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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schlag ließ die Tür zittern. DeVries hörte das harte Kratzen blanker Knochen über Holz und tastete mit bebenden Fingern nach dem Riegel. Wild zerrte er an dem eingerosteten Metall und spürte, wie es sich Millimeter für Millimeter zu bewegen begann.
    Eine Schwertspitze erschien im Türspalt, stocherte wild und ungezielt umher und verletzte ihn am Arm. DeVries ignorierte den Schmerz, mobilisierte noch einmal alle Kräfte und warf sich mit aller Gewalt gegen den Riegel.
    Das rostige Eisen knirschte widerspenstig – und rastete mit einem hörbaren Klacken ein. Aufatmend drehte sich DeVries herum. Aber die Atempause war nur sehr kurz.
    Die Skelettkrieger drangen weiter mit stummer Wut auf seine Männer ein. Ihre Schwerter krachten immer wieder gegen die Schilde seiner Leute und mehr als eines durchbrach die Deckung der gepanzerten Krieger. Von dem halben Dutzend Soldaten, das DeVries geblieben war, war keiner mehr ohne Wunden; zwei von ihnen taumelten und hielten sich nur noch mit knapper Not auf den Beinen. Auch DeVries’ weißes Wams mit dem roten Kreuz war schon über und über mit Blut besudelt.
    Er löste seinen Schild vom Rücken, packte das Schwert fester und stürzte sich mit einem gellenden Schrei in den Kampf. Seine Klinge traf mit einem schmetternden Schlag das Schwert eines der Skelette und schleuderte es davon. Das bizarre Wesen taumelte und für einen ganz kurzen Moment glaubte DeVries fast, einen Ausdruck von Furcht in seinen leeren Augenhöhlen zu erkennen.
    Aber natürlich war das Unsinn.
    Er hob sein Schwert und drang erneut auf seinen unwirklichen Gegner ein. Der Skelettkrieger wehrte seine Hiebe mit dem Schild ab, so gut es ging, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als Stück für Stück vor DeVries zurückzuweichen, bis er schließlich mit dem Rücken zur Wand stand und sich beinahe angstvoll unter seinen Hieben duckte.
    DeVries brüllte triumphierend auf, schlug den Schild des Knochenmannes mit einem wütenden Hieb beiseite und stach mit dem Schwert nach seiner Kehle.
    Etwas Fürchterliches geschah. DeVries’ Klinge verfehlte den dürren Knochenhals des Wesens, aber er spürte, wie die Schneide auf Widerstand traf. Ein dumpfer Schmerzlaut drang aus dem Knochenmund des Ungeheuers. Und plötzlich entstand über seinem linken Schulterblatt, eine gute Fingerbreite über dem Knochen und scheinbar in der leeren Luft, ein dunkler, rot glitzernder Flack. Das Wesen blutete!
    DeVries erstarrte. Ein eisiger, lähmender Schrecken machte sich in ihm breit, während der Knochenmann mit einem fürchterlichen Stöhnen vor ihm in die Knie brach, die dürre Skeletthand über der blutenden Schulter verkrampft.
    Und dann veränderte er sich. Für einen ganz kurzen Moment flackerten seine Umrisse und dann – verwandelte er sich in einen Menschen!
    In einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann, gekleidet in schwarze Hose und Kettenhemd, über dem er ein weißes Wams mit einem roten, gleichschenkeligen Kreuz trug …
     
    Das kleine Zimmer war leer bis auf einen Stuhl, der verloren neben der Tür stand. Die beiden Fenster waren sorgsam mit schwarzen Stoffbahnen verhängt worden, sodass ich nicht zu sagen vermochte, ob es Tag oder Nacht war, und das einzige Licht kam von einer schwarzen, bizarr geformten Kerze, die neben dem Stuhl auf dem Boden stand.
    Es war kalt. Meine Kleider klebten vor Nässe am Körper, ich fühlte mich müde, durchgefroren und hundeelend. Stunde um Stunde – wie mir schien – hatte uns der missgestaltete Riese durch die Abwasserkanäle geschleppt. Ich hatte insgeheim darauf gehofft, eine Möglichkeit zur Flucht zu finden, aber der hässliche Riese hatte, anstatt uns loszubinden, Howard und mich scheinbar mühelos über die Schulter geworfen und uns getragen, selbst für einen Kerl wie ihn eine erstaunliche Leistung. In diesem Haus angekommen, hatte er mich in den verdunkelten Raum geworfen, die Kerze entzündet und die Tür hinter sich verschlossen.
    Seitdem wartete ich. Ich wusste bloß nicht, worauf.
    Ich wusste auch nicht, wieviel Zeit vergangen war; mein Zeitgefühl war durcheinander geraten, und einmal war ich vor Erschöpfung eingeschlafen.
    Schließlich hörte ich draußen vor der Tür Schritte. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und die Tür schwang quietschend auf. Drei, vier Personen betraten den Raum, schwarze Schatten gegen den grell erleuchteten Hintergrund, dann wurde die Tür wieder geschlossen.
    Der Luftzug hatte die Kerze gelöscht. Irgendwo vor mir raschelte es,

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