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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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NAUTILUS wird sich keinen Fuß von der Stelle rühren«, sagte Howard hart – und in einem Ton, der mich davon abhielt, noch einmal zu fragen.
    »Gut«, antwortete ich. »Dann werde ich zusammen mit Jenny gehen.«
    Howard keuchte. »Du willst -«
    »Morgen früh«, fuhr ich fort, mit ganz leicht erhobener Stimme. »Nur wir zwei. Alles, was ich brauche, sind frische Kleider und ein Gewehr. Und vierundzwanzig Stunden Zeit. Habe ich die?«
    Howard antwortete nicht sofort, sondern tauschte einen fragenden Blick mit Nemo. Der Kapitän der NAUTILUS nickte beinahe unmerklich.
    »Gut«, sagte Howard. Seine Stimme klang seltsam. Zorn war darin, aber auch noch etwas anderes, das ich nicht zu benennen vermochte. »Vierundzwanzig Stunden. Keine Minute länger, Robert. Übermorgen bei Sonnenaufgang stechen wir in See, ob du an Bord bist oder nicht. Wenn wir bleiben, ist es unser aller Tod.«
     
    Er wartete.
    Unsichtbar und lautlos wie einst auf der DAGON verfolgte er, was sich auf der winzigen Insel tief unter ihm abspielte. Er war ein Gigant, der hoch über den Wolken schwebte, so mühelos, wie er die Weiten des Weltalls durchschritten und die Barrieren der Zeit überwunden hatte. So etwas wie Ungeduld kannte er nicht. Und trotzdem verspürte er eine sonderbare Erregung.
    Der Moment der Entscheidung war nahe. Nicht der endgültigen Entscheidung, natürlich. Der Krieg, in dem selbst er nur ein winziges, unbedeutendes Werkzeug war, wahrte seit Erschaffung des Kosmos und würde dauern, solange das Universum bestand, und obwohl ihn beide Seiten mit verbissener Wut führten, wussten sie gleichzeitig, dass niemals die eine oder andere wirklich und endgültig siegen konnte.
    Und trotzdem stand die Entscheidung dicht bevor. Die Entscheidung über das Schicksal der winzigen Kreaturen, die tief unter ihm lebten und glaubten, die Herren ihrer Welt zu sein, die sie in Wirklichkeit nur geliehen bekommen hatten. Die Entscheidung über das Schicksal eines Gottes, der nicht begriffen hatte, dass er unter den Mächtigen nur ein Zwerg war. Die Entscheidung über das Schicksal jener verlorenen kleinen Insel.
    Und vielleicht über das dieser ganzen Welt …
     
    Über dem Strand lag das Schweigen des Todes. Die Luft war still, beinahe unbewegt, und selbst das monotone Rauschen und Wispern der Brandung klang wie von weit, weit her, obwohl die Wellen nur wenige Hand breit hinter den Füßen der Männer gegen den Strand leckten.
    Während der zweiten Hälfte der Nacht war das Schreien und Schießen verklungen und die Brände einer nach dem anderen erloschen. Jetzt lagen die Häuser dunkel und bar jeden Lebens da; eine halbhohe, im grauen Licht der Dämmerung wie eine gezackte Zinnenmauer wirkende Wand, die sich vor dem größeren Schatten des Berges erhob. Brandgeruch hing in der Luft und hier und da kräuselte sich noch Rauch in den Himmel.
    Eine Mauer des Schweigens. Es hätte der grünweißen, mit kleinen glitzernden Klümpchen durchsetzten Schleimspur auf dem Strand nicht einmal bedurft, um mir zu sagen, dass in diesem Ort nichts Lebendes mehr war.
    »Warten Sie«, sagte Harmfeld, als ich weitergehen wollte, um einer Welle auszuweichen, die schäumend herangerollt kam. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Ach?«, erwiderte ich spitz. »Wie kommen Sie darauf?«
    Harmfeld runzelte die Stirn, schenkte mir einen bösen Blick und sah aus zusammengekniffenen Augen zurück zum Meer, wo sich die Zuidermaar wie ein gewaltiger schwimmender Berg erhob. Das Schiff war näher an die Küste herangekommen, so nahe, wie es einem Schiff dieser nicht unbeträchtlichen Größe eben möglich war, bevor es Gefahr lief, plötzlich auf dem seichten Strand aufzusetzen. Trotzdem war es noch eine gute halbe Meile vom Ufer entfernt. Selbst die NAUTILUS, deren Turm wie eine stählerne Klippe unweit des Schiffes aus dem Meer ragte, erschien mir unendlich weit entfernt. Das Bild erinnerte mich an Howard und Rowlf, die beiden einzigen Freunde, die ich besaß, und die auf diesem Schiff zurückgeblieben waren. Es tat weh. Ich hatte bis vor wenigen Stunden noch nicht einmal zu hoffen gewagt, sie überhaupt wiederzusehen. Und dann war dieses Wiedersehen ganz, ganz anders verlaufen, als ich mir erträumt hatte. Wie kam es nur, dass Howard und ich, die beide für den anderen eine große Hochachtung und ebenso tiefe Zuneigung empfanden, sich fast ununterbrochen stritten? Was war der Grund – waren wir zu verschieden oder zu ähnlich? Oder war es vielleicht so, dass man nicht

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