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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht, aber Sitting Bull drehte sich im Sattel herum und machte eine sonderbar flatternde Bewegung mit der Rechten, die überall und nirgends zugleich hindeutete. »Jemand folgt uns«, sagte er.
    »Sind Sie sicher?«, fragte ich. Ich selbst hatte nichts bemerkt, obwohl ich mir einbildete, ein recht passabler Fährtenleser zu sein und während der letzten anderthalb Stunden kaum etwas anderes getan hatte, als unsere Umgebung zu beobachten. Aber gleich darauf taten mir meine Worte schon wieder Leid. In Sitting Bulls Augen blitzte ein sanfter Spott auf, während Cody nur ärgerlich die Lippen verzog.
    »Wenn Sitting Bull sagt, dass uns jemand folgt, dann folgt uns jemand, mein lieber Junge«, sagte er unwillig. »Und zwar schon seit einer ganzen Weile.«
    Instinktiv drehte ich mich im Sattel um und blickte in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Aber natürlich sah ich nichts außer einem Himmel, der schon von einem fast schmerzhaften Blau war, und hitzedurchglühten Felsen.
    »Teagarden?«
    »Nicht Teagarden«, sagte Sitting Bull.
    »Nicht …?« Ich wandte mich abermals um und blickte ihn verwirrt an. »Aber wer dann?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sitting Bull ruhig. »Nicht Teagarden. Wir müssen vorsichtig sein.«
    Ich wollte antworten, aber diesmal kam mir Postlethwaite zuvor. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, sagte er. »Es wird bald so heiß werden, dass wir nicht weiterreiten können. Und es scheint mir ohnehin an der Zeit, eine kleine Rast einzulegen.« Er lächelte entschuldigend. »Ich bin des Reitens nicht so geübt wie die Herren.«
    Was die Untertreibung des Jahres war. Postlethwaite hockte auf seinem Pferd wie der berühmte Affe auf dem Schleifstein. Wahrscheinlich hatte er sich längst einen Wolf geritten. Aber ein entzündeter Hintern war allemal besser als ein Loch im Kopf, fand ich, und ich sagte es ihm.
    Cody lachte leise, als er Postlethwaites betroffenen Gesichtsausdruck sah, wurde aber sofort wieder ernst. »Lance hat gar nicht so unrecht, Bob«, sagte er. »Unser Vorsprung ist groß genug. Eine halbe Stunde mehr oder weniger macht da nichts aus. Und die Pferde brauchen eine Pause.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf einen mächtigen, wie einen Balkon überhängenden Felsen zehn Schritte vor uns, stieg ohne ein weiteres Wort aus dem Sattel und führte sein Pferd am Zügel in den Schatten.
    Mit gemischten Gefühlen folgte ich ihm. Auch ich war rechtschaffen müde und mein schmerzender Rücken erinnerte mich schon eine ganze Weile daran dass ich kaum mehr Übung im Reiten hatte als Postlethwaite. Aber ich war nicht ganz so optimistisch wie Cody, was unseren Vorsprung vor Teagarden und seinen Männern anging.
    Trotzdem kletterte auch ich aus dem Sattel, versuchte den Gentleman zu spielen und Annie vom Rücken ihres Pferdes zu helfen und erntete ein spöttisches Lachen, als sie sich mit einer schon fast unanständig eleganten Bewegung aus dem Sattel schwang und Cody und Sitting Bull folgte.
    Postlethwaite ließ sich mit einem erleichterten Seufzer in den Schatten sinken und nach einem Augenblick tat ich es ihm gleich. Ich genoss das Gefühl, endlich einmal wieder auf festem Boden zu sitzen und den Rücken irgendwo anlehnen zu können.
    Die Einzigen, die sich nicht setzten, waren Sitting Bull und Cody.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Ich denke, du wolltest eine Rast einlegen?«
    Cody lächelte flüchtig. »Ruh dich ruhig aus«, sagte er jovial. »Sitting Bull und ich sehen uns ein bisschen in der Gegend um.«
    »Ich helfe euch«, sagte ich. Natürlich war dieses Angebot nur rein rhetorisch gemeint und ebenso natürlich erwartete ich, dass Cody es ablehnen und darauf bestehen würde, dass ich sitzen blieb und meinen schmerzenden Knochen eine Pause gönnte.
    Er dachte nicht daran, sondern nickte im Gegenteil, beugte sich vor und streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen.
    Widerstrebend stand ich auf, schleppte mich zu meinem Pferd und klaubte die Winchester aus der Satteltasche. Das Metall der Waffe war so heiß, dass ich mir fast die Finger daran verbrannte.
    Cody deutete auf einen Felsen, der sich wie ein Leuchtturm vierzig, fünfzig Fuß über unser improvisiertes Lager erstreckte. »Von dort oben müssten wir einen guten Ausblick haben«, sagte er. »Ich steige hinauf und sehe mich um. Du kannst mit Sitting Bull gehen. Haltet die Augen offen. Und seid vorsichtig.«
    Der letzte Satz, fand ich, war höchst überflüssig.
    Missgelaunt schwang ich mein Gewehr über

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