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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wurde Cody langsamer und hielt schließlich ganz an. Ich atmete hörbar auf, aber meine Erleichterung bekam sofort wieder einen Dämpfer, denn als ich absteigen wollte, machte Bill nur eine rasche, abwehrende Bewegung mit der Hand und wandte sich an Postlethwaite.
    »Wie weit ist es noch bis zu diesem Berg?«, fragte er.
    Postlethwaite überlegte einen Moment, dann zuckte er die Achseln. »Das weiß ich nicht.«
    Cody verzog ärgerlich das Gesicht. »Was soll das heißen? Haben Sie diese beschissene Karte bei sich oder nicht?«
    Seine Gereiztheit überraschte mich. Ich hatte Bill niemals in diesem Ton sprechen hören.
    »Natürlich habe ich eine Karte«, antwortete Postlethwaite beleidigt. »Doch sie basiert nur auf dem, was ich vermute. Und -«
    »Dann haben Sie vielleicht die Freundlichkeit, uns Ihre Vermutungen mitzuteilen?«, fauchte Cody.
    »Sir!«, sagte Postlethwaite heftig. »Ich muss doch bitten. Ich bin Wissenschaftler, kein Hellseher. Der Berg liegt irgendwo in dieser Richtung.« Er deutete nach Norden, in die Richtung, in die wir den ganzen Tag geritten waren. »Vielleicht in einer Meile Entfernung …«
    Cody atmete erleichtert auf.
    »… vielleicht in fünf …«
    Cody blinzelte.
    »Vielleicht auch in fünfzig«, fuhr Postlethwaite unbeeindruckt fort. »Vielleicht gibt es ihn auch gar nicht. Ich bin kein Hellseher, Sir!«
    Buffalo Bills Gesicht lief rot an, aber in diesem Moment mischte ich mich ein, um ein endgültiges Ausbrechen des drohenden Streites zu verhindern. Postlethwaite schien mir ganz der Mann, der äußerst mimosenhaft reagieren würde, wenn irgendjemand an seinen wissenschaftlichen Fähigkeiten zu zweifeln wagte.
    »So weit kann es nicht mehr sein, Bill«, sagte ich hastig. Ich deutete nach Norden. Es wurde bereits dunkel und die Berge waren nur noch als verschwommene Schatten zu erkennen. Aber als Schatten, die deutlich näher gekommen waren. »Wir haben das Tal fast durchquert.«
    »Das ist es ja gerade, was uns Sorgen macht«, antwortete Bill gepresst.
    »Uns?« Ich starrte ihn an, dann verstand ich. Mit einem fragenden Blick wandte ich mich an Sitting Bull. »Was hat es mit diesen Bergen auf sich, Häuptling?«, fragte ich.
    Im ersten Moment schien es, als wolle Sitting Bull – wie beinahe üblich – gar nicht auf meine Frage reagieren. Aber dann antwortete er doch, wenn auch, ohne mich dabei anzusehen.
    »Mein Volk nennt sie die Toten Berge«, sagte er leise. »Niemand, der je seinen Fuß dort hinein gesetzt hat, ist jemals wieder gesehen worden.«
    »Übrigens auch kein Weißer«, fügte Bill hinzu.
    Ich blickte ihn zweifelnd an. »Bist du sicher?«
    Bill nickte erneut. »Niemand spricht darüber, aber es ist so«, sagte er. »Es gibt keinen Ausgang aus diesem Tal. Nicht auf dieser Seite.«
    Verwirrt blickte ich abermals zu den Bergen hinaus. Sie waren nicht mehr sehr deutlich zu erkennen, aber sie schienen mir nicht sehr hoch. Nicht hoch genug jedenfalls, um unbezwingbar zu sein.
    Aber vielleicht war es auch nicht ihre Höhe, die sie so gefährlich machte …
    Abermals glaubte ich die Fremdartigkeit und Feindseligkeit dieses Tales zu spüren. Es war, als berühre mich eine unsichtbare Hand. Ich schauderte, versuchte das Gefühl abzuschütteln und wollte weiterreiten, doch Cody streckte rasch die Hand aus und hielt die Zügel meines Pferdes fest.
    »Wir legen eine Rast ein«, sagte er. »Eine halbe Stunde. Und unser Professor«, fügte er mit einem finsteren Seitenblick auf Postlethwaite hinzu, »kann inzwischen seine Karten wälzen. Vielleicht weiß er hinterher mehr.«
    Postlethwaite schenkte ihm einen bösen Blick.
     
    Das Ungeheuer tobte. Seine gewaltigen Kiefer krachten immer wieder aufeinander und bissen in irrer Wut nach einem imaginären Gegner; sein Schwanz, massig wie ein Baum und so hart, als wäre er aus Stahl gegossen, prallte immer wieder gegen Felsen und Stein und zermalmte sie und seine Klauen zischten wie tödliche Dolche durch die Luft.
    Ixmal beobachtete den Drachen seit einer ganzen Weile. Seine Finger lagen so fest um die kleine Beinflöte, dass seine Knöchel weiß durch die Haut traten. Aber noch berührte das Instrument nicht seine Lippen. Er musste warten. Der Moment, den Ruf erklingen zu lassen, war noch nicht gekommen.
    Vielleicht hatte er auch nur Angst.
    Er verstand nicht, was den Drachen so wütend gemacht hatte. Vielleicht war es die Nähe der fremden weißen Götter, die ihn in Raserei versetzte. Ixmal hatte sich dem Drachen oft genähert und mehr

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