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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurück und roch so muffig und scharf, als käme es direkt aus einer Manufaktur für Mottenkugeln. Nun – wenigstens passte es zum Gesicht seiner Trägerin; oder dem, was unter den zahllosen Schichten von vor zwanzig Jahren eingetrockneter Schminke zu erkennen war. Gottlob war es nicht viel.
    Hinter meiner Stirn begann eine Alarmglocke zu läuten. Dieses Haus war nicht nur alt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich wusste noch nicht, was, aber ich spürte die Gefahr wie eine körperliche Berührung. Etwas schien mich zu belauern, etwas Großes, Mächtiges und Gefährliches.
    Ich verbeugte mich, unterdrückte meine Abneigung gegen Mottenkugeln und führte die rechte Hand der Dame an meine Lippen, um sie zu küssen.
    Es war, als hätte ich eine vom Nachtfrost erstarrte Schlange ergriffen. Oder eine Leiche.
    Sie grüßte mich freundlich und lud mich ein, neben ihr auf dem Diwan Platz zu nehmen. »Frans sagte mir bereits, dass Sie einen Freund in dieser Straße aufsuchen wollen, ihn aber nicht finden«, sagte sie mit einer Stimme, die überraschend weich und geschmeidig klang. »Ich bin sicher, Ihnen helfen zu können, denn ich kenne alle Leute, die hier wohnen. Wie heißt denn Ihr Freund?«
    »Er ist ein Ausländer und nennt sich …«, begann ich, sprach aber nicht weiter, als ich sah, dass meine Gastgeberin sich nicht einmal die Mühe machte, wenigstens so zu tun, als höre sie mir zu.
    Im gleichen Augenblick sah ich im Licht der Kerzen einen Schatten auf mich zugleiten; schnell und mit einer kraftvollen, aggressiven Bewegung. Instinktiv sprang ich auf.
    Die Bewegung rettete mir vermutlich das Leben, denn den Bruchteil einer Sekunde später krachte eine Keule auf die Stelle, an der ich eben noch gesessen hatte, zerfetzte den Stoff und riss einen armlangen Span aus der Diwanlehne.
    Ich duckte mich, trat hastig einen Schritt zurück und hob kampfbereit die Hände.
    Der vierschrötige Kerl, der mich angegriffen hatte, sprang erstaunlich leichtfüßig über den Diwan und stürmte mit erhobener Keule auf mich zu. Ich wich seinem Schlag aus, brachte ihn mit einem Fußfeger zu Fall und schlug ihm den Kristallknauf meines Stockdegens gegen die Schläfe.
    Der Bursche sank mit einem erstickten Seufzer zu Boden, verdrehte die Augen und erschlaffte.
    Aber der rasche Sieg brachte mir keine Atempause, denn schon hatte ich zwei weitere Kerle am Hals, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Auf ihren Gesichtern stand eine Mischung aus grimmiger Entschlossenheit und einer dämlichen Erheiterung geschrieben, die ich mir nicht erklären konnte.
    Einen Augenblick lang glaubte ich es mit einem Banditenüberfall von außen zu tun zu haben, doch ein Blick in das beinahe freudig erregte Gesicht der Matrone belehrte mich eines Besseren. Sie hatte ganz genau gewusst, welcher Art die Hilfe war, die sie mir angedeihen lassen wollte. Dieses Haus war eine Falle. Und ich war vermutlich nicht der Erste, der durch seine Tür hinein, aber nicht mehr heraus kam.
    Nun, was diesen Umstand anging, gedachte ich ihr und ihren Mordbuben eine Lektion zu erteilen.
    Ich durchquerte mit einem mächtigen Satz den Raum und zog den Stockdegen. Die beiden Männer zögerten, als die Klinge im Licht des Lüsters aufblitzte. Dann sahen sie sich kurz an, trennten sich und kamen von zwei Seiten auf mich zu. Gleichzeitig stand der Kerl, den ich niedergeschlagen hatte, schon wieder auf und reihte sich in die Front meiner Gegner ein, als sei nichts geschehen. Der Bursche musste die Widerstandskraft eines Ochsen besitzen.
    Einige Sekunden später hatten mich die Burschen bis an die Wand zurückgedrängt. Wenigstens nahmen sie an, dass es so war. Ich tat so, als wäre ich halb von Sinnen vor Angst, bewegte den Stockdegen mit kleinen, nervösen Rucken hin und her und suchte scheinbar verzweifelt nach einer Möglichkeit, zwischen den Kerlen durchzubrechen.
    Einer von ihnen fiel auf die Finte herein, kam mit kampflustig erhobenen Händen näher und ging keuchend zu Boden, als ich mit dem Degen antäuschte und ihm gleichzeitig eine so schallende Ohrfeige versetzte, dass er meinen musste, Big Ben in seinem Schädel schlagen zu hören.
    Die beiden anderen blieben erschrocken stehen. Aber nur für einen Moment. Die Überraschung wich so schnell von ihren Zügen, wie sie gekommen war, und machte wieder dem dümmlichen, irritierten Lächeln Platz.
    Ein höhnisches Kichern ertönte und eine weitere Gestalt betrat den Raum.
    Es war der verhutzelte Mann, der mir vor meinem Hotel den Weg

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