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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Macht, ohne sie zielgerichtet einsetzen zu können, und im gleichen Moment schwor ich mir, es niemals wieder zu tun.
    Es war grauenhaft.
    Einen entsetzlich langen Moment lang spürte ich, wie eine Flut brodelnder Schwärze aus mir hervorbrach, und ich spürte auch noch, wie sie auf die Menschen traf, dann verlor ich den Kontakt zu dem, was ich selbst hervorgebracht hatte.
    Es war, als stünde ich im windstillen Zentrum eines Orkans. Um mich herum tobte ein so unbeschreibliches Chaos, dass ich geradezu froh war, es nicht mitansehen zu müssen, sondern die Wirkung nur in abgeschwächter Form zu empfinden.
    Menschen wurden wie Puppen umhergeschleudert und verwandelten sich in wimmernde und schreiende Bündel. Der Wahnsinn griff nach ihnen und ich konnte nicht einmal feststellen, ob die Menschen meinen Angriff überhaupt überlebten.
    Eine wattige Leere war in meinem Kopf, als schlagartig die unnatürliche Ruhe des Todes um mich herum einkehrte.
    Dann spürte ich Finger, die sich um meinen Arm krallten und so fest zudrückten, dass es schmerzte.
    »Bei Gott!«, keuchte Jeff Conroy. »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht«, log ich. »Komm, wir müssen weg hier. Es wird nicht lange dauern, bis sie wieder aufwachen.« Ich sprach die Worte laut aus, aber in Wirklichkeit dienten sie nur dazu, mich selbst zu trösten. Ich wusste nicht einmal, ob diese Menschen jemals wieder aufwachen würden, aber ich hoffte es mit aller Inbrunst.
    »Das … das waren Sie, Mr. Craven«, stieß Jeff anklagend hervor. »Sie haben sie umgebracht!« Er packte mich am Kragen und schüttelte mich mit einer Kraft, die ich seinem schmächtigen Körper nicht zugetraut hätte. »Sie haben sie umgebracht!«, schrie er noch einmal.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich wieder gefasst hatte, aber dann streifte ich seine Hände mühelos ab. Er wehrte sich nicht einmal.
    »Geh zu ihnen und sieh sie dir an«, befahl ich. Es kostete mich Mühe, die Worte auszusprechen. Was würde geschehen, wenn er herausfand, dass die Menschen wirklich tot waren? Ich hätte es nicht ertragen, zu einem Mörder geworden zu sein, und es änderte auch nichts, dass ich in Notwehr gehandelt hatte. Aber ich musste Gewissheit haben.
    Jeff entfernte sich und obwohl er bestimmt ein Dutzend Schritte gegangen war, konnte ich sein erleichtertes Aufatmen hören. Seit ich nicht mehr sehen konnte, hatte ich das Gefühl, als ob mein Gehör ständig an Schärfe gewinnen würde. Die unerträgliche Spannung wich von mir. Am liebsten hätte ich vor Erleichterung laut zu lachen begonnen.
    Jeff ging von einem zum anderen. »Sie leben«, flüsterte er. Niemand war umgekommen. Damit war zwar noch nicht sicher, dass sie meinen Angriff wirklich ohne Schaden überstanden hatten, aber ich hatte wenigstens keinen Mord begangen.
    Mit einem Stöhnen erwachte einer der Männer, gleich darauf vernahm ich ein weiteres Stöhnen aus einer anderen Richtung.
    »Sie kommen wieder zu sich!«, rief Jeff und kam zu mir zurückgerannt. »Wohin?«
    Ich brauchte mir einen Sekundenbruchteil zu überlegen. »Erst einmal in den Ort. Dort können wir uns am leichtesten verstecken. Woanders würden sie uns sofort finden.«
    Er ergriff wieder meine Hand und führte mich. Bei schnellem Tempo konnte ich mich durch Tasten mit dem Stock nicht mehr orientieren. Gemeinsam liefen wir los, bückten uns unter den ersten, noch vereinzelt gespannten Spinnenfäden hindurch und verschwanden im Gewirr der engen Gassen Arcenboroughs.
     
    Der Ort war zu einer Totenstadt geworden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Scheinbar überall spannten sich die Fäden; sie gingen sogar durch Häuser durch, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie Shudde-Tuur sie dort gesponnen haben sollte.
    Jeff berichtete mir alles, was er sah, und es waren schreckliche Schilderungen. Vereinzelt entdeckte er Kleidungsstücke, die an den Fäden hingen. Von den Besitzern war nichts zu entdecken. Ich hoffte, dass es ihnen gelungen war, rechtzeitig aus ihrer Kleidung zu schlüpfen, aber ich wusste, dass ich meine Augen damit vor der Wirklichkeit verschloss. Erbittert presste ich die Lippen zusammen, als mir auffiel, wie unpassend der Vergleich war.
    Jeff hatte mich wieder losgelassen. Momentan drohte uns keine Gefahr. Ich war ihm dankbar, dass er keine Fragen stellte, wie ich befürchtet hatte. Nicht einmal das, was er gerade miterlebt hatte, trieb einen Keil in die seltsame Art von Freundschaft, die uns verband.
    Ich spürte es irgendwie. Jeff war über den

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