Hexenzorn
die Spitze mit ein bisschen Alkohol.« Marla zog ihren Umhang enger um den Körper und schlüpfte aus dem Raum, die Stufen hinauf und hinaus aus dem Folterkeller. Alle möglichen Leute machten ihr Komplimente wegen ihrer meisterhaften Vorstellung mit der Peitsche, und für manche der Kommentare bedankte sie sich sogar mit ein paar gemurmelten Worten.
Es hatte Spaß gemacht, den Idioten auszupeitschen - sie hatte seit Stunden nichts Gemeines getan und war langsam nervös geworden. Aber jetzt wollte sie Finch finden. Nach ihrer kleinen Vorstellung mit der Peitsche würden sich bald andere Gäste an sie hängen und um ein bisschen Zuwendung bitten, aber Marla war ganz einfach nicht in der Stimmung.
Sie erspähte Rondeau im Whirlpool. Zara wand sich auf seinem Schoß, und Marla ging auf die beiden zu.
Dann sah sie Bradley Bowman neben ihnen, der sein Bestes gab, möglichst unauffällig dreinzuschauen. »Nun«, sagte sie, kniete sich hinter ihn und flüsterte in B.’s Ohr. »Ich weiß, dass Sie uns nicht einfach gefolgt sind, das hätte ich gemerkt. Aber könnte es vielleicht sein, dass jemand seinen kleinen Hang zu übersinnlichen Fähigkeiten benutzt hat, um herauszufinden, wo ich mich heute Abend aufhalten werde, hmm?«
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, sagte B. »Nachdem Sie mich heute Nachmittag verscheucht haben, wollte ich mir ein bisschen die Zeit vertreiben, und schließlich hat es mich hierher verschlagen.«
»Sie waren also schon einmal auf so einer Party?«, fragte Marla mit seidenweicher und gefährlicher Stimme.
»Ich glaube, er sagt die Wahrheit, Marla«, unterbrach Rondeau. »Er hätte beinahe in den Pool gepisst, als er mich sah. Ich glaube nicht, dass er wegen uns hier ist. Das ist einfach’ne angesagte Party, das ist alles.«
Zara gähnte demonstrativ, und Rondeau wandte sich wieder ihr zu.
»Es gibt keine Zufälle, Rondeau«, sagte Marla. »Nicht in einer Nacht wie dieser. Wenn B. hier ist, dann aus einem bestimmten Grund, auch wenn wir den nicht kennen.«
»Sehen Sie?«, meinte Rondeau zu B. »Ich hab’s Ihnen ja gesagt.« Zara gab einen gereizten Ton von sich.
»Konfluenz«, sagte B.
»Genau«, meinte Marla. »Also, was wissen Sie über Finch?«
B. zuckte unbehaglich die Schultern und sah die anderen Gäste - die Normalen - im Whirlpool an. »Nicht besonders viel. Auch nicht mehr als alle anderen.«
Marla seufzte. Sie war langsam am Ende ihrer Geduld angelangt. Sie hatte heute schon zu viel Zeit damit verschwendet, Kolibris umzubringen und irgendwelche Idioten auszupeitschen, und jetzt wollte sie, dass endlich etwas Bewegung in den Tag kam. Sie tauchte einen Finger in den Whirlpool und ließ ihn gegen den Uhrzeigersinn kreisen. Nach ein paar Momenten stiegen die Normalen alle aus dem Wasser und spazierten davon. Sogar Zara kletterte von Rondeaus Schoß herunter und ging ins Haus.
Rondeau seufzte. »Ich hatte nur einmal Sex mit ihr, wir saßen hier, damit ich mich erholen kann.«
»Vielleicht können Sie sich ja später noch einmal mit ihr treffen«, sagte B. und glitt aus dem Wasser.
»Ja, klar«, sagte Rondeau. »Aber glauben Sie im Ernst, ich habe Lust, unter jedem einzelnen Partygast nachzusehen, ob ich sie irgendwo finde?«
»Wissen Sie«, meinte B., »Sie hätten mich einfach bitten können, aus dem Pool zu kommen, und dann wären wir in eine ruhige Ecke des Gartens gegangen und hätten uns unterhalten.«
»Marla mag es gerne möglichst direkt«, meinte Rondeau. »Deshalb fangen Sie besser gleich an, ihr alles über Finch zu erzählen.«
»Das, was ich gesagt habe, habe ich größtenteils auch so gemeint«, sagte B. »Finch ist ein reicher, geiler, aufdringlicher und großzügiger Bär von einem Mann, der sich so schnell nichts gefallen lässt. Er schmeißt Partys und bildet Sklaven aus. Außerdem ist er Chef eines unabhängigen Verlags und publiziert Erotika und Sachbücher über Sex. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch Pornos macht, alle möglichen Sorten davon, aber das ist die inoffizielle Seite seines Geschäfts, und ich glaube, dass er auf dem Papier nicht das Geringste mit Filmen zu tun hat.« B. sah sich um. »Ich hab gehört, er macht so Sachen für den, äh, besonderen Markt. Echten Hardcore-SM, die Sorte, die in diesem Land nur halb legal ist. Und ich habe Gerüchte gehört, dass er auch Snuff-Filme macht. Aber ich glaube, das ist Bullshit. So was sagen die Leute immer, wenn sie hören, dass jemand zwielichtige Filme macht.«
Marla schüttelte den
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