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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwimmen, fürchte ich. Also …« Er lächelte breit, streckte mir die Hand entgegen und wartete ganz offensichtlich darauf, dass ich sie ergriff.
    Stattdessen drehte ich mich herum, winkte eine Droschke herbei und machte meinerseits eine einladende Geste, als das Fuhrwerk neben uns am Straßenrand hielt.
    »Was soll das?«, murmelte Cody.
    Ich lachte leise. »Sie glauben doch nicht, dass Sie mir so leicht davonkommen, Buffalo Bill«, sagte ich. »Sie haben noch eine ganze Stunde Zeit, mir von sich und Ihrer Show zu erzählen, oder? Also werde ich Sie zum Bahnhof begleiten.«
    »Begleiten?«, murmelte Cody. »Aber Sie -«
    »Warum nicht?«, unterbrach ich ihn. »Nun kommen Sie schon. Wir fahren zum Bahnhof, trinken ein Bier zusammen und Sie erzählen mir für jeden einzelnen Dollar, den ich für Sie hingeblättert habe, eine spannende Geschichte.«
    Cody starrte mich an, als zweifelte er ernsthaft an meinem Verstand. Aber dann lachte er dröhnend, griff nach der Hand, die ich hilfreich ausgestreckt hatte, um Annie Oakley in den Wagen zu helfen, und drückte sie so kräftig, dass ich um ein Haar vor Schmerz aufgeschrien hätte.
     
    Midwailer schlug die Tür hinter sich zu, durchquerte die Halle mit raschen Schritten und setzte mit einer für einen Mann seines Alters erstaunlich sportlichen Bewegung über die Barriere hinweg, die ihn noch vom Bahnsteig trennte. Zwei seiner Kollegen, die im Schatten des Bahnhofsgebäudes standen und miteinander redeten, sahen überrascht auf, aber Midwailer schenkte ihnen nur ein rasches Kopfnicken und eilte weiter.
    Er war spät dran, wenn die große Uhr, die über dem Bahnsteig an zwei gewaltigen Ketten baumelte, richtig ging – und das tat sie meistens –, sogar schon zu spät; eine Minute über der Zeit; zwei, bis er den Zug erreichte. Eine Minute war eine lächerliche Zeit, zumal der Bahnhof von Frisco den Tag, an dem ein Zug pünktlich abgefahren oder eingetroffen wäre, noch nicht erlebt hatte. Aber Kennon hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er dafür sorgen würde, dass Midwailer dreikantig flog, wenn er noch ein einziges Mal zu spät kam.
    Midwailer lief noch schneller, sprang – die in grell roten Buchstaben gemalten Verbotsschilder ignorierend – auf die Geleise hinab und turnte mit komisch anmutenden Storchenschritten zu der schwarzen Lok auf dem gegenüberliegenden Trail hinüber. Kennons Gesicht war als heller Fleck in dem ungleichmäßigen Rechteck des Fensters zu erkennen und Midwailer glaubte das boshafte Grinsen auf seinen Zügen zu sehen.
    Midwailer hatte keine Ahnung, ob Kennon seine Drohung wahrmachte und ihn bei der Direktion anschwärzen würde, aber Kennon war ein Schwein und Midwailer hatte den Fehler begangen, ihm irgendwann einmal ziemlich deutlich zu sagen, was er von ihm hielt. Er war betrunken gewesen damals.
    Und – und das war sein eigentlicher Fehler – er hatte nicht gewusst, dass Kennon der Schwager des San Franciscoer Direktors der Union Pacific war.
    Midwailer verscheuchte den Gedanken, lief schneller und umrundete die Lok, so rasch er konnte. Kennon blickte aus dem Führerstand kühl auf ihn herab. Nur in seinen Augen lag ein böses Glitzern. Die Lokführermütze saß keck auf seinem Kopf; in der Stellung, in die Kennon sie immer sorgfältig brachte, weil er der Meinung war, dass dies zu seinem Gesicht passte.
    Neben seiner unerträglichen Widerwärtigkeit war Kennon auch noch einer der eitelsten Burschen, die Midwailer kannte; einer von diesen schneidigen jungen Typen Mitte Zwanzig, die durch Beziehungen Karriere gemacht hatten und zu allem Überfluss auch noch so aussahen, dass die Frauen nur so auf sie flogen.
    Nun, dachte Midwailer grimmig, was das anging, würde sich zeigen, was die Frauen von einem zwanzigjährigen Lokomotivführer ohne Zähne hielten, wenn Kennon seine Drohung wirklich wahrmachte und ihn bei seinem Schwager verpfiff.
    Endlich erreichte er die Eisenleiter, die zum Fahrerstand der Lok hinaufführte, griff danach – und wäre um ein Haar der Länge nach hingefallen, denn sein Fuß trat auf etwas Schlüpfriges; er glitt aus, kämpfte einen Moment mit wild rudernden Armen um seine Balance und fand im letzten Moment Halt.
    Kennon lachte schadenfroh und Midwailer schluckte die wütende Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, im letzten Moment herunter. Zornig sah er an sich herab und verzog angewidert das Gesicht, als er sah, worauf er ausgeglitten war.
    Dicht neben den Gleisen befand sich eine gut metergroße Pfütze

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