Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
Männer geschickt, die ich für Howard und Dr. Gray gehalten hatte, und …
Ich schüttelte den Kopf, um das taube Gefühl zwischen meinen Schläfen zu vertreiben, ging zu der schmalen Pritsche, die auf der anderen Seite in die Wand eingelassen war, und ließ mich daraufsinken. Fragen. Fragen über Fragen, aber keine Antworten.
Und der einzige Mensch, der vielleicht wenigstens ein bisschen Licht in das Dunkel bringen konnte – Rowlf – lag in einem Krankenhausbett, unerreichbar und durch ein Dutzend verschlossener Stahltüren und eine Armee von Polizisten von mir getrennt.
Für einen Moment dachte ich ernsthaft daran, nach Tornhill zu rufen und ihn einzuweihen, ihm alles zu erzählen, von Anfang an. Aber ich verwarf den Gedanken so schnell, wie er mir gekommen war. Alles, was ich damit erreichen würde, war, dass ich die Zelle im Keller von Scotland Yard mit einer Gummizelle im nächsten Irrenhaus vertauschte. Tornhill konnte mir gar nicht glauben.
Ich ließ mich zurücksinken, legte den Kopf gegen den feuchtkalten Stein der Wand und schloss die Augen. Mein Körper verlangte nach Schlaf und so, wie die Dinge im Moment standen, war ich sowieso dazu verdammt, in diesem Loch bis zum nächsten Morgen zu warten.
Vielleicht nicht nur bis zum nächsten Morgen. Es standen acht Tote auf der Sollseite meines Kontos und wie ich Tornhill einschätzte, würde er sich an mich halten, wenn er niemand anderes fand, der die Rechnung beglich …
Ich seufzte, rutschte auf der harten Pritsche in eine bequemere Stellung (wenigstens versuchte ich es) und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Schlaf kam fast sofort.
Die gestalt war in ein weißes nachtgewand gehüllt aber es war blutig und zerrissen das haar versengt und schwarz und die augen dunkle wunderschöne augen in denen goldener und silberner sternenstaub blitzen sollte waren voller tod alles war rot und blut und schrecken und priscyllas alabasternes antlitz hatte sich in eine fratze des grauens verwandelt das dämonische abbild eines wesens das nicht leben durfte und niemals gelebt hatte der sturz durch zeit und raum hatte uns getrennt aber es spürte mich folgte meiner fährte wie ein bluthund und kam näher … näher … näher … näher …ab und zu verschwand die gestalt wie ein schiff auf stürmischer see hinter den erstarrten schwarzen wogen der höllischen landschaft die die kulisse für unser bizarres wettrennen bildete aber sie tauchte immer wieder auf und war jedesmal näher heran ganz egal wie schnell ich lief schien ihre geschwindigkeit immer eine winzigkeit höher zu sein als die meine und ich wusste dass ich ihr nicht entkommen konnte und …
Mit einem Schrei fuhr ich von der Pritsche hoch. Die Zelle war dunkel, schwarz und lichtlos wie ein Grab. Es war Nacht geworden, während ich geschlafen hatte.
Aber ich war nicht mehr allein …
Etwas war bei mir. Unsichtbar, körperlos und tödlich.
Draußen auf dem Gang wurden Schritte laut, dann klirrte ein Schlüssel im Schloss und die Tür wurde mit einem unsanften Ruck aufgerissen. Ein rothaariger Bursche mit kantigem Kinn und dunklen, übermüdeten Augen blickte zu mir herein. In der Rechten hielt er eine Lampe, die er direkt auf mein Gesicht richtete.
»Was ist passiert?«, fragte er. »Wer hat geschrien wie am Spieß?«
»Geschrien?« Ich musste nicht einmal schauspielern, um wirklich verwirrt zu klingen. Mein Herz jagte. Ich hatte Mühe, mich auf die Worte des Polizeibeamten zu konzentrieren.
»Verdammt nochmal, ja!«, blaffte der Mann. »Ich hab’s doch deutlich gehört!«
»Ich … ich weiß nicht«, log ich. »Ich habe geschlafen. Vielleicht … jemand in einer der anderen Zellen?«
»Da ist keiner«, antwortete der Wächter, schüttelte den Kopf und zog die Tür wieder halb zu. Dann sah er mich scharf an. »Wenn Sie irgendwelche blöden Scherze versuchen, mein Lieber«, sagte er, »dann denken Sie daran, dass ich auch Humor habe. Ich weiß nur nicht, ob er Ihnen gefallen wird.«
»Ich … habe nichts getan«, antwortete ich, so überzeugend, wie ich überhaupt konnte. »Vielleicht …«, fügte ich hinzu, »habe ich im Schlaf geschrien.«
»Im Schlaf, wie?« Er überlegte einen Moment. Plötzlich war der Ausdruck auf seinen Zügen viel freundlicher. »Zum ersten Mal hier?«
Ich nickte.
»Dann kann ich Sie fast verstehen«, sagte er. »Ist nicht besonders angenehm, hier eingesperrt zu sein. Aber die erste Nacht ist ein bisschen früh, um schon einen Gefängniskoller zu kriegen. Wer
Weitere Kostenlose Bücher