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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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in einem dieser anderen Universen, die sie erwähnt hat, außerstande, etwas in unserer Welt auszurichten. Richtig?«
    »Ich nehme es mal an«, sagte Marla. »Ich hoffe es. Andernfalls sitzen wir in diesem Paralleluniversum fest - eine Möglichkeit, mit der ich mich lieber nicht beschäftigen möchte, solange ich es nicht unbedingt muss.«
    »Was nützt der Hexe diese Art von Bezahlung? Was hat sie davon?«
    »Hey, die Sache ist ein bisschen komplizierter als das. Ich weiß, dass die kleineren Orakel, die Sie kennen, meistens irgendwelche Dinge für sich selbst wollen. Aber bei mächtigeren Wesenheiten ist das etwas anderes. Für die gibt es einfach … Regeln. Ursache-Wirkungs-Ketten. Alles hat seinen Preis, aber der sieht nicht immer so aus, wie wir das normalerweise kennen. Wir haben eine gewisse Zeitspanne im Zentrum aller Universen verbracht und Dinge gesehen, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Der Preis dafür ist, dass wir jetzt eine gewisse Zeitspanne in einem anderen Universum verbringen und Dinge zu Gesicht bekommen, die wir nicht unbedingt sehen wollen.«
    Die Golden Gate Bridge verschwand. Marla kniff die Augen zusammen, aber es handelte sich nicht um einen optischen Effekt, keine kurzzeitige neurologische Fehlfunktion. Die Brücke war weg. Auch der Gefängnislärm hinter ihnen hatte aufgehört. »Ich korrigiere: Der Preis ist, eine gewisse Zeitspanne in mehreren anderen Universen zu verbringen. Ich glaube, es war eine weise Entscheidung, kein Boot zu stehlen. Wir wären ziemlich nass geworden ohne das Boot unter uns. Ich schätze, dass ist so etwas wie eine Ansteckung,
die wir uns bei der Hexe geholt haben. So ähnlich muss es sich für sie anfühlen, wenn sie von Welt zu Welt zu Welt springt. Nur dass sie alles gleichzeitig sieht und sich sogar noch daran erinnern kann.«
    »Sehen Sie mal da«, sagte B. und deutete in Richtung Wasser. »Ist das nicht eine Fähre?«
    »Sieht aus wie ein schwimmender Palast«, sagte Marla. Ein Schiff von der Größe eines großen Gebäudes pflügte durch die Bucht und legte auf der Überfahrt von den Marin Headlands nach San Francisco ein stattliches Tempo vor. Das Ding sah prächtig aus und starrte nur so von Türmchen und wehenden Bannern.
    »Davon hab ich etwas gelesen«, sagte B. »Als man über den Bau der Golden Gate Bridge nachzudenken begann, waren viele Leute dagegen, weil sie der Meinung waren, dass der Ausblick auf die Bucht zu den schönsten der Welt gehört, und sie wollten ihn nicht durch den Bau einer großen Brücke verschandelt sehen. Trotzdem mussten die Menschen irgendwie von Marin nach San Francisco kommen, und einer der Vorschläge war, eine prunkvolle Fähre zu bauen, mit der man die Strecke stilvoll zurücklegen konnte, ohne den Anblick der Bucht in Mitleidenschaft zu ziehen. Ich schätze, das ist die Möglichkeit, für die sie sich hier entschieden haben.«
    »Zu schade, dass Rondeau nicht hier ist«, sagte Marla. »Er hat einen ganzen Stapel Bücher über die Geschichte San Franciscos gelesen und würde wahrscheinlich viele dieser Dinge erkennen.«
    Im nächsten Moment war die Brücke wieder da, und sie fielen beide nach hinten um, da jetzt die Wand, an die sie sich gelehnt hatten, verschwunden war. Sie rappelten sich
wieder auf und sahen sich um: kein einziges Gebäude, nur Möwen und mit Vogelmist gesprenkelte Felsen.
    »Und was machen wir, wenn genau da, wo wir jetzt stehen, ein Gebäude auftaucht?«, fragte B.
    »Sterben wahrscheinlich«, sagte Marla. »Ich würde sagen, wir gehen mal ein bisschen näher ans Ufer, wo das hoffentlich nicht so leicht passieren kann.« Sie setzten sich auf einen relativ sauberen Felsen, nur ein paar Meter oberhalb der schäumenden Brandung.
    Die Brücke verschwand erneut, die Insel selbst schien sich jedoch nicht zu verändern.
    »Die Stadt ist weg«, sagte B., und Marla drehte sich um. Er hatte recht, sie sah nichts als Bäume und Sanddünen.
    »Vielleicht gibt es in dieser Welt keine Menschen«, sagte Marla.
    »Oder sie haben in Kalifornien nie Gold und Silber gefunden«, meinte B.
    Marla schnaubte. »Vielleicht haben sie sich auch in den Fünfzigern gegenseitig in die Luft gejagt.«
    »Na bestens. Jetzt muss ich mir auch noch um Strahlung Sorgen machen.«
    »Könnte schlimmer sein«, sagte Marla. »Hier könnten mutierte Riesenameisen und Gottesanbeterinnen rumlaufen.«
    Stundenlang saßen sie da und sahen zu, wie sich die Welt um sie herum veränderte. Eine Weile beobachteten sie das rege Treiben

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