
»Und wie.«
Bill wollte etwas wissen. Er war die Zeit über unruhig im Zimmer auf- und abgelaufen. »Wie heißt denn Ihre Freundin?«
»Judy Gray.«
»Und wo wohnt sie?«
»In der Black Prince Road. Das ist im Lambeth.«
Bill schrieb mit. »Und wo trafen sich die Hexen immer?« wollte er noch wissen.
»Das kann ich nicht genau sagen. Sie haben verschiedene Treffpunkte. Mal in einer Villa, dann wieder in alten, leerstehenden Häusern, wo sie die Keller benutzen.«
»Ein direktes Hauptquartier gibt es nicht?« hakte ich nach.
»Doch, aber ich weiß nicht, wo es sich befindet.«
»Und wo haben sich die Hexen beim letzten Mal getroffen?« erkundigte ich mich.
»Das war eine Villa in Mayfair. Nahe am Green Park, in der Brick Street.«
Wir bedankten uns bei dem Mädchen, denn es hatte uns mit einigen wichtigen Informationen versorgt. Ich beruhigte sie auch noch, indem ich ihr sagte, daß zu ihrem Schutz ein Polizist abgestellt würde. »Der Mann wird vor Ihrer Tür sitzen, Celia, und keinen zu Ihnen hineinlassen. Das verspreche ich.«
»Danke,« Sie lächelte und weinte gleichzeitig. Sie war glücklich, noch am Leben zu sein.
»Die Hexenjäger finden wir auch«, sagte ich. »Wir sorgen dafür, daß in London keine Scheiterhaufen mehr brennen.«
»Bist du dir da sicher?«
Bill Conolly sprach mich auf dem Gang darauf an.
»Ich hoffe es zumindest.«
»Na ja.«
Am Aufzug blieb ich stehen. Noch immer fühlte ich mich ein wenig wacklig auf den Beinen, zudem brannte mein Gesicht. Ich mußte wieder neue Salbe auf die Haut schmieren. Man hatte mir eine Tube mitgegeben.
»Was ist?« fragte Bill.
»Willst du überhaupt mitmachen?«
»Du hast vielleicht Nerven, John. Schließlich war ich der berühmte Stein des Anstoßes.«
»Okay.« Ich grinste, und auch Suko konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, während Bill weiterschimpfte.
Mein Bentley stand auf einem Parkplatz. Suko und Bill waren mit ihm hinter dem Wagen der Ambulanz hergefahren. Der Chinese berichtete, daß sie mich und das Mädchen bewußtlos gefunden hatten. Vom Haus des Wächters aus hatten sie die Ambulanz alarmiert.
Suko fuhr den Bentley zum Yard Building. Inzwischen war es fast acht Uhr und offizieller Arbeitsbeginn. Wir wühlten uns durch den Londoner Morgenverkehr, gerieten zweimal in den Stau und trafen mit einer halben Stunde Verspätung ein.
Auf dem Weg zu unserem Büro fragte ich Suko: »Ist Sir James eigentlich informiert worden?«
Der Chinese nickte. »Ich habe ihn angerufen.«
»Ausgezeichnet.«
»Ja, er denkt mit«, meinte Bill und kassierte von Suko dafür einen leichten Rippenstoß.
Glenda bekam Stielaugen, als sie mich sah. »John!« rief sie »Was hat man denn mit Ihnen gemacht? Sind Sie gegrillt worden?«
»Fast«, erwiderte ich. »Aber dann fiel den anderen ein, daß ich zu zäh bin, und ich konnte von der Platte hüpfen. Sonst hätten Sie mich jetzt anknabbern können.«
»Ach, hören Sie auf.« Glenda wollte natürlich wissen, was geschehen war. Ich berichtete in Stichworten und sagte nicht nein, als sich Glenda anbot, die Salbe auf mein Gesicht und die Handrücken zu streichen.
Dafür nahm ich auf ihrem Stuhl Platz. Ihre geschickten Finger strichen über mein Gesicht. Ich schloß die Augen und versuchte trotz der in Mitleidenschaft
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