Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
Gecken, der sich aus lauter Geltungsbedürfnis eine weiße Strähne ins Haar hatte färben lassen, gehen konnte. Unter normalen Umständen hätte ich das Spiel sicher mitgespielt und ihm eine Lektion erteilt, an die er noch am St. Nimmerleinstag denken sollte. Aber im Moment hatte ich andere Sorgen.
»Ich würde Schwarzer Peter vorschlagen«, antwortete ich eisig. »Als Einsatz einen Penny pro Runde. Einverstanden?«
Teagarden erbleichte, während es in den Augen seiner Begleiterin abermals spöttisch aufblitzte. Aber diesmal zog er es vor, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben.
»Okay, Craven«, sagte er ruhig. »Wir sind quitt. Lassen Sie sehen, ob Sie beim Spielen genauso schlagfertig sind. Wir spielen Stud-Poker. Kein Limit. Mindesteinsatz zehn Dollar.« Er lächelte, sehr falsch und sehr kalt. »Mit dem Taschengeld da werden Sie nicht weit kommen«, fügte er mit einer Kopfbewegung auf die Jetons vor mir hinzu.
Ich zuckte mit den Achseln, forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, abzuheben – was er auf die gleiche Weise ablehnte – und teilte Karten aus.
Ich hätte nicht einmal meine Hexer-Fähigkeit gebraucht, um schon beim ersten Spiel zu bemerken, dass Teagarden betrog. Er verlor auf Anhieb an die achtzig Dollar an mich, obgleich er das bessere Blatt hatte.
Nun – diesen Trick kannte ich ebenso gut wie er. Ich wäre nicht der erste Trottel, der ein paar Dollar gewinnt und dadurch leichtsinnig genug wird, um wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden.
Beim zweiten Spiel verlor ich, beim dritten gewann ich meinen Verlust zurück, samt zusätzlichen dreihundert Dollar. Einen Moment lang überlegte ich, jetzt schlichtweg aufzuhören und Teagarden mit einem dummen Gesicht und um fast vierhundert Bucks ärmer sitzen zu lassen, aber dann zuckte ich mit den Achseln, mischte erneut und gab Karten.
Teagarden nahm die seinen nicht einmal auf, sondern blickte mich mit einem sonderbaren Lächeln an. »Was halten Sie davon, einmal richtig zu spielen, Mister Craven?« fragte er.
»Wie meinen Sie das?«
Teagarden deutete mit einer Kopfbewegung auf meine Jetons. »Das da ist doch nur Kleingeld. Was halten Sie von einem richtigen Einsatz, um die Sache spannend zu machen?« Er grinste, griff in die Jackentasche und zog ein Bündel Geldscheine heraus, das ungefähr dem Gegenwert eines kleinen Landhauses in England entsprechen mochte.
»Fangen wir mit tausend an«, schlug er vor. »Vorausgesetzt, Sie sind flüssig.«
Ich seufzte, tat so, als überlegte ich, dann griff auch ich in meinen Rock und zog meine Brieftasche hervor. Ich hatte längst nicht so viel Bargeld dabei wie er, aber zwischen den vier oder fünf Hundert-Dollar-Noten, die ich eingesteckt hatte, lag ein Kreditbrief der Bank of America; ohne Begrenzung. Ein Mann wie Teagarden musste sofort erkennen, dass er da praktisch einen Goldesel vor sich hatte.
»Ganz wohl ist mir nicht bei der Sache«, gestand ich mit gespieltem Zweifel. »Ich … spiele nicht oft. Und schon gar nicht um solche Beträge.«
»Dafür spielen Sie verdammt gut«, sagte Teagarden. »Vielleicht haben Sie ja auch nur eine Glückssträhne.«
»Ja, vielleicht«, bestätigte ich. »Aber Sie haben Recht – warum nicht einmal etwas riskieren?« Ich lächelte, winkte einen der Saaldiener herbei und bat ihn, mir beim Kassierer den Kreditbrief bestätigen zu lassen und Jetons für zehntausend Dollar zu holen, ganz bewusst im gleichen Ton, in dem Teagarden sich vielleicht einen Drink bestellt hätte.
Teagarden schluckte, während seine Begleiterin plötzlich sehr ernst aussah. Ja, der Blick, den sie mir zuwarf, war beinahe beschwörend. Fast hatte ich den Eindruck, dass sie mich davon abhalten wollte, weiterzuspielen.
»Fangen wir doch schon einmal an.« Ich nahm all meine Jetons und schob sie über den Tisch, ohne meine Karten auch nur anzusehen. »Dies als ersten Einsatz.«
Teagarden starrte mich an und presste die Lippen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen. Dann nickte er, hielt mit und nahm, mit ganz leicht zitternden Fingern, seine Karten auf.
Wir warteten, bis der Saaldiener mit meinen Jetons zurück war. Dann schob ich – noch immer ohne meine Karten gesehen zu haben – drei weitere Eintausend-Dollar-Chips auf den mittlerweile schon beachtlich angewachsenen Stapel und nahm endlich meine Karten zur Hand.
Ich hatte zwei Asse und einen König. Immerhin mehr als Teagardens Damenpaar, das ich durch seine Augen gesehen hatte.
»Karte?«, fragte ich.
Teagarden
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