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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seit ich das Erbe meines Vaters übernommen hatte, war nicht die Welt der Menschen. Es gab Dinge in ihr, die dem menschlichen Begriffsvermögen entzogen waren, Dinge, die krank machten oder töten konnten, wenn man versuchte, ihr Geheimnis zu ergründen. Ich würde den Keller untersuchen müssen. Später.
    Ohne dass ich es selbst gemerkt hatte, waren meine Schritte langsamer geworden und Howard hatte die Treppe bereits halb erklommen, als ich sie erreichte.
    Über uns fiel die Tür mit einem schmetternden Krachen ins Schloss.
    Ein schwerfälliges Zucken lief durch die Treppe. Howard schrie auf, verlor das Gleichgewicht und griff blindlings nach dem Treppengeländer, als er fiel.
    Das morsche Holz zerbrach unter seinem Griff; das Geländer barst, fiel wie eine bizarre Reihe übergroßer Dominosteine und für Sekunden war der Keller vom Bersten und Splittern des zerbrechenden Holzes erfüllt.
    Im gleichen Moment erbebte die Treppe unter einem zweiten mörderischen Hieb. Ich sah, wie die Stufen zerbrachen, sich in einer unmöglich erscheinenden Bewegung zu einer schrägen, steil in die Tiefe führenden Ebene hochstellten, auf der Howard nach unten zu rutschen begann!
    Gleichzeitig erreichte das Zucken das untere Ende der Treppe; das Geländer zersplitterte wie unter einem Hieb. Einer der Pfosten beugte sich vor und zur Seite. Sein Ende zerbrach, zermalmt wie von einer unsichtbaren Gewalt. Das zersplitterte Ende reckte sich Howard entgegen wie eine Speerspitze.
    Ich schrie auf und warf mich nach vorne, aber die Stufe, auf die ich meinen Fuß setzte, zerbrach; ein Brett schnappte hoch und traf mein Schienbein wie ein Hammerschlag.
    Indessen rutschte Howard hilflos die schräge Ebene herunter, in die sich die Treppe verwandelt hatte. Er schrie verzweifelt. Seine Hände glitten haltlos an dem glatten Holz ab; seine Fingernägel brachen. Immer schneller und schneller glitt er auf den Fuß der Treppe zu.
    Ich ignorierte den betäubenden Schmerz in meinem Bein, sprang vor und packte das Holz. Mit aller Kraft zerrte ich daran, während Howard rasend schnell näher kam. Seine Augen waren entsetzt geweitet und sein Schrei hallte unheimlich verzerrt von den Wänden wider.
    Irgendwo unter mir zerbrach etwas. Ein mörderischer Schlag traf meine Rippen. Noch einmal warf ich mich zurück und zerrte mit letzter Kraft an dem Pfosten.
    Er brach.
    Eine halbe Sekunde später kam Howard wie ein lebendes Geschoss herangerast und riss mich mit sich. Aneinander geklammert kugelten wir über den Boden, bis uns eine der Kisten auf recht unsanfte Weise bremste.
    Ich weiß nicht, wie lange ich reglos dasaß und auf das zerbrochene Holz in meinen Händen starrte, gelähmt vor Entsetzen und Schrecken, unfähig, mich zu rühren oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich war es Howard, der sich als Erster hochstemmte und das Schweigen brach.
    »Mein Gott«, stammelte er. »Was … was war das?«
    Ich sah auf. Howards Gesicht hatte alle Farbe verloren. Seine Mundwinkel zuckten und aus seiner Nase und seiner aufgeplatzten Unterlippe sickerte Blut. »Wenn … wenn du nicht … nicht so schnell reagiert hättest«, murmelte er, »dann wäre ich aufgespießt worden wie ein … Schmetterling.«
    Langsam ließ ich das Holz sinken, stemmte mich hoch und sah zur Treppe. Das unheimliche Knirschen und Bersten hatte aufgehört und die Treppe war wieder zu dem geworden, was sie vorher war – die Stufen hatten sich wieder in normale Treppenstufen zurückverwandelt.
    Aber das Geländer war zerbrochen und ein Teil der Treppe war geborsten wie unter einem gigantischen Hammerschlag. Und wieder hatte ich nicht den Hauch einer schwarzen Magie gespürt. Wieder hatten mich meine magischen Kräfte nicht vor der Gefahr gewarnt.
    »Lass uns gehen«, sagte ich.
    »Gehen?« Howard kreischte fast. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich noch einen Fuß auf diese verhexte Treppe setze!«
    Ich nickte. Auch ich war nicht gerade versessen darauf, das Schicksal noch einmal herauszufordern. »Gibt es noch einen anderen Ausgang?«, fragte ich.
    »Ja. Eine Treppe zum Garten hinauf«, sagte Howard mit einer entsprechenden Kopfbewegung tiefer in den Keller hinein. »Eine Steintreppe.«
    Gegen meinen Willen musste ich lächeln.
    Howard sah sich immer wieder unsicher um, während wir durch die schmalen Gänge schritten, die zwischen den Kistenstapeln geblieben waren. Es war kalt und durch die zum Teil zerbrochenen Fenster schlichen sich Feuchtigkeit und dünne

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