Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
hatte.
»Was das soll?«, kreischte er mit überschnappender Stimme. »Schauen Sie sich doch um. Das ist Ihr Werk.«
»Er ist blind«, fuhr Jeff Conroy dazwischen.
Ich konnte die Unsicherheit spüren, die Carringham sekundenlang überfiel. Er verscheuchte sie mit einem wütenden Schnauben, als könne er sich damit selbst Mut machen. »Ich habe vom ersten Tag an gemerkt, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt«, stieß er hervor. Seine Stimme war hasserfüllt, aber ich nahm auch den furchtsamen Unterton darin wahr. Carringham hatte Angst, panische Angst. Er wurde mit etwas konfrontiert, das über seinen Verstand ging.
»Das unheimliche Moor, das unseren Wagen verschlang und plötzlich verschwand, das war Ihr Werk«, fuhr er heiser fort. »Dann Ihr Verschwinden und Ihr seltsames Erscheinen in Bredshaws Haus. Cromber ist Ihnen vorhin gefolgt, als Sie aus der Sitzung gestürmt sind. Wir fanden ihn tot in der Färberei. Drei Wachtposten sind in der vergangenen Nacht spurlos verschwunden. Und jetzt dieses Netz. Wollen Sie leugnen, dass Sie etwas damit zu tun haben?«
»Mr. Craven ist unschuldig«, fuhr Jeff aufgebracht dazwischen. »Er versucht sogar …«
Ich legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und brachte ihn dadurch zum Verstummen. »Lass sie, Jeff«, sagte ich leise. Es war sinnlos, mit den vor Angst halb wahnsinnigen Menschen vernünftig sprechen zu wollen. Sie waren keinem logischen Argument mehr zugänglich, trotzdem sprach ich weiter. »Ich habe mit dem Wesen, das dieses Netz gesponnen hat, nichts zu tun. Ich habe dagegen gekämpft und bei dem Kampf mein Augenlicht eingebüßt. Ich habe auch Cromber nicht getötet. Aber ich kann Ihnen helfen, dieses Grauen zu überwinden.«
Carringhams Antwort bestand aus einem hysterischen Lachen.
»Alles hat erst begonnen, seit Sie hier sind. Und Sie behaupten, nichts damit zu tun zu haben?« Zustimmende Rufe erschollen aus dem Hintergrund. Carringhams Auftreten gab auch seinen Begleitern wieder Mut und allmählich verloren sie ihre eingeschüchterte Zurückhaltung.
»So einfach kommen Sie nicht davon«, fuhr er fort. »Ich habe diese Spinnenkreatur gesehen, die das Netz gewoben hat, groß wie zwei Häuser, und sie wächst mit jedem weiteren Toten. Sie spürt es, sobald jemand an ihre Fäden kommt; und wer sie einmal berührt, verfängt sich darin, bis diese Bestie da ist. Ich weiß, dass sie Ihnen nicht gehorcht, aber sie ist hinter Ihnen her und wird erst Ruhe geben, wenn sie Sie bekommen hat.«
Ich achtete kaum auf seine letzten Worte. Zu oft hatte ich sie in dieser oder geringfügig anderer Form schon gehört. Ich wusste, was er vorhatte, und konnte es bis zu einem gewissen Punkt sogar verstehen, aber ich würde keinesfalls freiwillig darauf eingehen. Wer ließ sich schon gerne opfern?
»Es wird Ihnen nicht das Geringste helfen, wenn Sie mich der Kreatur ausliefern«, unternahm ich einen letzten Versuch, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Noch einmal konzentrierte ich mich, um mir einzuprägen, wo seine Begleiter standen. Sie hatten uns eingekreist und solange ich nicht mehr als schattenhafte Umrisse von ihnen sah, konnte ich nicht einmal herausfinden, an welcher Stelle wir den Kreis am ehesten sprengen konnten. Es blieb auch nicht genügend Zeit, um mich mit Jeff abzusprechen. »Diese Spinnenkreatur würde nur noch stärker werden und …«
»Worte, nichts als Worte«, blaffte Carringham. »Aber Sie können uns nicht täuschen. Dieser Spuk wird erst ein Ende haben, wenn Sie tot sind!«
Er brauchte nicht erst einen entsprechenden Befehl zu geben. Als wären seine Worte ein Kommando gewesen, rückten die Menschen auf uns zu. Ich hörte Jeffs hektischen Atem und da ich immer noch meine Hand auf seiner Schulter liegen hatte, spürte ich, wie sein Körper sich spannte.
Die Zeit des Redens war vorbei. Hände griffen nach mir und ich vernahm Kampfgeräusche, als Jeff sich gegen die Angreifer zur Wehr setzte. Blindlings schlug ich mit dem Stock zu, vernahm einen Schmerzensschrei und stieß nach.
Die Hände verschwanden, aber es kamen sofort neue. Ein Schlag traf mich im Gesicht und ließ mich zurücktaumeln. Im offenen Kampf waren wir der Überzahl hoffnungslos unterlegen und ich sah nur eine Möglichkeit, wie wir unseren Kopf aus der Schlinge ziehen konnten.
Es war nicht das erste Mal, dass ich versuchte, einer größeren Menschenmenge meinen Willen aufzuzwingen, aber dazu hatte ich stets Blickkontakt zu den Menschen gebraucht. Diesmal mobilisierte ich meine
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