Hexenzorn
in dem Indian Studies Center, das sich anstatt des Gefängnisses auf einer Alcatraz-Insel befand, die immer noch von friedlichen indianischen Aktivisten besetzt war. Sie ergriffen die Gelegenheit und stahlen gekühlte Getränke einer unbekannten Marke aus einer Kühltruhe und konnten
sie fast austrinken, bevor die Flaschen in ihren Händen wieder verschwanden. Sie umrundeten die Insel, und B. gab Kommentare zu den Unterschieden ab, die ihm auffielen. Manchmal verschwand die Schatzinsel in der Bucht, und B. erklärte Marla, dass es eine künstliche Insel war - offensichtlich gab es Welten, in denen man sich die Mühe nicht gemacht hatte, sie aufzuschütten. Eine Zeit lang standen die Überbleibsel einer Weltausstellung auf der Insel herum, inklusive eines vor sich hin rostenden Riesenrads und verwitterten Fahnenmasten. »Während einem der beiden Weltkriege haben sie die Rummelplätze abgerissen«, sagte B., »um einen Marinestützpunkt aus der Insel zu machen. Sieht so aus, als hätte dieser Krieg hier nicht stattgefunden.« Viele der Veränderungen waren nur geringfügig, kleine Variationen in der Skyline San Franciscos. Manchmal tauchten seltsame Monumente auf, während vertraute Wahrzeichen verschwanden.
Hin und wieder war es so neblig, dass sie gar nichts sehen konnten, und einmal durchlebten sie stressige fünfzehn Minuten, während in der Bucht eine Seeschlacht tobte, Kriegsschiffe unter unbekannten Flaggen sich gegenseitig mit schweren Geschützen beschossen und San Francisco in Flammen stand. Der Rauch war fast so dicht wie der Nebel, B. und Marla hockten zusammengekauert hinter einer eingestürzten Mauer und wussten dabei nur zu gut, dass ein Wegsehzauber keine Granaten ablenken und somit nicht verhindern konnte, dass ihre Leichen eventuell in einer Welt zurückbleiben würden, die sie kaum verstanden. Auch diese Welt verschwand wieder und wurde von einer ersetzt, in der die Halbinsel, auf der San Francisco stand, voll und ganz verschwunden war: Um sie herum war nichts als Wasser.
»Anscheinend hat hier das große Erdbeben zugeschlagen«, sagte Marla. »Zum Glück hat es die Insel nicht mit verschluckt.«
B. nickte. Mittlerweile war es dunkel geworden, der nahezu volle Mond und die Sterne am Nachthimmel waren die einzigen Konstanten. Die Lichter der Stadt blitzten auf und verschwanden wieder. Die Nacht zog sich hin, und sie schliefen abwechselnd, während sich die Welten veränderten. Einmal erhoben sich so viele U-Boot-Periskope aus dem Wasser, dass man meinen konnte, sie wären ein Wald aus Metall. Dann wieder ragten die zierlichen Hälse von Seeungeheuern aus den Wellen - prähistorische Kreaturen, die überlebt hatten und ihre von messerscharfen, dolchartigen Zähnen starrenden Kiefer auf und zu schnappen ließen, während sie träge von einer Richtung in die andere blickten. Einmal wurde der Mond von einem Schwarm Wandertauben verdunkelt. Ein anderes Mal hätte Marla schwören können, dass sie auf der Oberfläche des Mondes die Lichter einer riesigen Stadt erblickte, aber B. schlief gerade, und sie konnte ihn nicht fragen, und als sie in die nächste Welt hinüberglitten, war sie sich nicht mehr sicher. Eine Zeit lang wurden die Marin Headlands von einer riesigen Statue in Gestalt eines lächelnden jungen Mannes mit Zylinder und einem Anzug im Stil der frühen zwanziger Jahre überragt, komplett mit Taschenuhr an der Kette. Nach ein paar Sekunden erkannte Marla den Mann anhand der Bilder in der geerbten Büchersammlung über die geheime Geschichte der Magie zuhause in Felport: Es war Sanford Cole, Genie und heimliches Oberhaupt des frühen San Francisco, Hofmagier von Kaiser Joshua Norton I. und, laut Finch, derjenige, der den Golden Gate Park überhaupt erst möglich
gemacht hatte. Sie dachte an Finchs Geschichte, dass Cole in der Stunde der größten Not zurückkehren würde, und fragte sich, wo er jetzt war, da die Stadt ihn so dringend brauchte. Aber zumindest hatte er anscheinend in dieser Welt Großes vollbracht. Wären sie länger dortgeblieben als fünf oder zehn Minuten, hätte sie sich glatt die Mühe gemacht, ihn aufzuspüren und um Rat zu fragen.
Schließlich wurde es dämmrig in einer Welt, in der auf jedem Hügel in ihrer Sichtweite ein riesiges Feuer brannte, und als die Sonne schließlich am östlichen Horizont auftauchte, zitterten sie vor Kälte und sahen einen Gletscher im Norden. »Wann hört das auf?«, fragte B. mit klappernden Zähnen.
»Bald«, sagte Marla wie in einem
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