Hexenzorn
zu entledigen.«
»Ja, das war ein guter Plan«, sagte Marla. »Schade nur, dass ihr ihn so beschissen umgesetzt habt. Ich schätze, sie hat den Zug so präpariert, dass er stehenbleiben würde, und ihn manipuliert, damit die Stromversorgung zusammenbricht und all das. Ich habe mich ohnehin gewundert, was sie am Kontrollpult zu schaffen hatte. Aber ich kapiere nicht, warum sie Ihnen geholfen hat. Ich hätte sie für klüger gehalten.«
»Sie erkannte die Bedeutung von Herzblut«, sagte Mutex. »Dass Menschenopfer Macht verleihen. Wir hatten unterschiedliche Beweggründe, aber unsere Ziele waren die gleichen. Ich wollte lediglich, dass sie mir den Grenzstein überlässt, aber sie war kein Freund von Lao Tsung und überzeugte mich, dass es besser sei, ihn zu töten und mir den Stein selbst zu nehmen.«
»Also war Bethany nur scharf auf Macht? Sie glaubte nicht, das Universum würde bald stehenbleiben wie eine kaputte Uhr und dass es ein bisschen Blut als Schmiermittel braucht, damit die Rädchen sich weiterdrehen?«
»Im Laufe der Zeit hätte sie meine Götter kennen und ehren gelernt«, sagte Mutex, und die unerschütterliche Überzeugung in seiner Stimme war beängstigend. »Meine Motive sind selbstlos. Mein einziger Wunsch ist, den Tod des
Universums zu verhindern und den Göttern meiner Vorfahren den Ruhm und den Respekt zu verschaffen, den sie verdienen. In dem Moment, da Bethany die Majestät der zurückgekehrten Götter erblickt hätte, wäre sie vom wahren Glauben erfüllt gewesen. Sie mag getrieben sein von niederen Instinkten wie dem Verlangen nach Macht und Fleisch, dennoch war sie eine nicht zu unterschätzende Hilfe. Sie wusste, dass die anderen Magier sich ihr entgegenstellen würden, und konnte mich nicht offen unterstützen. Sobald die Macht über die Stadt jedoch auf sie übergegangen war, wollte sie mir dabei helfen, die alten Götter wieder einzusetzen, und die Herrschaft übernehmen.«
»Wahrscheinlich indem sie eine Krisensitzung der überlebenden Magier einberufen hätte, habe ich recht?«, fragte Marla. »Sie alle in einem Raum versammeln, um über die Azteken-Bedrohung zu beraten, und dann die Türen verrammeln, damit du sie niedermetzeln kannst. Oder sie mit Tasern betäuben, damit das Fleisch schön frisch bleibt.«
Mutex zuckte die Achseln. »Es war ein erlesener Plan, aber es scheint, dass er nicht gelingen soll. Von Zeit zu Zeit beliebt es den Göttern, uns Hindernisse in den Weg zu legen. Dies ist nicht das erste Mal, dass die Dinge nicht nach Wunsch verlaufen. Ist Bethany tot?«
Marla sah zu Bethany hinunter. Sie glaubte nicht, dass die Magierin tot war - B. hatte nicht sehr hart zugeschlagen, und Bethany hatte ihren Schädel höchstwahrscheinlich mit Magie geschützt. »Warum fragst du?«
»Wenn sie tot ist, werde ich ihre edle Kriegerseele zurück in diese Welt holen, sobald die Götter zurückgekehrt sind.«
»Als Kolibri vielleicht?«, meinte Rondeau. »Ganz schön bescheuerte Manifestation für eine edle Kriegerseele.«
Mutex’ Gesicht verfinsterte sich, und Marla klatschte Rondeau in Gedanken Beifall. Religiöse Fanatiker hassten Gotteslästerung, und Rondeau lästerte die Götter, so wie andere Leute blinzelten. »Kolibris sind ein angemessenes Behältnis für die zurückkehrenden Seelen toter Krieger. Dennoch, sobald ich die alten Götter wieder ins Leben gerufen habe, werde ich in der Lage sein, die Tore zum Land der Toten zu öffnen und die Krieger in einer ihrer sterblichen Hülle ähnlichen Form empfangen.«
»Guter Trick«, sagte Marla. »Du meinst, nachdem du Tlaltecuhtli wiedererweckt hast, richtig? Ihr Rachen führt ins Reich der Toten, das ist es doch, was du meinst, oder?«
»Ihr solltet diesen Namen nicht einmal im Mund führen dürfen«, sagte Mutex. »Und doch entehrt Ihr ihn sogar noch weiter, indem Ihr ihn falsch aussprecht.«
»Nahuatl ist nicht meine Muttersprache«, sagte sie grinsend. Mutex war nicht erfreut, dass sie so viel über seine Pläne wusste. »Überrascht, dass ich über dein Vorhaben Bescheid weiß, Kermit das Erdmonster wiederzuerwecken? Du solltest eben nicht so viele Spuren hinterlassen. Andererseits bin ich eine gute Detektivin, und du hättest wahrscheinlich ohnehin nichts tun können, um die Sache geheim zu halten.«
»Ihr scheint ein klein wenig klarer zu sehen als die Narren, die diese Stadt regieren«, sagte er. »Vermutlich steht es einem Wurm, wie Ihr einer seid, durchaus zu, sich Maden, wie sie es sind, überlegen zu
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