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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nächsten Meilen führt die Strecke nur noch geradeaus. Bei dem Tempo, das der Zug da machen kann, holen wir sie nicht mehr ein. Keine Chance.«
    Teagarden ballte wütend die Faust. Aber die zornige Entgegnung, auf die Joe halbwegs gewartet hatte, kam nicht. Er schwieg einen Moment, starrte aus eng zusammengepressten Augen zu den schwarzen Schatten der Berge hinüber und nickte schließlich.
    »Du hast Recht, Joe«, sagte er. »Wir holen sie nicht ein. Hier nicht.« Er hob die Hand und deutete nach Westen. »Aber dort drüben.«
    »In den Bergen?«, fragte Joe erschrocken.
    Teagarden nickte. »Sie kommen auf den Steigungen nicht gut voran«, sagte er. »Und oben an der Kehre vor dem Pass müssen sie fast im Schritttempo fahren. Genau die richtige Stelle für uns.«
    »Aber Sir!«, protestierte Joe erschrocken, sprach aber nicht weiter, als ihn ein eisiger Blick aus Teagardens Augen traf.
    »Hast du irgendwelche Einwände?«, fragte Teagarden kalt.
    Joe schluckte nervös und beeilte sich, den Kopf zu schütteln. »Nein«, sagte er. »Sie … Sie haben Recht, Sir. Die Stelle ist ideal. Aber es ist verdammt weit.«
    »Nicht, wenn wir direkt nach Westen reiten«, sagte Teagarden. »Wir schneiden gute zwanzig Meilen ab.«
    »Aber das ist -«
    »Ja?«, sagte Teagarden leise. Seine Hand lag auf dem Lauf der Winchester an seinem Sattel.
    Joe verstummte abrupt. »Es ist nichts«, flüsterte er. »Sie haben Recht.«
    »Dann ist es ja gut«, murmelte Teagarden. »Und jetzt geh und sage den anderen Bescheid, dass wir weiterreiten.«
    Joe schluckte krampfhaft, zwang sein Pferd auf der Stelle herum und ritt los. Teagarden starrte unverwandt weiter nach Westen. Aber er sah die Berge gar nicht, die wie schwarze Schatten auf dem Horizont hockten. Vor seinen Augen stand das Bild eines schmalen, von einem kurzgeschnittenen schwarzen Vollbart eingerahmten Gesichtes. Das Gesicht eines Mannes, der eine gezackte weiße Strähne im Haar trug.
    »Ich kriege dich, Robert Craven«, flüsterte er. »Ich kriege dich; und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue. Das schwöre ich dir.«
     
    Mit mühsamen, tappenden Schritten, die eher wie die eines betrunkenen Bären denn wie die eines Menschen aussahen, kam der Schaffner näher.
    Aber auf welch Grauen erregende Weise hatte er sich verändert!
    Seine Augen waren weit aufgerissen und leer; wo das Weiß seiner Augäpfel hätte sein sollen, war nichts als Schwärze. Sein Gesicht und die weit vorgestreckten, geöffneten Hände waren von einem dichten Geflecht haardünner, glitzernder Fäden überzogen, die ununterbrochen bebten und zuckten, als wären sie von Eigenleben erfüllt. Ein gurgelnder Ton kam über seine Lippen.
    Annie schrie noch einmal und noch gellender, als das grässliche Ding, das einmal ein Mensch gewesen war, die Hände hob und auf sie zutappte. Und endlich erwachte auch ich aus meiner Erstarrung.
    Blitzartig packte ich Annie, zog sie zurück und warf mich dem Ungeheuer entgegen. Seine Hände griffen nach mir, aber die Bewegung war so langsam, dass ihr selbst ein Kind hätte ausweichen können.
    Dafür war mein Hieb umso schneller. Und mit aller Macht geführt.
    Der Schlag war so hart, dass ich für einen Moment glaubte, meine eigenen Knöchel knirschen zu hören, und er traf genau auf die Kinnspitze des Mannes.
    Der Bursche keuchte, kippte nach hinten und blieb eine Sekunde lang reglos liegen.
    Dann begannen sich seine Arme und Beine zu bewegen.
    Nur seine Arme und Beine, wohlgemerkt.
    Der Anblick ließ mich für einen Moment an meinem Verstand zweifeln. Der Mann war bewusstlos, wenn nicht tot, aber seine Glieder bewegten sich, drehten den Körper mühsam herum und stemmten ihn in die Höhe. Sein Kopf pendelte haltlos. In seinem Körper war kein bisschen Kraft mehr.
    Aber er bewegte sich!
    Hinter mir begann Annie wie von Sinnen zu kreischen und auch mich erfüllte der Anblick mit einem solchen Entsetzen, dass ich für Augenblicke wie gelähmt dastand, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen oder mich gar zu rühren.
    Um ein Haar hätte mich dieses Entsetzen das Leben gekostet, denn das … Etwas, in das sich der Mann verwandelt hatte, griff beinahe sofort wieder an. Seine Hände kamen hoch und griffen nach meinem Hals.
    Im letzten Moment prallte ich zurück, trat nach den Beinen des Monstrums und versuchte gleichzeitig seine Arme zur Seite zu schlagen.
    Aber die Bestie war nicht nur unverwundbar, sondern auch übermenschlich stark. Sie wankte unter meinen Hieben,

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