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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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betrieb. »Sie meinen so was wie Pac-Man?«, fragte Marla.
    »Ich glaube, ich habe Besseres zu bieten«, sagte Bethany. »Dalton hat ein Spiel für mich entwickelt, es spielt in San Francisco, und ein Avatar, dessen Bewegungen meinen nachempfunden sind, wütet durch die Stadt und schlachtet die anderen Bosse San Franciscos ab. Alle außer Dalton natürlich. Es ist verdammt gut und hat einen ziemlich leistungsfähigen Zufallsgenerator, sodass jedes Spiel anders abläuft. Dalton nennt es mein Lernprogramm für feindliche Übernahme, weil er das Verhalten meiner virtuellen Gegner so gut wie möglich den Originalen nachempfunden hat. Er hat gesagt, in fünf oder zehn Jahren hätten seine Spiel-Avatare ein voll entwickeltes Bewusstsein und würden tatsächlich glauben, sie wären Finch, Umbaldo oder der Himmlische, jeder einzelne von ihnen. Und wenn es erst einmal so weit ist, wäre es ein Leichtes, die Avatare mit ihren Vorbildern im echten Leben magisch zu verbinden, damit ich ihnen aus sicherer Distanz etwas antun kann - so ähnlich wie bei Voodoopuppen, die wirklich funktionieren. Nur dass es jetzt den Anschein hat, dass ich diese Version wohl nie zu sehen bekommen werde.«

    Marla hatte genau zugehört und merkte durchaus, in welche Richtung das Ganze ging, dann sagte sie: »Irgendwie seltsam, schließlich war Dalton der Meinung, dass diese Welt nur eine Computersimulation wäre und wir alle Avatare mit einem Bewusstsein sind.«
    »Er hatte ein paar komische Ideen im Kopf, aber man muss ihm zugute halten, dass er sich der Ironie durchaus bewusst war. Lust auf ein Spiel?«
    »Wie wär’s, wenn ich Ihnen nur dabei zusehe …«
    Die Lichter flackerten, und der Zug wurde merklich langsamer. »Was zum Teufel?«, murmelte Bethany, stand auf und ging zum Kontrollpult, das jetzt komplett dunkel war. Sie drückte auf ein paar Knöpfe und versuchte, einen Schieberegler zu bewegen, der anscheinend klemmte. »Scheiße«, fluchte sie. »Die Steuerung funktioniert nicht, und das ganze Überwachungssystem ist ausgefallen.« Sie hob den Kopf. Ihre Augen wurden groß und die schlitzförmigen Pupillen so eng, dass sie beinahe verschwanden. »Und es ist jemand auf der Treppe.«
    »Das ist unser Mutex«, sagte Marla und stand auf. »Sie machen besser mal das Taser-Spray bereit.«
    »Es ist offline«, sagte Bethany. »Ich steuere es von hier!« Sie schlug mit der Hand auf das Kontrollpult. »Dieser Scheiß-Dalton! Das hier war alles idiotensicher, Zahnräder und Getriebe, Kolben und Motoren, mechanische Teile, die sich bewegten, ich kannte mich besser mit ihnen aus als mit dem Aufbau meines eigenen Skeletts. Es war der Traum eines jeden retrofuturistischen Steampunks! Wo die Technik versagte, habe ich mit Magie nachgeholfen, aber Dalton überzeugte mich, das Ganze auf modern und digital umzurüsten, komplett computergesteuert, und jetzt hat jemand
mein Sicherheitssystem geknackt und meinen Zug übernommen!«
    »Entspannen Sie sich«, sagte Marla. »Es überrascht mich etwas, dass Mutex technisch so bewandert ist - ich hätte gedacht, Obsidianmesser wären so ziemlich das Komplizierteste, mit dem er umgehen kann -, aber ich werde mich darum kümmern. Wenn wir keine Sprüh-Taser haben, improvisieren wir eben. Sie sind ein Alpharaubtier, und ich bin auch kein wehrloses Kaninchen. Wir wissen, dass er kommt. Er bewegt sich schnell, so schnell, dass man ihn kaum sieht, und er hat Giftfrösche und überraschend unbesiegbare Kolibris dabei, aber wir können ihn schlagen, wenn wir unsere Kräfte vereinen.«
    »Dieser Scheißkerl hat meinen Zug gestohlen«, sagte Bethany, ihr Gesicht zu einem stummen Knurren verzogen, in dem ihre Nasenringe funkelten. »Der sieht das Tageslicht nie wieder.«
    »Wut ist eine feine Sache. Erhalten Sie das Gefühl aufrecht.«
    »Ich kann zumindest die Notbeleuchtung einschalten«, sagte Bethany. »Die ist batteriebetrieben.« Sie öffnete ein kleines Kästchen an der Wand und betätigte ein paar Schalter. Schwaches, rotes Licht verbreitete sich aus versenkten Leisten in Decke und Boden der Kabine. Die Szene sah aus wie aus einem U-Boot-Film.
    Marla sah sich um. »Welche Möglichkeiten hat er, in den Zug zu kommen?«
    »Nicht viele, solange er fährt.«
    Und wie auf Bethanys Signal hin wurde der Zug langsamer. »Tja«, sagte Marla. »Ich schätze, wir werden bald geentert, meine Teuerste. Machen Sie sich bereit. Der Typ
ist schnell wie der Blitz, aber ich kann ihn etwas bremsen. Wenn er reinkommt, wo auch immer er

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