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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Deckung der Felsen.
    Gehetzt sah ich mich um. Cody und Annie lagen sicher in der Deckung eines Felsens, und Postlethwaite war irgendwo in dem Durcheinander verschwunden. Aber Sitting Bull hockte noch immer auf dem Pferd, den Strick um den Hals. Die Männer, die ihn gefoltert hatten, waren ausnahmslos tot oder verwundet. Aber sein Pferd begann bereits zu bocken. Noch Sekunden, dann würde es in heller Panik davonrennen – und diesmal war keiner da, der Sitting Bull festhielt!
    Wie von Sinnen rannte ich los. Ein Pfeil sirrte an mir vorüber, ein zweiter streifte meine Hüfte und hinterließ eine brennende Spur auf meiner Haut. Ich begann im Zickzack zu rennen, setzte über den Leichnam eines von Teagardens Killern hinweg und stolperte.
    Als ich mich wieder auf die Füße erhob, hatte sich das Bild abermals geändert. Der Pfeilhagel hatte so abrupt aufgehört, wie er begonnen hatte, aber zwischen den Felsen waren schier Dutzende von hageren, sonnenverbrannten Gestalten erschienen, grell bemalt und alle nur erdenklichen Waffen schwingend. Indianer!, durchzuckte es mich. Ein Stamm von Indianern, auf dessen Gebiet wir geraten waren! Das also war der Grund, warum aus diesem Tal niemals jemand zurückgekommen war!
    Und plötzlich sah ich etwas, was mich vor Schrecken aufschreien ließ! Einer der Roten, ein besonders großer, noch relativ junger Mann, sprang mit einem gewaltigen Satz über einen Felsen hinweg, schrie ein paar Worte in einer mir unverständlichen Sprache und rannte, ein kurzes Steinbeil schwingend, geradewegs auf Sitting Bull zu.
    Und ich setzte alles auf eine Karte. Mit aller Macht stieß ich mich ab, versuchte mich im Sprung zu drehen und das rechte Bein an den Körper zu ziehen und trat nach der Brust des Indianers; eine Technik, die ich während meines Savate-Trainings tausend Mal erfolgreich geübt hatte.
    An gehobelten Brettern, die sich nicht bewegten, und auch nicht unbedingt mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen.
    Mein Fuß stieß ins Leere. Ich traf den Indianer nicht, aber dafür drehte er sich mitten im Schritt herum und knallte mir seine Axt gegen den Schädel.
    Immerhin riss ich ihn mit mir zu Boden.
    Aber während ich, halb betäubt vor Schmerz, liegen blieb, federte er mit einer kraftvollen Bewegung in die Höhe, schwang sein Beil und zielte noch einmal nach meinem Scheitel – aber diesmal nicht mit der Breitseite der Waffe, sondern der scharf geschliffenen Klinge. Wie durch einen blutigen Nebel sah ich seine Gestalt über mir aufwachsen. Ich versuchte, nach ihm zu treten, aber er schlug mein Bein einfach beiseite und hob mit einem gellenden Kriegsruf seine Axt.
    Ich tat das Einzige, was mir in dieser Situation noch vernünftig erschien. Ich schloss die Augen und wartete auf das Ende.
    In diesem Moment stieß Sitting Bull einen schrillen, sonderbar klingenden Laut aus.
    Und der Indianer erstarrte.
    Selten zuvor im Leben hatte ich auf dem Gesicht eines Menschen einen Ausdruck solcher Fassungslosigkeit gesehen wie jetzt auf dem des Indianers. Für drei, vier Sekunden schien er zur Salzsäule zu erstarren, dann drehte er sich ganz langsam zu Sitting Bull um, senkte seine Axt und starrte den alten Indianer an.
    Sitting Bull sprach weiter, noch immer in der gleichen sonderbaren Sprache und plötzlich antwortete der Indianer im gleichen Idiom. Ich verstand die Worte nicht, aber seine Stimme klang eindeutig unterwürfig!
    Sitting Bull sprach weiter und mit jedem Wort schien der Indianer mehr in sich zusammenzuschrumpfen. Die mit Respekt gemischte Überraschung auf seinen Zügen machte eindeutig Furcht Platz – und mit einem Male fuhr er herum, riss beide Arme in die Höhe und stieß einen trällernden, an einen Vogelruf erinnernden Schrei aus.
    Beinahe im gleichen Moment hörte der Angriff der Eingeborenen auf.
     
    Die Bestie näherte sich dem Berg. In ihrem dumpfen, nur aus Instinkten und brodelnder Gier bestehenden Intellekt war dies der einzige Weg, den sie sich eingeprägt hatte. Der Berg und das Tor, hinter dem wohliges Vergessen und tiefer Schlaf warteten. Ein Schlaf, aus dem sie nur erwachte, um zu fressen. Sie hatte auch eine schwache Erinnerung an etwas Helles, ungemein Heißes, das mit diesem Berg zu tun hatte.
    Etwas musste geschehen, damit sie das verschlossene Tor durchschreiten und ihren vollgefressenen Wanst zu wohliger Ruhe niederlegen konnte.
    Aber es geschah nicht.
    Lange, sehr lange stand das Ungeheuer da und wartete, bis es schließlich – unendlich langsam – zu

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