Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
sie bewundert – wie in ihren Countryclubs und Fitnessklubs. Ihre Spenden waren zwar großzügig, aber sie waren auch steuerlich absetzbar .« Ich zog die Hände aus den Taschen. »Vivian war gut darin, die Reichen zu umgarnen. Aber darüber hinaus … nehmt Mandy als Beispiel. Das Mädchen ist offen und wissbegierig. Sie hat Vivian angehimmelt, und Vivian hat das ausgenutzt. Und was hat Mandy heute von ihren treuen Diensten? Ich glaube nicht, dass Vivian ihr etwas beigebracht hat. Doch Mandy und andere Frauen wie sie sind unsere Zukunft. In einigen Jahrzehnten werden sie dort sitzen, wo ihr nun seid .« Ich deutete auf das Podium. »Aber was für ein Rüstzeug geben wir ihnen mit? Was für ethische Grundsätze bringen wir ihnen bei, welche Werte? Bringen wir ihnen überhaupt Werte bei ?«
»Dann sind Ethik und Werte wichtig für dich ?«
»Ja. Verantwortungsbewusstsein, Verlässlichkeit und echte Güte. Ist die Hohepriesterin nicht im Grunde eine Lehrerin? Aber wie, so frage ich euch, soll man von jemandem lernen, der sich nicht um einen schert ?« An dieser Stelle bremste ich mich. Ich war nicht hier, um den Ältesten eine Predigt zu halten.
»Was bedeutet dir sonst noch viel ?«
»Gerechtigkeit « , sagte ich spontan.
Elspeth hob eine weiße Augenbraue.
Hatte ich mir gerade selbst eine Falle gestellt? Hatte ich ihnen unfreiwillig einen Hinweis gegeben?
»Gerechtigkeit « , wiederholte Elspeth langsam mit nachdenklicher Miene.
»Interessant « , murmelte eine andere der Ältesten.
Die Eldrenne öffnete wieder die blinden Augen.
Einer plötzlichen Eingebung folgend sagte ich: »Jemand ist heute hier gestorben. Liegt uns da nicht allen Gerechtigkeit am Herzen ?«
»Ja « , sagte die Eldrenne. »Ja, so ist es .« Etwas an der Art, wie sie den Mund verzog, sagte mir, dass sie mich durchschaut hatte. Dass sie nicht auf mein Ablenkungsmanöver hereingefallen war.
17
Als meine Befragung beendet war, wurde ich zurück in den Aufenthaltsraum begleitet. Ich war so erschöpft, dass ich schnell eindöste, und schlief fast eine Stunde – nicht genug, um Energie zu tanken oder mich zu erholen. Lydias Stimme weckte mich.
»Kandidatinnen !« , rief sie von der Tür her. »Hexen! Kommt mit mir in die Tempelhalle .«
Mit steifen Gliedern kletterte ich von dem Feldbett. Als ich sah, dass auch die anderen schlaftrunken waren, fühlte ich mich gleich ein bisschen besser.
Holly stand bei Lydia. Die Zahl auf ihrem Skorpion war die höchste gewesen, sie war als Letzte von uns befragt worden.
»Ihr alle, die ihr hier steht, seid erschöpft von einem langen Prüfungstag und traurig und beunruhigt, weil eine der unseren einen sinnlosen Tod gestorben ist. Doch ihr seid Hexen! Darum sammelt jetzt eure Kräfte, denn die werdet ihr brauchen für das, was euch als Nächstes erwartet .«
Ihre Worte rüttelten uns wach und weckten unser Misstrauen. Wie brave Kindergartenkinder nahmen wir erneut unsere Plätze in einer Reihe ein. Hunter trat hinter mich und flüsterte mir zu: »Und, Persephone, bist du mit deinem Businessplan zufrieden ?«
Offenbar dachte sie, sie hätte die mündliche Prüfung mit Bravour bestanden. Schön für sie. Aber dass sie es mir unter die Nase rieb, war kein guter Schachzug. Wenn ich müde war, wurde ich schneller als sonst gereizt.
Ich musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wirtschaftsabschluss? Hast du. Silberner Löffel? Hast du. Ausgeprägtes Ego? Hast du. Mit alldem zusammen bist du prädestiniert für das Amt der Hohepriesterin, meinst du nicht? Wenn sie eine Blenderin haben wollen, wirst du es schaffen. Wenn sie jemanden wollen, der aus unangebrachter Loyalität gegenüber einer politisch motivierten Ältesten, der derjenigen auch noch in den Arsch gekrochen ist, genau das tut, was sie wollen, dann wirst du es schaffen. Aber was ist, wenn sie jemanden suchen, der in der Lage ist, Suchende in ihrer magischen und spirituellen Entwicklung zu fördern? Denn das ist die eigentliche Aufgabe einer Hohepriesterin, wenn ich mich nicht täusche. Und wenn es das ist, was sie wollen, dann werden dir dein Notendurchschnitt, die Beziehungen deiner Familie und deine ›Seht her, ich gehöre zur Oberschicht‹-Attitüde nicht viel nützen. Und dein hochnäsiges Auftreten? Das wird dir nur zum Nachteil gereichen .«
Ich wandte mich ab, erleichtert, dass die Reihe vorgerückt war. Mit schnellen Schritten schloss ich auf. Im Flur blieben die Beamten Moore und Detrick stehen, während wir an ihnen vorbeidefilierten.
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