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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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drei oder vier Straßen von Teagardens Etablissement entfernt waren und sicher schien, dass uns zumindest im Augenblick niemand verfolgte. Die beiden waren im wahrsten Sinne des Wortes gerannt wie die Teufel und selbst ich war außer Atem, obgleich ich nicht einmal halb so alt war wie Bill, von seinem rothäutigen Begleiter ganz zu schweigen.
    Trotzdem war ich der Einzige, der vor Erschöpfung keuchte.
    »Die wären wir los«, sagte Bill, nachdem er ein Stück zurückgegangen war und einen Blick um die Straßenecke geworfen hatte, um die wir gerade gebogen waren. Er lächelte, schnippte sich ein nicht vorhandenes Stäubchen vom Jackenärmel und sah erst Annie und dann mich mit einem sehr sonderbaren Blick an.
    »Ich glaube, ich … ich muss Ihnen danken, Mister …«
    »Craven«, half ich aus. »Robert Craven.«
    »Ich danke Ihnen, Mister Craven«, sagte Bill noch einmal. »Das war sehr großzügig. Ohne Ihre Hilfe hätte es schlecht ausgehen können.«
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte Annie leise. Sie sah mich an, und sie tat es noch immer auf die gleiche, ungläubig-entsetzte Art wie vorhin im Spielsalon. »Sie … Sie verschenken zehntausend Dollar, nur um einem Mädchen zu helfen, das Sie nicht einmal kennen?«
    »Was tut man nicht alles für eine schöne Frau«, antwortete ich lächelnd, fügte aber, als ich Bills Blick bemerkte, noch hastig hinzu: »So viel war es nun auch wieder nicht. Und wie es aussah, hätte ich das Geld so oder so eingebüßt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Meine Schuld. Was muss ich auch so dumm sein und mit meinem Geld angeben. Noch dazu in einem solchen Schuppen.«
    »Ich werde es Ihnen nicht wiedergeben können«, sagte Annie ernst.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Aber ich schenke es lieber Ihnen als Teagarden, glauben Sie mir. Und wenn Ihre Freunde hier -«, ich deutete auf Bill und seine beiden sonderbaren Begleiter, »- nicht aufgetaucht wären, hätte ich vielleicht mehr verloren als zehntausend Dollar.«
    »Möglicherweise Ihr Leben, Robert«, sagte der jüngere Cowboy ruhig. »Teagarden ist ein eiskalter Killer.« Er maß Bill mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich war von Anfang an dagegen, zu ihm zu gehen.«
    »Quatsch«, fauchte Bill. »Wir brauchen Annie, das weißt du genau. Wenn wir ohne sie in Europa auftauchen, ist die ganze Show nur noch die Hälfte wert!«
    Europa?, dachte ich verwirrt. Show?
    Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mit einem Male wusste ich, wieso mir Bill und sein rothaariger Begleiter so bekannt vorgekommen waren, obwohl ich sicher war, ihnen niemals zuvor im Leben begegnet zu sein. Ich kannte ihre Gesichter trotzdem. Jedermann in Amerika kannte sie, denn sie prangten von Hunderten von Plakaten herunter.
    »Bill … Cody?«, murmelte ich verstört. »Sie … Sie sind … Buffalo Bill Cody! Aber dann ist das … das …«
    »Häuptling Sitting Bull«, bestätigte Cody stolz. »Ich dachte schon, Sie würden uns gar nicht mehr erkennen.« Er schlug mir freundschaftlich auf die Schulter, lachte und deutete auf seinen Begleiter, dann auf Annie.
    »Und diese beiden hier sind One-Shot Bodine und Annie Oakley. Ich nehme an, Sie haben schon von ihnen gehört.«
    Instinktiv nickte ich, obgleich mir der Name One-Shot Bodine rein gar nichts sagte. Aber Annie Oakley? Wer hatte nicht von ihr gehört, der berühmtesten Kunstschützin im ganzen Westen.
    Ich muss wohl reichlich dumm ausgesehen haben mit meiner vor Erstaunen herunterhängenden Kinnlade und ungläubig aufgerissenen Augen, denn Cody lachte erneut, schlug mir noch einmal auf die Schultern und wurde übergangslos wieder ernst.
    »Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen«, sagte er. »Unser Zug fährt in einer Stunde, wissen Sie? Und wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Mister Craven – meiden Sie diese Gegend hier in Zukunft. Teagarden ist ein verdammt nachtragender Mensch. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie sich plötzlich mit einem Dolch im Rücken wiederfinden.«
    »Ich … bleibe ohnehin nur noch bis morgen in der Stadt«, antwortete ich stockend.
    Cody nickte deutlich erleichtert. »Gut«, sagte er. »Aber trotzdem – sehen Sie sich vor. Teagarden vergisst so leicht nichts. Und er weiß jetzt, dass Sie kein armer Mann sind.« Er seufzte. »Eigentlich wären wir es Ihnen schuldig, bis zu Ihrer Abreise auf Sie Acht zu geben. Aber leider wird unser Zug nicht so lange auf uns warten. Und wenn wir den Anschluss in Salt Lake City verpassen, müssen wir nach Europa

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