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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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und zog sich zurück.
    Leider fehlte Marla auch jeglicher Selbsterhaltungstrieb, solange sie in Violett gehüllt war. Sie wütete wie ein Berserker, und als Mutex die Flucht ergriff, setzte sie ihm nach und gab damit die relative Sicherheit des Zuges auf. Mutex schaufelte ganze Hände voll von kleinen Fröschen vom Boden und schleuderte sie auf Marla. Sie schlug die Frösche zur Seite, doch das Gift verbrannte sie trotzdem. Der Schmerz machte sie nicht langsamer, sondern nur noch wütender, und sie setzte, sehr zu Mutex’ Überraschung, die Verfolgung fort - offensichtlich hatte er erwartet, dass sie tot zusammenbrechen würde. Die rote Aura um ihn herum
wurde dichter, fast so rot wie arterielles Blut, als er über den Bahnsteig jagte und wie der Blitz die Wendeltreppe hinaufstürmte; zweifellos brauchte er bei dieser verzweifelten Flucht seine letzten Energiereserven auf.
    Da ihre Beute entkommen war, jagte Marla zurück in den Zug, auf der Suche nach neuen Opfern. Sie entdeckte Rondeau und B., doch bevor sie sie angreifen konnte, entriss das kleine, immer noch klar denkende Areal in ihrem Geist dem Umhang die Kontrolle und drehte die weiße Seite wieder nach außen, woraufhin sie sofort von unvorstellbaren Schmerzen überwältigt zusammenbrach. Die fremde Intelligenz tauchte wieder in ihrem Bewusstsein auf, doch umsonst, denn nicht einmal sie war in der Lage, Marlas Körper in diesem Zustand zu bewegen - ihre Muskeln fühlten sich an, als wären sie mit Säure verätzt worden. Dann breitete sich die barmherzige Kühle des heilenden Umhangs in ihr aus, und die Schmerzen begannen nachzulassen. Sie schwitzte heftig, und dort, wo ihre Schweißtropfen auf den Boden fielen, fraßen sie sich bis auf das darunterliegende Metall durch. Sie zitterte so stark, dass ihre Zähne klapperten, sah, wie Rondeau und B. sich über sie beugten, bekam jedoch kaum etwas davon mit, denn der Umhang riegelte ihr Bewusstsein gegen den Schmerz ab, den das Gift verursachte, während es ihren Körper verließ. So wirkte es sich also aus, wenn man nur ein paar Frösche mit einer schnellen Handbewegung beiseitefegte und sie dabei leicht berührte. Wäre es Mutex gelungen, sie weiter auf den Bahnsteig hinauszulocken, mitten in die Frösche hinein, wäre ihr Umhang nutzlos gewesen - zweifellos hätte das Gift diese Schutzbarriere einfach überrannt. So, wie die Dinge im Moment standen, fragte sie sich, ob sie die Dosis,
die sie abbekommen hatte, überleben würde. Doch auch diese Gedanken schienen weit entfernt, denn die fremde Intelligenz rang, mitten im Feuer der Schmerzen, immer noch mit ihr um die Kontrolle.
    Marla rollte sich schließlich auf die Seite und übergab sich, dann halfen B. und Rondeau ihr auf die Beine. Normalerweise spürte Marla keinerlei Nachwirkungen, nachdem der Umhang ihre Wunden geheilt hatte, nur einen überwältigenden Hunger. Auch diesmal war sie hungrig, doch spürte sie auch das Feuer, das tief in ihren Muskeln brannte.
    Jetzt, da sie darüber nachdachte, fand sie Bethanys Angewohnheit, Menschen zu fressen, eigentlich gar nicht so schlecht, und sie erwog die Möglichkeit, B. an der Kehle zu packen und sein Fleisch roh zu verschlingen.Vielleicht würden damit sogar ein paar seiner seherischen Fähigkeiten auf sie übergehen. Sie streckte einen Arm nach B.’s Kehle aus, aber ihre Muskeln zitterten so stark, dass ihre Hand nur mit einer ungeschickten, kraftlosen Bewegung auf seiner Schulter landete.
    Dann erschauerte Marla und stemmte sich gegen die fremde Intelligenz, die sich heftig zur Wehr setzte, dem beständigen Druck von Marlas Gedanken aber nicht standhalten konnte, bis Marla schließlich wieder sie selbst war, wenn auch völlig entkräftet und ausgehungert.
    Die Frösche hatten sie nicht umgebracht, aber sie waren nahe dran gewesen, was in gewisser Weise ein Glücksfall war, denn wäre sie nicht so geschwächt gewesen, hätte die fremde Intelligenz B. getötet und ein gutes Stück von ihm verspeist, bevor Marla die Kontrolle wieder zurückgewonnen hätte.

    Mit Mutex’ Fröschen würde sie sich nicht noch einmal anlegen, nicht ohne irgendeinen Schutz. Sie hatte keinen Grund zu der Annahme, dass sie zweimal hintereinander so viel Glück haben würde. Das hatte sie zwar schon vorher gewusst und war sich über die Bedrohung, die die Frösche darstellten, durchaus im Klaren gewesen, aber jetzt, da sie das Gift zu spüren bekommen hatte, begriff sie, dass sich diese Gefahr kaum durch geschicktes Improvisieren

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