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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entführt -«
    »Diese Männer?«, unterbrach mich Tornhill. Seine Stimme klang lauernd. »Was für Männer, Craven? Woher wissen Sie, dass es Männer waren?«
    »Ich glaube nicht, dass die Kidnapper Säuglinge waren, die aus ihren Kinderwagen gestiegen sind und ein Blutbad im Haus angerichtet haben«, antwortete ich wütend. »Ich weiß nicht, wer sie sind, und ich weiß noch viel weniger, wo Howard und Priscylla abgeblieben sind.«
    »Ich behaupte ja auch gar nicht, dass Sie es wissen«, sagte Tornhill ruhig. »Aber Sie wissen mehr, als Sie zugeben, Craven. Sehr viel mehr!«
    Er beugte sich vor und wieder war seine Ruhe wie fortgewischt. »Verdammt, für wie blöd halten Sie die englische Polizei eigentlich?«, schnauzte er. »Ich komme in ein Haus, in dem ein Massaker stattgefunden hat, ziehe Sie aus einer Uhr und finde ein Zimmer voller … voller …« Er suchte einen Moment krampfhaft nach den richtigen Worten. »Voller was-weiß-ich. Und dann taucht einer ihrer vermissten Freunde buchstäblich aus dem Nichts auf und -«
    »Warum lassen Sie mich nicht mit ihm reden?«, unterbrach ich ihn. »Vielleicht hat er die Antworten auf ein paar von Ihren Fragen.«
    »Das geht im Moment nicht«, antwortete Tornhill. Ich wusste, dass er die Wahrheit sagte. Er und seine Leute hatten mich fast sofort aus dem Zimmer gezerrt, nachdem Rowlf aufgetaucht war, doch ich hatte noch sehen können, in welch schlimmem Zustand Howards Leibdiener war.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich.
    Tornhill zuckte die Achseln. »Er wurde ins Hospital gebracht«, sagte er. »Ich habe Anweisung gegeben, dass man mich sofort ruft, wenn er aufwacht.« Seine Augen wurden schmal. »Was hat er damit gemeint, Craven?«
    »Womit?«
    »Mit dem, was er gesagt hat, bevor er das Bewusstsein verlor«, sagte Tornhill gepresst. »Und falls Sie es vergessen haben sollten, Craven – seine Worte lauteten: Er will dich, Robert. Er will dich haben!«
    Er hätte sie nicht zu wiederholen brauchen. Ich wusste nur zu gut, was Rowlf gemeint hatte. Trotzdem antwortete ich nach kurzem Zögern: »Ich habe keine Ahnung, Tornhill.«
    Zu meiner Überraschung explodierte der fettleibige Scotland-Yard-Mann nicht.
    »Wie Sie wollen, Craven«, sagte er nur. »Dann eben nicht.« Er lächelte kalt, stand mit einem Ruck auf und kam um den Tisch herum auf mich zugewalzt. »Stehen Sie auf!«, befahl er.
    Ich gehorchte. »Was haben Sie vor?«, fragte ich.
    Tornhill lächelte dünn. »Ich sperre Sie ein, Craven«, antwortete er in einem Ton, als hätte ich ihn gefragt, warum die Sonne morgens aufgeht. »Was denn sonst?«
    Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich wich unwillkürlich ein Stück zurück. »Mit welcher Begründung?«
    Tornhill ächzte. »Mit welcher Begründung? Sind Sie von Sinnen, Craven? Ich finde ein Dutzend Gründe, um Sie für zweitausend Jahre hinter Gitter zu bringen, wenn ich will.«
    »Sagten Sie nicht gerade, dass Sie mich für unschuldig halten?«
    »Möglich«, antwortete Tornhill lächelnd. »Aber das hat ja keiner gehört außer Ihnen, nicht?« Er wandte sich um, riss die Tür auf und machte eine einladende Geste. »Bitte, Mister Craven. Ihr Zimmer ist gerichtet.«
     
    Das Geräusch, mit dem die Gittertür, hinter mir zuschlug, klang in meinen Ohren wie das Zukrachen eines stählernen Sargdeckels. Lange Zeit stand ich reglos da und lauschte auf das Klirren des Schlüssels, der sich hinter mir drehte, und das Pochen meines Herzens.
    Gefängnistüren.
    Sie ähnelten sich überall, ganz gleich, in welchem Land man war. Bevor ich nach England kam und ein neues Leben als reicher Millionenerbe antrat, hatte ich sie zu Dutzenden gesehen – von beiden Seiten – und oft genug waren sie hinter mir verschlossen und erst nach Monaten wieder aufgemacht worden. Wegen lächerlicher Dinge wie dem Diebstahl eines Brotes oder ähnlicher Kapitalverbrechen.
    Ich hatte gehofft, diesen Abschnitt meines Lebens ein für allemal hinter mir zu haben, nachdem ich das Erbe meines Vaters übernommen hatte, aber die Vergangenheit hatte mich eingeholt.
    Es war zum Verzweifeln!
    Die Klammer um meine Erinnerungen war noch immer da, wenngleich sie sich gelockert hatte und ich mich jetzt mehr und mehr auf die Dinge zu besinnen begann, die sich vor Howards und Priscyllas Verschwinden ereignet hatten.
    Er will dich, Robert!
    Rowlfs Worte schienen immer und immer wieder hinter meiner Stirn widerzuhallen. Er will dich!
    Wer wollte mich? Wer war dieser er, und was wollte er von mir? Wer hatte die

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