Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
erschrockene Stille im Raum aus.
Verwirrt wandte ich mich um und sah in die Richtung, aus der die beiden Schüsse gefallen waren.
Unter der Tür des Spielsalons war eine geradezu abenteuerliche Gestalt erschienen. Der Mann war sehr groß, ganz in helles Wildleder und Fransen gekleidet und trug eine sonderbare Mischung aus gezwirbeltem Schnauz- und fingerlangem Ziegenbart, die aber auf eigentümliche Weise zu seinem asketischen Gesicht passte. Sein dunkelbraunes Haar war sehr lang und quoll weit unter dem breitkrempigen Stetson hervor, der auf seinem Kopf thronte. Seine Kleidung und der überdimensionale Revolvergürtel, den er trug, blitzten unter dem Gewicht von buchstäblich Hunderten von silbernen Nieten und an seinen Stiefeln klimperten die gewaltigsten Sporen, die ich wohl jemals zu Gesicht bekommen hatte.
Im Grunde war es eine höchst lächerliche Erscheinung. Aber es lachte niemand, was zum Teil an den beiden rauchenden Colts liegen mochte, die der Cowboy in den Händen schwenkte …
Der Vorhang bewegte sich und ein zweiter Mann betrat den Salon, ähnlich gekleidet wie der erste, aber jünger und ein gutes Stück kleiner. In seiner rechten Armbeuge lag ein Gewehr.
Und den beiden auf dem Fuß folgte ein leibhaftiger Indianer.
Es war nicht irgendein Indianer. Schließlich war Amerika mein Heimatland und auch wenn ich den größten Teil meiner Jugend in den Hafenslums von New York verbracht hatte, war es nicht die erste Rothaut, die ich zu Gesicht bekam.
Aber niemals hatte ich einen Indianer wie ihn gesehen.
Ich schätzte sein Alter auf etwa sechzig Jahre. Trotzdem bewegte er sich nicht wie ein alter Mann, sondern schritt im Gegenteil stolz und hoch aufgerichtet an den beiden Cowboy-Imitationen vorbei und näherte sich Teagarden und mir.
Und obwohl er keine Waffe trug, wichen die Männer und Frauen vor ihm respektvoll beiseite, sodass eine schmale Gasse entstand. Der ältere Cowboy folgte ihm, während der Dritte im Bunde mit einer scheinbar mühelosen Bewegung auf die Bar hinaufsprang und sein Gewehr ein wenig höher hob.
Teagarden spannte sich neben mir, als die beiden ungleichen Männer auf uns zuschritten, und auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, der mir bewies, dass die beiden keine Fremden für ihn waren.
Auch seine letzten Schläger wichen zur Seite, als der alte Indianer und sein weißer Begleiter näher kamen. Der Weiße blickte mich nur flüchtig an, dann schob er seine Revolver in die mit silbernen Nägeln verzierten Holster an seinem Gürtel zurück und maß Teagarden mit einem abfälligen Blick.
»Nun, Ralph?«, fragte er spöttisch. »Überrascht, mich zu sehen? Ich sagte dir doch, dass ich dich noch einmal besuche, ehe wir die Stadt verlassen.«
»Verschwinde!«, fauchte Teagarden. »Was willst du hier? Du musst lebensmüde sein, hierher zu kommen.«
»Möglich«, antwortete der Cowboy gelassen. »Und was ich will, weißt du genau. Stell dich nicht noch dümmer, als du bist.« Er lachte leise, drehte sich herum und wandte sich an Teagardens Begleiterin, die die ganze Szene mit schreckgeweiteten Augen verfolgt hatte.
»Wir fahren noch heute, Annie«, sagte er. »Kommst du mit?«
»Den Teufel wird sie tun!«, fauchte Teagarden. »Sie -«
»Warum lässt du sie nicht selbst antworten?«, unterbrach ihn der Cowboy ruhig. »Also?« Das letzte Wort galt der schwarzhaarigen Schönheit.
Das Mädchen wich seinem Blick aus. Ich konnte direkt sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
»Ich … ich kann nicht, Bill«, sagte sie stockend. »Ich -«
»Du kannst nicht?«, fragte der mit Bill Angesprochene zweifelnd. »Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass die Süße mir noch die Kleinigkeit von neuntausendsiebenhundert Dollar schuldet«, mischte sich Teagarden ein.
Bill blickte ihn zweifelnd an, runzelte die Stirn und trat auf Annie zu. Er wollte sie am Arm ergreifen, aber sie wich mit einem raschen Schritt zurück. »Stimmt das?«, fragte er.
Annie nickte. Die Bewegung war kaum wahrnehmbar. »Es … es ist wahr«, gestand sie. »Ich … ich habe einen Schuldschein unterschrieben.«
»Siehst du?«, sagte Teagarden triumphierend. »Sie sagt es selbst.«
»Sie kann mich trotzdem begleiten«, beharrte Bill. Wie zufällig fiel seine rechte Hand dabei auf den Griff des Colts in seinem Gürtel herab.
Aber diesmal verfehlte die Geste ihre Wirkung. Teagarden lachte im Gegenteil noch lauter. »Na klar kann sie das«, sagte er. »Sobald sie ihre Schulden beglichen hat, ist sie
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