Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
Sekunden lang durchdringend an, um sich dann an Sitting Bull zu wenden.
»Blitzhaar spricht die Wahrheit«, sagte der alte Häuptling. Es war das erste Mal, dass ich seine Stimme hörte.
Und plötzlich ging eine sonderbare Veränderung mit Buffalo Bill Cody und seinen Begleitern vor sich. Bodine, der – ohne dass ich es bemerkt hatte – in den letzten Sekunden immer näher an mich herangerückt war, atmete erleichtert auf und das Lächeln auf Annie Oakleys Gesicht wirkte mit einem Male befreit und echt.
»Sie haben verdammtes Glück, Craven«, sagte Cody. »Wenn Sie jetzt gelogen hätten, dann …« Er sprach nicht weiter, sondern nahm stattdessen die rechte Hand, die er bisher unter dem Tisch gehalten hatte, in die Höhe. In seinen Fingern lag ein winziger, doppelläufiger Damenrevolver. Beide Hähne waren gespannt.
»Und … und wenn er mir nicht geglaubt hätte?«, fragte ich mit einem nervösen Lächeln in Sitting Bulls Richtung.
Cody schüttelte den Kopf. »Sie werden es mir wahrscheinlich auch nicht glauben«, sagte er, »aber diese Gefahr bestand nicht. Sitting Bull weiß immer, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Versuchen Sie, ihn zu belügen. Es ist unmöglich.«
»So ist es, Blitzhaar«, bestätigte Sitting Bull.
»Er … weiß immer …«
»Ob jemand die Wahrheit spricht oder lügt«, bestätigte Cody. »Es ist nun mal so.« Plötzlich lachte er. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mich bei Ihnen entschuldige, Robert. Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« Ohne meine Antwort abzuwarten, hob er die Hand und winkte den Kellner herbei.
Ich hätte aber auch gar nicht antworten können in diesem Moment. Ich war viel zu erstaunt dazu. Ich wusste, dass Cody die Wahrheit gesagt hatte – schließlich verfügte ich über die gleiche Gabe wie der alte Indianer. Und ich war nicht einmal sonderlich erstaunt darüber, dass Sitting Bull dasselbe magische Talent sein eigen nannte wie ich.
Nein – was mich viel mehr beschäftigte, war eine ganz andere Frage.
Wenn Sitting Bull dasselbe Talent besaß wie ich, warum hatte er dann gesagt, dass ich die Wahrheit sprach?
Schließlich war es eine glatte Lüge gewesen …
»Wir brauchen mehr Druck«, sagte Kennon grob. »In einer halben Stunde kommen wir in die Vorberge. Also streng dich gefälligst an und leg Kohlen nach.«
Midwailer starrte Kennons Rücken hasserfüllt an. Kennon hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu ihm herumzudrehen, sondern blickte weiter aus dem Fenster und ließ Gott einen guten Mann sein, während Midwailer in Schweiß gebadet war. Sie brauchten ganz und gar nicht mehr Druck. Der Zeiger des Manometers stand dicht unter dem Maximum und die Lok brauste seit mehr als zwei Stunden mit Höchstgeschwindigkeit über die Gleise.
Aber wie immer, wenn Kennon versuchte, ihn zu provozieren, schwieg Midwailer auch diesmal.
Wütend riss er die Feuerklappe auf und schaufelte Kohlen in den Bauch des Dampfkessels. Eine Woge unglaublicher Hitze drang wie glühender Drachenatem aus dem weiß glühenden Loch und selbst der Schaufelstiel in seinen Händen wurde heiß.
Für einen Moment fragte sich Midwailer allen Ernstes, warum er Kennon nicht diesen Stiel in die Visage schlug, um sein dämliches Grinsen ein für allemal auszulöschen.
Aber darauf wartete der andere ja nur. Kennon war nicht nur zwanzig Jahre jünger als er, sondern auch ein gutes Stück größer und mindestens doppelt so kräftig. Und die lässige Haltung, in der er am Fenster stand, täuschte. Er wartete nur darauf, dass Midwailer auf ihn losging.
Irgendwann würde er es trotzdem tun, das schwor er sich.
Verbissen fuhr Midwailer fort, Kohlen zu schaufeln. Das Feuer brannte wie das glühende Herz eines Vulkanes, aber Midwailer schaufelte weiter, bis die Hitze unerträglich wurde und sich die Nadel des Druckmessers dem roten Bereich näherte.
»Nicht ganz so hastig«, sagte Kennon grinsend. »Willst du, dass der Kessel platzt?«
Midwailer fuhr herum, knallte die Schaufel auf den Boden und starrte ihn an. »Du hast doch selbst gesagt -«
»Dass wir mehr Druck brauchen, stimmt«, unterbrach ihn Kennon grinsend. »Ich hab nicht gesagt, dass du den Kessel überheizen sollst.« Er seufzte, kam näher und legte Midwailer die Hand auf die Schulter.
»Du machst mir Sorgen in letzter Zeit, weißt du das?«, fragte er. »Ich fürchte, du wirst allmählich zu alt für den Job.«
Midwailer schwieg.
»Wenn du willst, lege ich ein gutes Wort für dich ein«, fuhr
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