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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als einmal auf weit kürzere Distanz als heute. Jetzt wagte er es nicht. Denn er war nicht einmal sicher, ob ihn die Flöte vor dem Zorn der Bestie schützte. Das Tier tobte wie in Raserei.
    Aber er musste es tun. Nicht nur sein Schicksal hing davon ab, sondern vielleicht das des ganzen Stammes. Die fremden weißen Götter hatten sich dem verbotenen Berg schon gefährlich weit genähert.
    Vorsichtig hob er die Flöte an die Lippen, trat aus dem Sichtschutz des Felsens heraus und wartete, bis der Drache ihn gesehen hatte. Das Ungeheuer stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, fuhr mit einer rasend schnellen Bewegung herum und stieß den Schädel in seine Richtung. Ein Schwall heißer, stinkender Luft hüllte Ixmal ein, als es den gewaltigen Rachen aufriss. Gleichzeitig streckten sich seine winzigen Vorderpfoten aus, um den frechen Menschen zu packen und zu zerreißen.
    Ixmal blies die Flöte.
    Und im selben Augenblick, in dem der erste Ton aus dem kleinen Instrument drang, erstarrte der Drache.
    Ixmal blies weiter.
     
    Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, wach zu bleiben, musste ich wohl doch eingeschlafen sein, denn das Nächste, woran ich mich erinnere, war Codys Hand, die unsanft an meiner Schulter rüttelte.
    Ich versuchte sie abzustreifen, aber Cody knurrte nur ungehalten und schüttelte und rüttelte weiter, bis ich widerwillig die Augen öffnete.
    »Was ist los?«, knurrte ich ungehalten.
    »Der Professor ist weg!«, rief er erregt.
    Das reichte, mich schlagartig wach werden zu lassen. Mit einem Schrei sprang ich hoch, stieß mir dabei kräftig den Schädel an einem Grat des Felsens an, in dessen Schutz ich mich niedergelegt hatte, und sah mich erschrocken um.
    Es war Nacht geworden. Die Felsen waren vollends zu finsteren, unheimlichen Dingen verblasst und die Schatten waren aus ihren Verstecken gekrochen und woben das Lager in ein Netz von Furcht und Dunkelheit ein. Annie hockte dicht neben mir und sah Cody und mich abwechselnd betroffen an, während Sitting Bull irgendwo dicht an der Grenze des gerade noch sichtbaren Teils unseres Lagers auf Händen und Knien herumkroch und offensichtlich versuchte, im blassen Licht des Mondes so etwas wie eine Spur zu entdecken.
    »Was ist passiert?«, fragte ich noch einmal.
    »Ich war bei den Pferden«, antwortete Bill. »Wollte nur nach den Tieren sehen. Als ich zurückkam, war Lance nicht mehr da.« Er seufzte. »Der Kerl muss verrückt geworden sein! In diesem Labyrinth würde nicht einmal Sitting Bull den Rückweg finden.«
    Als hätte er seinen Namen gehört und reagiere darauf, richtete sich der Indianer in diesem Moment auf und winkte Cody und mich herbei. Seine ausgestreckte Hand wies nach Norden, als wir neben ihm anlangten. »Er ist dort entlang«, sagte er. »Ich glaube es jedenfalls.«
    »Du glaubst?«, frage Cody stirnrunzelnd.
    Sitting Bull zuckte die Achseln. »Der Boden ist hart«, sagte er. »Und das Licht schlecht.« Es klang nicht wie eine Entschuldigung und es war wohl auch keine, sondern schlichtweg eine Feststellung.
    Ich für meinen Teil sah indes nicht einmal den Boden, sondern nur ein Durcheinander aus finsteren Schatten, auf denen Sitting Bull hockte. Wie er hier auch nur die Spur einer Spur entdeckt haben wollte, war mir ein absolutes Rätsel.
    Aber Buffalo Bill schien keine Zweifel mehr zu hegen. Er wartete, bis Sitting Bull aufgestanden war, dann nahm er sein Gewehr von der Schulter und folgte dem greisen Indianer ohne ein weiteres Wort. Auch Annie Oakley und ich schlossen uns an.
    Sitting Bull führte uns in raschem Tempo durch ein wahres Labyrinth. Es war so dunkel, dass ich zum Teil nicht einmal mehr die Felsen sah, zwischen denen wir hindurchliefen, und selbst Sitting Bulls Gestalt zu einem hellen Fleck zu verblassen schien.
    Plötzlich erscholl vor uns ein gellender Schrei!
    »Lance!«, rief Cody. »Das ist Lance!«
    Wir rannten los, nahezu blind und nur noch Sitting Bulls Schatten folgend. Cody und Annie entsicherten ihre Waffe und auch ich griff widerstrebend nach dem Colt, den ich unter meinen Gürtel geschoben hatte – obgleich ich zu ahnen glaubte, dass den Gefahren, die in diesem Labyrinth aus Schatten und Nacht auf uns lauern mochten, nicht auf diese Weise zu begegnen war.
    Der Schrei wiederholte sich nicht, aber dafür hörten wir ein sonderbares helles Wimmern und Heulen, als winde sich dort vor uns jemand in unsäglichen Qualen; und als ich dicht hinter Sitting Bull und Cody um einen letzten Felsen bog, sah ich

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