Hexenwahn
gefunden. Fett stand der Name im Telefonbuch. Die Straße lag zwischen Oxford Street und dem Grosvenor Square. Das war Bills Ziel.
Bill freute sich jedesmal über den satten Sound des Porsche-Motors. Das war Musik in seinen Ohren, auch wenn er den Wagen innerhalb Londons nicht ausfahren konnte. Zwischen Green und Hyde Park nahm er die unterirdische Straße - ›Underpass‹ genannt - und bog dann links ab nach Mayfair hinein. Augenblicklich war von dem Trubel nichts mehr zu spüren. Ein ruhiger Stadtteil, inmitten der Hektik einer Londoner Einkaufscity. Zu dieser Jahreszeit sahen die alten Platanen und Eichen kahl aus. Man hatte einen ungehinderten Blick auf die Hausfassaden, die zumeist renoviert waren und einen sehr hübschen und gepflegten Eindruck hinterließen, der auch Fremden gefiel, wenn sie einmal durch diese Straßen fuhren.
Am Grosvenor Square mußte er einmal in die Runde fahren, um in die schmale Seitengasse abbiegen zu können, wo die Doyles ihr Domizil besaßen.
Allerdings nur das städtische. Außerhalb Londons lebte die Familie in einem alten Herrenhaus, das sie einem verarmten Lord abgekauft hatten. Als Makler konnte sich Harold Doyle so etwas eben leisten. Und nun, so besagten Gerüchte, hatte er auch noch vor, in die Politik einzusteigen.
Das Haus der Doyles war das letzte in einer Reihe. Dahinter begann ein kleiner Grünstreifen, der die Bezeichnung Park kaum verdiente.
Bill lächelte, als er die alten Laternen sah, die so typisch für London waren. Aus kunstvollem Schmiedeeisen gefertigt, manchmal wie die Arme eines Kandelabers nach beiden Seiten abzweigend und mit kleinen gläsernen Hauben geschmückt. Neben so einer Laterne stellte Bill den Porsche ab. Er mußte ein paar Schritte zurückgehen, einen kleinen Vorgarten durchqueren und sah das Schild an der Hauswand, das im blassen Schein der Wintersonne glänzte und den Namen des hier ansässigen Besitzers aufwies.
Vor dem Haus blieb Bill stehen. Das alte Gebäude machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Fensterscheiben blitzten. Sie waren ebenso sauber wie die Gardinen.
Es gab auch eine Klingel. Sie saß fest im Mauerwerk, und Bill drückte sie.
Ein Gong, der durch das Haus schwang. Ihm folgte die weibliche Stimme aus den Lautsprecherrillen. »Sie wünschen bitte?«
»Den Chef.«
»Sorry, Sir. Da müßten Sie sich anmelden. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
»Bill Conolly.«
»Aha.« Die Frau tat so, als würde sie Bill kennen. »Wir könnten dann einen Termin vereinbaren. Warten Sie, ich drücke auf.«
Bill hatte schon eine abschlägige Antwort auf den Lippen, als er den Vorschlag trotzdem annahm. So kam er wenigstens ins Haus und brauchte nicht an der Tür zu verhandeln. Auch fiel ihm das gläserne Auge auf, das in die Wand montiert war. Doyle ließ seine Besucher durch das Objektiv einer Kamera überwachen.
Bill betrat einen breiten Flur, der in eine Halle mündete. Auf dem Marmor lagen Teppiche, und in der Halle standen mehrere Kopiergeräte sowie ein großer Schreibtisch, hinter dem eine Frau im mittleren Alter saß und den eintretenden Reporter anlächelte, als sie sich von ihrem Stuhl erhob.
Im Weitergehen sah Bill einige Türen, hinter denen die Büros der Firma lagen, denn gedämpftes Klappern von Schreibmaschinen war zu vernehmen. Eine breite Treppe führte in die erste Etage. Das Mahagoniholz zeigte einen matten Glanz. Ein Teppich bedeckte den Mittelteil der Stufen und lief nach oben wie der breite Körper einer Schlange. An den Wänden zwischen den Bürotüren hingen Bilder, die sicherlich einiges gekostet hatten. Die Einrichtung sah nicht nur teuer aus, sie war es auch. Der Makler Harold Doyle mußte klotzig viel Geld mit seinen Geschäften verdienen.
Die Frau lächelte, als sie Bill anschaute. Es war das übliche Kundenlächeln, das die Augen nicht erreichte. Die Blicke glitten auch abschätzend über Bills Kleidung, und als die Frau ihre blaß geschminkten Lippen verzog, da wußte Bill, daß er verloren hatte.
Trotzdem blieb die Dame freundlich und stellte sich als Annabell Preston vor.
»Meinen Namen kennen Sie ja«, sagte Bill.
»Natürlich, Mr. Conolly.« Die Frau schaute zu Bill hoch. »Wann kann ich einen Termin mit Mr. Doyle vereinbaren?«
»Sofort.«
»Mr. Conolly.« Jetzt sprach die Frau wie mit einem geisteskranken Kind.
»Sie können nicht so einfach hier hereinschneien und einen Termin verlangen. Mr. Doyle ist ein vielbeschäftigter Mann. Das muß alles sorgfältig geprüft werden. Außerdem
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