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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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ziemlich ernst werden, bevor sie zu solchen Maßnahmen griff. Ihr Dolch war sicher in der magisch geschützten Teak-Kiste unter ihrem Bett verstaut. Für heute Nacht würde der Umhang genügen. Außerdem sah man ihm nicht an, dass es sich um eine Waffe handelte, und somit war die Chance, ihn durch eventuelle Sicherheitsvorkehrungen zu bringen, umso größer. »Klar. Warum?«
    »Weil wir auf eine Party gehen, oder etwa nicht? Eine Abendveranstaltung. Hast du nichts« - er machte eine unbestimmte Handbewegung - »Festlicheres?«
    »Nein, Rondeau, ich habe nichts Festlicheres. Ich habe
nur eine Wechselgarnitur mitgenommen, du einen ganzen verdammten Koffer. Außerdem habe ich nicht vor, in Finchs Gastfreundschaft zu schwelgen. Ich will Informationen.«
    »Natürlich. Ich will nur, dass wir nicht auffallen und unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Ich denke nur an unseren Auftrag.«
    »Mich wird keiner sehen, wenn ich mit dir da hingehe. Dein blauer Smoking ist für mich die beste Tarnung. Außerdem sind wir in Kalifornien, und salopp ist hier in.«
    »Vielleicht hast du recht«, meinte Rondeau. »Aber es würde dich auch nicht umbringen, ab und zu mal ein Kleid anzuziehen, meinst du nicht?«
    »Nein. Aber es könnte dein Ende sein, wenn du so was nochmal vorschlägst«, entgegnete Marla und fletschte die Zähne.

    Sie fuhren mit dem Bus vom Union Square nach Castro. Marla rümpfte argwöhnisch die Nase. »Wo sind die ganzen Hundescheißehaufen? Die aufdringlichen Schnorrer? Die Typen an den Haltestellen, die so aussehen, als ob sie nur darauf warten, einen Yuppie vor den nächsten Bus zu werfen? Ich habe kein Vertrauen in eine Stadt, in der das Bussystem so gut funktioniert.«
    »Hier gibt’s viele Touristen«, sagte Rondeau und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Marla, die zu nervös war, um sich hinzusetzen, stand neben ihm und hielt sich an einer der Halteschlaufen fest. »Deshalb müssen sie ein bisschen mehr auf die Einhaltung der Anstandsregeln achtgeben. In unsere Stadt kommt niemand nur auf Besuch, außer es ist jemand gestorben oder so etwas. Außerdem sind wir immer noch im Stadtzentrum, hier muss es einfach schön und ordentlich
sein. Ich bin sicher, es gibt hier auch Flecken, die ungemütlich genug sind, dass sie deinen niedrigen Ansprüchen genügen.«
    Marla runzelte die Stirn. »Ich stehe nicht auf Dreck um des Drecks willen, Rondeau. Ich … diese Reinlichkeit macht mich stutzig. Ich komme mir vor wie in Disneyland, wie an einem Ort, an dem alles überwacht und verwaltet wird.«
    Rondeau streckte einen Arm aus und zog an der Leine, damit der Fahrer wusste, dass er bei der nächsten Station anhalten sollte. »Das ist unsere Haltestelle«, sagte er.
    »Jetzt schon?«, fragte Marla.
    »San Francisco wuchert nicht ganz so weit über die Landschaft wie unsere Pestbeule von Weltmetropole«, antwortete Rondeau.
    Der Bus hielt an, und sie stiegen aus. »Willkommen in Castro«, sagte Rondeau, während der Bus davontuckerte. Marlas Blick wanderte die Straße entlang. Abgesehen von den Regenbogenfahnen, die aus den Fenstern mancher der gepflegten viktorianischen Häuser und über den Eingängen von einigen Etablissements hingen, hätte sich diese gut beleuchtete, geschäftige Straße auch in jeder anderen wohlhabenden Stadt befinden können. Man sah jedoch mehr händchenhaltende Männer als anderswo und auch einen Mann mit Lederweste und ansonsten nacktem Oberkörper. »Ich dachte, es würde hier mehr Männer mit Hundehalsbändern und po-freien Lederhosen geben«, sagte Marla.
    »Wir können ja zur Gay Pride Parade oder zum Folson Street Fair wiederkommen. Ich wette, da siehst du mehr nackte Hintern, als du mit deiner Reitgerte bearbeiten kannst.«

    »Ich werd’s mir für meinen nächsten Urlaub vormerken«, antwortete Marla. In Marlas Stadt gab es kein eigenes Schwulenviertel, wenn es auch Bars und Clubs gab, die auf diese Klientel ausgerichtet waren. Marla überlegte ganz in der Manier eines Stadtratsabgeordneten, ob Fälle von häuslicher Gewalt in dieser Gegend häufiger oder seltener waren als in anderen Stadtvierteln mit ähnlichen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen. Wahrscheinlich nicht; Menschen waren Menschen.
    »Diese Gegend war mal ziemlich runtergekommen«, sagte Rondeau - wahrscheinlich ließ er Marla gerade wieder an seinem hart erarbeiteten Bücherwissen teilhaben. »In den Sechzigern haben dann schwule Männer angefangen, die alten viktorianischen Häuser aufzukaufen und sie zu

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