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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber ich las keine Angst in ihren Augen.
    Trotzdem senkte ich meine Waffe wieder. Ganz egal, aus welchem Grund sie mich angriffen – es waren Kinder. Ich konnte nicht gegen sie kämpfen. Nicht einmal, wenn es um mein Leben ging.
    Ich wartete, bis sie wieder näher kamen, dann versetzte ich einem von ihnen einen überraschenden Stoß, der ihn zurücktaumeln und gegen die anderen prallen ließ, wirbelte herum und riss die Tür auf. Hinter mir zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Stille und dicht neben meiner Schulter schlug etwas in den Türrahmen. Die Luft stank plötzlich durchdringend nach Schießpulver.
    Ich stürzte durch die Tür, warf sie hinter mir ins Schloss und suchte einen Moment vergebens nach einem Riegel oder irgendeiner anderen Möglichkeit, sie zu versperren. Mit einem wütenden Knurren fuhr ich herum, blickte einen Moment unentschlossen nach rechts und links und rannte schließlich los.
    Es vergingen nur wenige Augenblicke, bis die Tür hinter mir erneut aufgerissen wurde. Ich sah im Laufen über die Schulter zurück. Aber es waren nicht die Kinder, die mich verfolgten, sondern die beiden Schläger, die mich im Salon überfallen hatten. Der Anblick erleichterte mich fast.
    Ich lief noch schneller, erreichte eine Gangbiegung und stürzte nach rechts, ohne zu denken. Eine verschlossene Tür versperrte mir den Weg. Ich suchte gar nicht erst nach einem Schlüssel, sondern rammte das morsche Holz mit der Schulter ein, taumelte in den dahinterhegenden Raum und fing meinen Sturz im letzten Moment mit wild rudernden Armen ab.
    Sofort verdoppelten meine Verfolger ihre Anstrengungen mich einzuholen. Gehetzt sah ich mich um, erkannte aber nichts als Dunkelheit und die verschwommenen grauen Schatten wehender Spinnweben und hob kampfbereit die Klinge.
    In diesem Augenblick erfüllte ein Fiepen und Pfeifen die Schwärze des Raumes um mich. Schwarze Schatten stürzten von oben auf mich zu und schlugen klatschend auf mich ein. Ich sah riesige gelbe Augen und lange weiße Fangzähne vor meinen Augen tanzen und spürte, wie ich wieder und wieder gebissen wurde.
    Irgendwie gelang es mir, mein Gesicht mit einem Zipfel meines Mantels zu bedecken, um die Augen zu schützen. Dann ließ ich die Klinge wirbeln und hackte auf die schwirrende Wolke ein, so schnell ich konnte. Trotzdem brannte mein Gesicht nach drei, vier Atemzügen schon so, als wäre meine Haut versengt. Die Berührung der winzigen Krallen und Zähne schmerzte höllisch.
    Der Spuk hörte ebenso schnell wieder auf, wie er gekommen war. Ich hörte noch sich rasch entfernendes Flügelrauschen, dann waren die schwarzen Schatten verschwunden.
    Keine zehn Sekunden später erreichten meine Verfolger hinter mir die Tür und stürmten brüllend in den Raum. Da ich keine zweite Tür und kein Fenster sah, durch das ich fliehen konnte, rannte ich die Treppe hoch in den nächsten Stock und kletterte dann eine wacklige, halb verfaulte Leiter empor, die zum Dachboden führen musste. Zum Teufel – wie groß war dieses Haus?
    Die Falltür klemmte, doch ich stieß sie mit einem Ruck auf und zwängte mich rücksichtslos hindurch. Das Dach war halb eingebrochen. Zerbrochene Sparren und Balken hingen wie bleiche Knochen eines bizarren Riesengerippes herab, aber es gab wenigstens Licht; und ich konnte zum ersten Mal, seit ich die Van Dengsterstraat und dieses Häuserlabyrinth betreten hatte, wieder die Sonne sehen.
    Schnell zog ich die Leiter zu mir herauf und schloss die Falltür wieder. Ein Schwall wilder Flüche drang durch das morsche Holz zu mir hoch und durch die breiten Risse zwischen den halb vermoderten Dielen sah ich, wie meine Verfolger die Fäuste in hilfloser Wut schüttelten.
    Für einen Moment hatte ich Luft.
    Meine Lage war mehr als verzweifelt. Meine Verfolger kannten dieses Gebäude zweifellos wie ihre Westentaschen und sie wurden über kurz oder lang einen Weg finden, zu mir heraufzugelangen. Einen Moment lang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, auf das Dach hinaufzuklettern, um von dort auf ein Nachbarhaus zu springen, verwarf ihn aber rasch wieder. Selbst die Balken, die noch halbwegs fest aussahen zerbröckelten mir unter den Händen; auf das Dach hinauszusteigen, wäre glatter Selbstmord gewesen.
    Dann entdeckte ich auf der anderen Seite des Dachbodens eine Tür und balancierte vorsichtig darauf zu.
    Ziegelschutt knirschte unter meinen Sohlen; die Bohlen, knarrten gespenstisch. Schon nach wenigen Schritten trat ich auf ein verfaultes Brett. Ich

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