Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
bearbeitet Ihren Fall?«
    »Tornhill«, antwortete ich.
    »Au weia«, murmelte der Beamte. »Na dann viel Spaß. Mit dem ist noch keiner ausgekommen. Wenn Sie einen Rat wollen – sagen Sie ihm die Wahrheit, das erspart Ihnen eine Menge Ärger.«
    »Und wenn ich unschuldig bin?«
    »Dann sagen Sie’s ihm«, sagte er »Wenn’s stimmt, dann wird er Ihnen auch glauben.« Er lächelte noch einmal, wandte sich endgültig um und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Die Schlüssel klirrten, dann hörte ich, wie sich seine Schritte entfernten.
    Mit einem lautlosen Seufzen ließ ich mich wieder zurück auf die Pritsche sinken. Der Mann hätte keine zehn Sekunden länger in meiner Zelle bleiben dürfen. Meine Selbstbeherrschung war zu Ende. Zum Schluss war sein Gesicht zerflossen und durch seine Züge hatte mich die bizarre Dämonenfratze aus meinem Traum angestarrt, eine verzerrte Verhöhnung von Priscyllas lieblichen Zügen …
    Aber war es wirklich nur ein Traum gewesen? Alles schien so unglaublich echt zu sein, von einer Realität, die die Grenzen des Erträglichen fast überstieg. Hatte ich von der Welt der GROSSEN ALTEN wirklich nur geträumt – oder war ich dagewesen?
    Ich versuchte die Vorstellung abzuschütteln, aber das machte es eher noch schlimmer. Wenn ich mich doch nur erinnern könnte!
    Die Vorstellung, dass sich Priscylla wirklich in diese … diese Bestie verwandelt haben könnte, war …
    Irgendwo neben mir knirschte etwas.
    Ich erstarrte. Für einen Moment vermochte ich nicht einmal zu denken. Das Geräusch wurde lauter, dunkler … als bewegte sich eine Tür in uralten, rostigen Scharnieren …
    Langsam, zitternd vor Entsetzen, hob ich den Kopf und blickte nach links.
    Auf der gegenüberliegenden Wand der Zelle war ein Umriss entstanden. Ein schmales, vielleicht anderthalb Meter hohes Rechteck, gebildet von dünnen, grün flackernden Linien – der Umriss einer Tür!
    Und diese Tür schwang langsam, ganz, ganz langsam, nach außen …
    Dahinter wogte die Unendlichkeit.
    Eine Welt, so fremd, dass sie sich der Vorstellungskraft des Menschen entzog. Auch ich kann sie in diesen Zeilen nicht beschreiben. Man kann Äußerlichkeiten benennen, Dinge, die man sehen und anfassen kann, nicht aber den Schrecken, den diese Welt atmete wie finsteren Pestgestank, eine Welt, in der das Leben keinen Platz hatte, in der Tod und Furcht die Ordnung der Dinge aufrecht erhielten und deren Pulsschlag vom Grauen bestimmt wurde.
    Eine Ebene, schwarz wie die Hölle und sanft gewellt wie der finstere Boden eines blasphemischen Ozeans, besudelt von schrecklichen, unaussprechlichen Dingen, die seine pockige Oberfläche durchbrachen.
    Ein Himmel, den niemals das Licht einer Sonne beschienen hatte, bar jeden Sternes, beherrscht vom grinsenden Knochengesicht eines bleichen Todesmondes.
    Und – weit, weit entfernt, aber näher kommend – eine Gestalt.
    Weiß. Ein weißes Kleid, besudelt von Blut. Dunkles Haar, das wie ein Medusenhaupt wogte und zitterte. Krallen, so tödlich und scharf wie Dolche. Eine verzerrte Dämonenfratze, die bekannten Züge darin zu einer grotesken Verhöhnung allen Lebens verzerrt.
    Und dann hörte ich die Stimme.
    Zuerst erkannte ich sie nicht einmal – es war ein hohes, dünnes Kreischen, ein Schrei dämonischer Wut, der in meinen Ohren gellte und lauter und lauter wurde –, aber dann hörte ich die Worte.
    »Wir kriegen dich, Robert Craven«, wisperte sie, immer wieder unterbrochen von einem dämonischen, bösen Kichern wie das Lachen verzerrter Kinderstimmen. »Wir kriegen dich, Robert Craven. Du bist tot.«
    Und es war nicht irgendeine Stimme, so wenig wie die Fratze dieser höllischen Ausgeburt irgendeine Fratze war.
    Es war Priscyllas Stimme und es war ihr Mund, der diese Worte formte.
    Ich begann zu schreien – und diesmal hörte ich auch nicht auf, als die Tür aufgerissen wurde. Ich merkte nicht einmal, wie der rothaarige Polizist zurückprallte, als wäre er von einem Schlag getroffen worden, und wie auch er zu schreien begann.
    Etwas Helles, Flirrendes raste aus der Öffnung in der Wand und schmiegte sich wie eine Aureole aus verzehrendem Licht um seinen Körper. Und mit dem Licht kamen Schemen, in denen höllische Fratzen aufblitzten, und rauchige Geisterfinger, die an seinem Haar und seinen Kleidern zerrten, Striemen in sein Gesicht rissen und ihm die Augen auskratzen wollten.
    Blindlings sprang ich auf, warf mich gegen ihn und stieß ihn rücklings aus der Tür. Ich glaubte noch ein

Weitere Kostenlose Bücher