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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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wir suchen … heute Nacht. Ich werde den ganzen anderen Kram einfach wieder vergessen, wenn ich kann, und sofort zurückkommen.«
    »Das wäre wahrscheinlich das Beste«, sagte Hamil. »Überlass’ die Westküste sich selbst, okay? Es ist ja nicht so, dass sie nicht ihre eigenen Magier hätten. Silikon-Magier, Geomantiker, Gezeiten-Schamanen, Quallen-Hexen - ich bin mir ziemlich sicher, die kommen zurecht mit dem, was da vor
sich geht. Du bist da in eine Auseinandersetzung reingestolpert, die nichts mit dir zu tun hat.«
    »Sicher«, sagte Marla. »Aber es sieht so aus, als ob Lao Tsung in dieselbe Auseinandersetzung reingestolpert ist, und wenn ich die Chance bekomme, denjenigen zu zerquetschen, der ihn getötet hat …«
    »Verstanden«, meinte Hamil.
    »Wie steht’s mit Susan?«
    »Ach, unverändert. Ich habe versucht, ein Treffen mit ihr zu arrangieren, aber sie empfängt keine Besucher, schon gleich gar nicht, wenn sie mit dir in Verbindung stehen. Ich fürchte, sie weiß, dass du Wind von ihren Plänen bekommen hast. So schnell, wie du aus der Stadt verschwunden bist, wäre das auch nicht weiter überraschend. Und unser Informant in Susans Organisation wurde heute Nachmittag gefunden - wie er ohne Hände und Füße, dafür mit herausgeschnittener Zunge und herausgerissenen Augen über den Asphalt kroch. Wir haben versucht, ihn zu erlösen, aber Susan hat ihn mit einem Schutzzauber belegt, und wir konnten nichts tun. Er wird noch ein halbes Jahr leben, mindestens. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass sie herausgefunden hat, dass er uns mit Informationen versorgt hat.«
    »Verdammt«, sagte Marla. »Gebt ihm viel Morphin, okay? Wenn ihr mit den Nadeln nicht durch seine Haut kommt, dann flößt ihm Laudanum ein. Sorgt dafür, dass es ihm möglichst gut geht. Wenn ich herausfinde, dass einer meiner Leute mich verraten hat, dann bringe ich ihn einfach um. Schnell, direkt und ohne viel Theater. Warum muss Susan verdammt nochmal so ein Drama daraus machen?«
    »Dieses Verhalten deutet zweifellos auf eine tiefgreifende
Unsicherheit ihrerseits hin«, sagte Hamil. »Pass auf dich auf und komm schnell zurück.«
    »Mach ich«, sagte Marla und ließ das Telefon zuklappen. Frösche, Kolibris, aufgebrachte chinesische Körperwechsler, kleine Typen mit Hüten aus dem neunzehnten Jahrhundert und jetzt noch urzeitliche Erdmonster. Der Trip ging eindeutig nicht so glatt, wie sie es sich erhofft hatte.

4
    Marla hämmerte gegen die Badezimmertür. »Rondeau! Wir müssen los!« Es war schon neun Uhr, und auch wenn Finch erst später kommen würde, wollte Marla sich einen Überblick über die Lage verschaffen, bevor sie ihm gegenübertrat. Sie waren noch einmal zum Hotel zurückgegangen, damit Rondeau sich umziehen konnte, und dann hatte er darauf bestanden, eine Dusche zu nehmen.
    Rondeau rief etwas zurück, Marla konnte ihn jedoch nicht verstehen. Seit einer halben Stunde war er da drinnen und genoss den heißen Wasserstrahl. Eigentlich konnte Marla es ihm nicht verübeln, erst heute Nachmittag hatte sie sich selbst den Freuden einer langen Dusche hingegeben. Sie hatte fast vergessen, wie sich ordentlicher Wasserdruck anfühlte. Wenn sie in ihrem eigenen Apartment duschte, war das, als würde sie von einem wütenden Kamel bespuckt.
    Ein paar Minuten später kam er endlich heraus, herausgeputzt in einem für seinen Stil so typischen taubenblauen
50er-Jahre-Smoking. Er betrachtete Marla kritisch: »Willst du etwa so gehen?«
    Marla dachte kurz über ihr Outfit nach: Sie trug eine schwarze, weite Baumwollhose, weil sie damit gut kicken und laufen konnte, schwarze Stiefel mit Stahlkappen, ein graues, langärmeliges T-Shirt und ihren Umhang, natürlich mit der weißen Seite nach außen. Sie hatte ein wenig Bedenken wegen des Umhangs, aber falls Finch ungemütlich werden sollte, würde sie ihn vielleicht brauchen. Solange sie ihn nicht mit der violetten Seite nach außen trug, bestand keine Gefahr. Eine der Besonderheiten des Umhangs war, dass man ihn nicht im herkömmlichen Sinn wenden konnte: Ganz egal, was sie auch versuchte, es war nicht möglich, ihn mit der violetten Seite nach außen anzuziehen. Die Farben gehorchten ihr einfach nicht, ganz so, als bestünde der Umhang aus einem Möbiusband. Wenn es jedoch nötig wurde, genügte ein einfacher Gedankenbefehl, um den Umhang umzudrehen und die violette Seite nach außen zu wenden … aber sie hoffte, dass es gar nicht erst so weit kommen würde. Die Lage musste schon

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